Meppen/Wolfsburg. Erst rettet die VfL-Torjägerin ihrem Team einen 3:2-Sieg in der Frauenfußball-Bundesliga in Meppen, dann kritisiert sie die Leistung ihrer Mannschaft.

Der 16. Saisontreffer von Alexandra Popp in der Frauenfußball-Bundesliga gehörte zu den schönsten – und den wichtigsten: Die 32 Jahre alte Kapitänin des VfL Wolfsburg erzielte als Joker in der vierten Minute der Nachspielzeit den 3:2 (0:1)-Siegtreffer beim SV Meppen. Ganz am Ende einer Partie, in der die Wolfsburgerinnen haarscharf an einer Blamage vorbeischrammten. Die beste Torjägerin der Liga sicherte damit Platz 2 ab und hielt so auch die Resthoffnung ihres Teams auf die Meisterschaft offen. Weil Spitzenreiter FC Bayern München am Samstag nur 0:0 in Leverkusen spielte, können die Wolfsburgerinnen am letzten Spieltag theoretisch noch Meister werden. Voraussetzung: Bayern gewinnt nicht gegen Schlusslicht Turbine Potsdam, und der VfL besiegt Pokalfinal-Gegner SC Freiburg.

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Mit einer Leistung wie am Sonntagnachmittag wird das allerdings schwierig. Und so war die Wolfsburger Matchwinnerin nach der Partie bei aller Erleichterung über den knappen Erfolg auch mächtig angefressen, sagte bei Magenta-TV: „Das darf uns nicht passieren. Ich bin trotz der drei Punkte extrem geladen. Die Art und Weise war nicht VfL-like. Uns war klar, dass Meppen alles reinhaut. Es müssen sich ganz viele an die eigene Nase fassen.“

Erst getroffen, dann kritisiert: VfL-Kapitänin Alexandra Popp erzielte in Meppen den Siegtreffer, zeigte sich dann so gar nicht einverstanden mit der Leistung ihrer Mannschaft.
Erst getroffen, dann kritisiert: VfL-Kapitänin Alexandra Popp erzielte in Meppen den Siegtreffer, zeigte sich dann so gar nicht einverstanden mit der Leistung ihrer Mannschaft. © imago/foto2press | IMAGO/Oliver Baumgart

VfL in Meppen: „Nicht zielstrebig nach vorne, ein bisschen träge“

Denn fast hätte der Favorit die Steilvorlage aus Leverkusen liegen gelassen. Und das auf ganz sträfliche Weise. Der SVM warf natürlich alles rein, stand hinten kompakt, störte aber auch immer wieder früh den Wolfsburger Spielaufbau. Und zeigte sich giftig: Mit einem Sonntagsschuss von Sarah Schulte ging der Tabellenvorletzte sogar in Führung. Joelle Wedemeyer, die als eine von fünf neuen Spielerinnen nach dem Triumph im DFB-Pokal-Endspiel in die Startelf rotiert ist, sah als Gegenspielerin gar nicht gut aus.

Und der VfL? „Wir waren nicht zielstrebig nach vorne, es wirkte ein bisschen träge. Uns war schon bewusst, dass Bayern gepatzt hat. Da erwarte ich, dass wir Druck aufbauen.“ Das gelang nur selten. Die beste Chance der ersten 45 Minuten hatte Linksverteidigerin Felicitas Rauch, deren als Flanke gedachter Schuss an den Pfosten ging (20. Minute).

Es wurde nach der Halbzeit zunächst kaum besser. Rebecka Blomqvist setzte den Ball aus zwei Metern vor dem leeren Tor an die Latte – das passte irgendwie zu dieser VfL-Leistung. Dabei waren die Wolfsburgerinnen nach dem Finale in Köln extra nicht nach Hause gefahren, hatten die Tage bis Meppen im niederländischen De Lutte verbracht, um für den Saisonendspurt den Kopf freizukriegen.

Matchwinnerin Popp: Solche Tore mache ich relativ selten

Auch nach dem Ausgleich durch Jill Roord (63.) wurde es nur bedingt besser, obwohl die Gäste nun mehr drückten. Ein zu kurz geratener Rückpass von Dominique Janssen verspielte in der 84. Minute fast wieder alles, Meppens Lisa Josten hatte aufgepasst, mit ihrem Treffer das Stadion in ein Tollhaus verwandelt. Die Sensation war zum Greifen nah. Doch Meppen schwanden zusehends die Kräfte, während Stroot von der Bank nach und nach Topkräfte nachlegen konnte.

Unter anderem Pauline Bremer, die noch in der regulären Spielzeit zum 2:2 einköpfte. Und eben Popp, die einen langen Ball von Bremer aufnahm und dann über Meppens Keeperin Laura Sieger schlenzte. „Solche Tore mache ich relativ selten. Ich bin froh, dass wir den Druck mit unseren Wechseln hochhalten konnten“, sagte die VfL-Matchwinnerin.

Stroot strich einen der wenigen positiven Aspekte nach diesem natürlich verdienten, in der Entstehung aber glücklichen Sieg heraus. „Es war nicht der Tag, wie wir ihn geplant hatten. Aber es ist außergewöhnlich, dass wir diesen 1:2-Rückstand noch umgedreht haben.“ Doch auch der Coach wusste, dass diese Leistung – wie schon beim 0:4 in der Liga in Frankfurt eine Woche zuvor – nicht den Ansprüchen des VfL genügt. Immer wieder war der Coach lautstark zu hören, das ist eher selten: „Wir waren nicht gierig, haben nicht ausgestrahlt, was wir ausstrahlen wollten.“

Wolfsburg muss gewinnen, die Bayern patzen

Jetzt gilt es, am letzten Spieltag die eigenen Hausaufgaben souverän zu erledigen. Gegen den SC Freiburg müssen am Sonntag (14 Uhr) im AOK-Stadion drei Punkte her. Und dann gilt es zu hoffen, dass Bayern noch ein Meisterflattern überkommt und sich Turbine Potsdam als Absteiger mit einer Energieleistung in München aus dem deutschen Oberhaus verabschieden kann. Popp sagt überzeugt: „Der Funke ist definitiv noch da.“ Sie selbst hat dafür gesorgt, dass er weiterglimmt.

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Klar ist aber auch: Solche Leistungen wie gegen Meppen darf sich der VfL nicht mehr leisten. Schon gar nicht im zweiten großen Endspiel dieser Saison. Am 3. Juni geht’s in Eindhoven um den Titel in der Champions League. Solche Fehler in der Defensive, aber auch Fahrlässigkeiten in der Offensive wird der FC Barcelona bestrafen, auch wenn der spanische Champion selbst seine erste Liga-Niederlage seit fast zwei Jahren (1. Juni 2021) einstecken musste. Bei Madrid CF gab’s trotz eines Treffers der zweimaligen Weltfußballerin Alexia Putellas – ihr erstes nach ihrer schweren Knieverletzung – eine 1:2-Niederlage.

Spiel kompakt

SV Meppen: Sieger – Gismann, Weiss, Pollack (87. Becker) – Steenwijk, Günneweg, Schulte (87. Ihlenburg), Bathmann (57. Preuß) – Hirata (65. Margraf) – Josten, Maskuti (65. Andrade).

VfL Wolfsburg : Frohms – Wedemeyer, Hendrich, Janssen, Rauch – Roord, Demann (77. Oberdorf) – Waßmuth (58. Bremer), Blomqvist (69. Jonsdottir), Brand (58. Popp) – Pajor (77. Huth).

Tore: 1:0 Schulte (30.), 1:1 Roord (63.). 2:1 Josten (84.), 2:2 Bremer (88.), 2:3 Popp (90.+4).

Gelbe Karten: Bathmann, Sieger / Agrez, Oberdorf.

Schiedsrichterin: Annika Kost (Holzwickede).

Zuschauer: 3744.