Wieda. Förderverein ist unzufrieden mit der Notlösung in Zorge und warnt vor Qualitätsverlust bei der Kinderbetreuung

Der Kindergarten in Wieda ist umgezogen. Wegen schwerwiegender baulicher Mängel am Kindergarten Spatzennest ist ein Weiterbetrieb in dem Gebäude nicht möglich, das nun auch mit auf der Liste mit Immobilien steht, die die Gemeinde Walkenried verkaufen möchte. Als Notlösung teilt sich der Wiedaer Kindergarten aktuell eine Unterkunft mit dem Kindergarten in Zorge. Die Sprecher Babett Mertzdorff, Sebastian Janke, Denise Faupel und Andrea Bischoff des Fördervereins Kindergarten Wieda kritisieren die Vorgehensweise der Gemeindeverwaltung scharf.

„Wieda verliert seinen Kindergarten – Qualitativ hochwertige Kinderbetreuung in Gefahr“, heißt es in einer Stellungnahme. Die Eltern werfen der Verwaltung eine undurchsichtige Kommunikation und ungeklärte Fragen vor. Während Gemeindebürgermeister Lars Deiters Anfang Februar gegenüber dem Harz Kurier betonte: „Die Einrichtung wird in Wieda wieder öffnen“, soll er auf einer Elternversammlung am 7. Februar klar gestellt haben, dass eine Rückkehr in das ursprüngliche Gebäude nicht garantiert werden kann, solange eine Sanierung geprüft wird. Bei der Ratssitzung am 23. Februar beschloss der Rat dann ohnehin, dass das Gebäude zu den Immobilien gehört, die die Gemeinde verkaufen will.

Dreh- und Angelpunkt für Familien

„Mit der Schließung des Kindergartens verlieren wir in Wieda nicht nur einen zentralen Dreh- und Angelpunkt für Familien, sondern auch ein gut vernetztes pädagogisches Team vor Ort, mit einem qualitativ hochwertigen Konzept, welches nicht selten Jung und Alt zusammenbrachte“, heißt es seitens der Eltern.

Sie sind überzeugt, dass die Kindertagesstätten Wieda und Zorge durch die Zusammenlegung ein nicht unerhebliches und für die Kinder kaum tragbares Maß an Qualität einbüßen. „Nicht nur der Platz in den Räumlichkeiten ist nun stark eingeschränkt, sondern beide Gruppen sind auch dazu gezwungen, innerhalb kürzester Zeit und für unbestimmte Dauer, elementare Gewohnheiten der Kinder sowie der pädagogischen Ansprüche zurück zu stellen und aneinander anzupassen“, so der Förderverein. Zwei völlig unterschiedliche Konzepte stünden einander gegenüber und weder guter Wille, noch fachliche Kompetenz könnten die Einbußen durch die Gegebenheiten in vollem Umfang ausgleichen.

Betreuungsservice stark eingeschränkt

So entfalle beispielsweise die Möglichkeit einer Ruhepause, die in Form von Mittagsschlaf für die Kleinsten im Krippenalter in Wieda gegeben war. Durch die beengten Umstände in den Räumlichkeiten in Zorge sei das nicht möglich. Außerdem entfalle das Zähneputzen gänzlich, weil es Probleme mit dem Trinkwasser gebe, die schon seit Jahren nicht behoben wurden.

Weiterhin könnten keine gezielten Angebote für die Zwei- bis Dreijährigen stattfinden, ebenso wenig für die Vorschulkinder, was diese auf lange Sicht benachteiligen könnte.

Am bittersten finden die Eltern, dass am neuen Standort in Zorge der Integrativstatus kaum Beachtung finden könne. Es wurde zwar laut Verwaltung ein Container für die bisher im Kindergarten gewährleisteten Therapieeinheiten und heilpädagogischen Angebote bestellt – wann dieser jedoch auf dem Parkplatz der Kita Zorge stehen wird, sei ungewiss.

Auch die Vermittlung lebenspraktischer Fähig- und Fertigkeiten leide unter den neuen Umständen, denn in Zorge könnten die Kinder aus dem „Spatzennest Wieda“ nicht zusammenkochen und auch kaum die Mahlzeiten wie bisher gemeinsam vor- und zubereiten.

Wichtiger Bildungsauftrag

Die Qualität des Betreuungsangebotes betrifft nicht nur Öffnungszeiten und Gewährleistung einer Aufsichtspflicht, erinnern die Verfasser der Stellungnahme. Viel wichtiger sei der Bildungsauftrag, der hinter Allem steht.

„Was bleibt also, wenn Integrativkonzept, Vorschularbeit, frühkindliche Bildungs- und Entwicklungsangebote, lebenspraktische Fähigkeiten, Bewegungs- und Platzangebot, Hygiene, Entspannung und Rückzugsmöglichkeiten so begrenzt werden?“, fragen sie und warnen zudem: „Wie viel Zeit ist als ,Notlösung’ tragbar und kann vor allem den Kindern und pädagogischen Fachkräften beider Kindergärten zugemutet werden?“

Abschließend heißt es in der Stellungnahme des Fördervereins: „Wir alle wünschen uns, dass unser Kindergarten autark bleiben kann, um alle Qualitätsmerkmale, die bisher durch die gute und lobenswerte Arbeit unserer pädagogischen Fachkräfte, sowie die vergangenen guten äußeren Bedingungen herrschten, aufrecht zu erhalten. Und dies wünschen wir uns insbesondere für den Standort Wieda. Denn dieser verliert mit dem Kindergarten ein elementares Stück an Familienfreundlichkeit, an Attraktivität für einen Zuzug junger Familien und an Lukrativität für die Gemeinde.“