Walkenried. Walkenried ringt um Kinderbetreuung: Optionen und Kosten sind klar, der Vorschlag der Verwaltung aber abgelehnt. Die wichtigsten Infos.

• Kinderbetreuung in Walkenried: Das ist für die Zukunft geplant
• Diese Standorte gibt es für die neue Kindertagesstätte in Wieda
• Das sind die Kosten sowie die verschiedenen Vor- und Nachteile

Wieda soll eine moderne Kindertagesstätte erhalten. Darin sind sich die Vertreter der Gemeindeverwaltung in Walkenried und der Ortspolitik einig. Die Standortfrage bleibt allerdings vorerst weiter ungeklärt. Die Vertreter des Ausschusses für Schule und Kindergärten lehnten die Vorlage der Verwaltung mehrheitlich ab, einen Neubau einer Kita auf dem Gelände des ehemaligen Sportplatzes zu forcieren. Insgesamt fünf Varianten für die Kita präsentierten Bürgermeister Lars Deiters und Bauamtsleiter Norman Walther, für die teilweise auch Gutachten erstellt wurden, doch der Politik ging das Votum letztlich zu schnell.

Warum muss eine Kindertagesstätte im Südharz überhaupt gebaut bzw. saniert werden?

• Bei einer Prüfung der elektrischen Anlagen durch eine Fachfirma wurden für die gesamte Immobilie „Schulstraße 6“ in Wieda erhebliche Mängel festgestellt. Betroffen war auch die Kindertagesstätte „Spatzennest“, welche infolgedessen vorübergehend in die Kindertagesstätte in Zorge ausgelagert wurde. Zwischenzeitlich wurde die Elektroanlage im Bereich der Kindertagesstätte repariert. Die Immobilie ist jedoch auch weiterhin stark sanierungsbedürftig.
• Für den mittelfristig prognostizierten gesteigerten Bedarf an Kita-Plätzen benötigt die Gemeinde Walkenried zusätzlich noch je eine Krippen- und eine Kindergartengruppe. Diese sollen in Wieda entstehen.

Das sind die Standpunkte von Politik und Verwaltung in Walkenried:

• Gemeindebürgermeister Lars Deiters erklärt, dass die Verwaltung, wie in der Vorlage beschrieben, klar die Variante 4 bevorzuge. Dafür hätten sich auch die Beiräte der Kindergärten in ihren Stellungnahmen ausgesprochen. Nicht infrage komme aus seiner Sicht der Umbau der ehemaligen Grundschule in Walkenried. Dieser sei zwar günstiger, sorge aber dafür, dass es in Wieda keine Kita mehr gebe.
• Die Ausschussvorsitzende Jessica Herzberg (SPD) monierte, dass beim Vorschlag der Verwaltung nur die reine Kita entstehe, es aber keine Räume für die Heilpädagogischen Einrichtung der Lebenshilfe (HEL) und die AWO gebe. „Im Kurhaus können wir das alles schaffen und Mieteinnahmen generieren. Zudem haben wir noch die Wohnung zur Vermietung und die Versammlungsstätte“, erklärte sie mit Blick auf Variante drei. Ferner sei der Gemeindeelternrat nicht zu dem Vorhaben gehört worden, was rechtlich vorgeschrieben sei.
• Ausschussmitglied Martin Neulen (CDU) monierte, dass die Vorlage die Politik zu spät erreicht habe. „Ich finde es schwierig, jetzt hier eine Entscheidung zu treffen, wir sollten uns in den Fraktionen erst noch einmal beraten.“

Variante 1: Sanierung der aktuellen Kindertagesstätte, Schulstraße 6, in Wieda:

• Pro: Im Obergeschoss bzw. restlichen Gebäude könnten Räume, die nicht von der Kita genutzt werden, zur Vermietung an die HEL und/oder AWO angeboten werden
• Contra: Immobilie ist insgesamt stark sanierungsbedürftig, das komplette Gebäude müsste von Grund auf saniert werden; problematische Anbindung und schwieriger Rettungsweg wegen einer engen Straße hin zum Gebäude, wenig Parkplätze vor Ort
• Kostenschätzung: 5.841.600 Euro, darin enthalten die Zwischenlösung für die Containerlösung während der Bauphase (670.600 Euro)
• Besonderheiten: Während der Bauzeit (zwei Jahre sind geplant) müsste die Kindertagesstätte als Zwischenlösung in eine angemietete Container-Kita auf dem Sportplatz Wieda umziehen

Variante 2: Sanierung der alten Grundschule in Walkenried:

• Pro: Immobilie ist in einem guten Zustand
• Contra: extrem begrenzte Außenanlagen, problematische Verkehrssituation (wenig Parkplätze, viel Straßenverkehr in der Nähe), allen voran aber: Wieda hätte bei der Umsetzung dieser Variante keine Kita mehr direkt im Ort
• Kostenschätzung: 2.607.000 Euro

Variante 3: Umbau des Kurhauses Wieda:

• Pro: HEL und AWO könnten in das Gebäude mit einziehen - und somit auch Mieteinnahmen generiert werden, auch eine Nutzung als Versammlungsstätte (für 100 Personen) wäre möglich
• Contra: Der Grundriss des Gebäudes müsste umfangreich verändert werden, auch die Freiflächen komplett neu geordnet - das beinhaltet den Rückbau der vorhandenen, befestigten Straßen- und Parkplatzflächen, die Schaffung von Freiflächen für die Außenanlagen der Kita und der HEL und die Neuanlage und Anpassung der Erschließungsstraße und der Parkplatzflächen
• Kostenschätzung: 5.220.000 Euro
• Besonderheiten: Für die Freiwillige Feuerwehr, die Teile des Gebäudes aktuell nutzt, müssten Räume für Sanitäranlagen zur Verfügung gestellt werden

Variante 4: Neubau einer Kindertagesstätte auf dem Sportplatz in Wieda (herkömmlicher Bau):

• Pro: Ausreichend Raum zur individuellen Gestaltung der neuen Kita, das Sportlerheim vor Ort bleibt erhalten
• Contra: Der Sportplatz würde endgültig wegfallen
• Kostenschätzung: 3.686.000 Euro, darin enthalten der Bau einer neuen, notwendigen Straßenanbindung (165.000 Euro) inklusive Gehweg, Beleuchtung und Abwasserkanal
• Besonderheiten: Die nicht benötigten Restflächen des alten Sportplatzes könnten mit der Schaffung eines Mehrzweckplatzes aufgewertet werden (Kostenschätzungen hierfür gibt es noch nicht)

Variante 5: Neubau einer Kita auf dem Sportplatz Wieda in Containerbauweise:

• Pro: Die Errichtung der Einrichtung kann in sehr kurzer Bauweise erfolgen
• Contra: Hohe Kosten
• Kostenschätzung: 4.240.000 Euro, darin enthalten der Bau einer neuen, notwendigen Straßenanbindung (165.000 Euro)
• Besonderheit: Die Möglichkeit einer Anmietung der Module/Container wurde geprüft, erwies sich aber aufgrund der auf Dauer ausgelegten Nutzung als unrentabel

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Bauamtsleiter Norman Walther skizzierte auch Fördermöglichkeiten für die verschiedenen Varianten. Bei Nummer eins bis drei könnte die Kommune über die Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) Gelder beantragen unter dem Programm „Sanierung von bestehenden Immobilien zum Effizienzgebäude“. Konkret bedeutet dies nach Analyse der Verwaltung: 730.200 Euro mögliche Fördermittel für Variante eins, 325.875 Euro für die zwei, 652.500 Euro für die drei. Die Varianten vier und fünf könnten aus dem KFW-Programm „Klimafreundlicher Neubau“ etwa 241.625 für die vier, beziehungsweise 276.250 Euro für die fünf erhalten.

Die komplette und ausführliche Vorlage der Gemeindeverwaltung zu den verschiedenen Varianten, sowie die Stellungnahmen der Beiräte der Kindergärten ist online unter https://rathaus.walkenried.de/ nachzulesen.

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