Wolfsburg. Dank Pauline Bremer im Champions-League-Finale, dank der Schwedin zum Rekord-Pokalsieg – Wolfsburgs Joker werden im Saisonfinale immer wichtiger.

Im Doppelpack hatte Ralf Kellermann, Wolfsburgs Direktor Frauenfußball, Anfang März bekanntgegeben, was keine große Überraschung mehr war: Rebecka Blomqvist und Pauline Bremer verlassen den Klub nach der laufenden Saison. Die beiden Offensivspielerinnen hatten beim VfL nicht die Rolle inne, die sie selbst für sich in Anspruch nehmen, zumeist kamen sie als Joker zum Einsatz. Ein sauberer Schnitt mit Ende der Vertragslaufzeit, man wird sich im Guten trennen. Erst recht, weil beide im Saisonendspurt noch einmal unheimlich wichtig für den VfL geworden sind...

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Bremer hatte ihren großen VfL-Moment vor knapp drei Wochen, als sie im Halbfinale der Champions League den 3:2-Siegtreffer in der Verlängerung vor ausverkauftem Haus beim FC Arsenal in London erzielte. Es war ein ein erster ganz wichtiger Beleg dafür, wie wichtig auch in Wolfsburg, wo Coach Tommy Stroot einen festen Stamm hat und nur selten rotiert, der gesamte Kader ist. Bremer sagte damals freudestrahlend: „Das ist wie im Märchen!“ Dem Vernehmen nach soll es sie nach der Saison zurück nach England ziehen. 2020 war sie von Manchester City an den Mittellandkanal gewechselt.

Ihr großer Moment: Rebecka Blomqvist erzielt für den VfL im Pokalfinale gegen den SC Freiburg das wichtige 2:1. Im Sommer verlässt die Schwedin den VfL.
Ihr großer Moment: Rebecka Blomqvist erzielt für den VfL im Pokalfinale gegen den SC Freiburg das wichtige 2:1. Im Sommer verlässt die Schwedin den VfL. © dpa | David Inderlied

Blomqvist spürt „Liebe und Freude, die herausbrach“

Für Blomqvist war es am Donnerstag beim 4:1 gegen den SC Freiburg, der den zehnten DFB-Pokal-Sieg des Klubs bedeutete, nicht ganz so spektakulär wie bei Bremer in London, doch sie bescherte den Wolfsburgerinnen mit ihrem Treffer in einer wichtigen Phase des Spiels die 2:1-Führung gegen den SC. Im ersten Versuch war sie noch gescheitert, der zweite in der 57. Minute saß dann. „Das war natürlich ein tolles Gefühl. Ich war erst etwas verwirrt, ob es ein Tor war oder nicht. Aber als Sveindis (Jonsdottir; Anm. d. Red.) kam und wir uns umarmten, fiel so viel ab, und wir waren glücklich. Das war wichtig für uns zu dieser Zeit. Und als Sveindis kam, war es vor allem Liebe und Freude, die herausbrach.“

Blomqvist kommt zwar auf 26 Pflichtspiel-Einsätze in der laufenden Saison, 20 Mal kam sie aber erst im Laufe der Partie. Sie schoss vor dem Endspiel in Köln fünf Tore – alle in den zwei Bundesliga-Spielen gegen Werder Bremen. Der schwedischen Nationalspielerin hatte der VfL ein Angebot zur Vertragsverlängerung vorgelegt, doch die 25-Jährige lehnte ab. Sie hatte schon in der Hinrunde mit ihren Einsatzzeiten gehadert, nach ihrem Doppelpack beim 3:2 in Bremen gesagt: „Ich fühle mich fit und bin nicht mit allem zufrieden.“

Schwedische Final-Heldin: Darüber bin ich sehr glücklich

In Köln ließ ihr Trainer die Schwedin von Beginn an von der Kette – anstelle von Toptorjägerin Ewa Pajor, deren Platz im Sturmzentrum Alexandra Popp übernahm, weil Pajors Tempo gegen defensiv eingestellte Freiburgerinnen zu Beginn nicht so zum Tragen kommen könnte. Die Polin legte Blomqvists Treffer nach ihrer Einwechslung in Halbzeit 2 dann mit einem Pfostenschuss auf. Stroot sagte: „Der Tiefgang von Becks hat uns sehr gut getan. Sie hat es in den vergangenen Wochen auch total verdient, sie hat sich aufgedrängt. Wir wussten, dass so was dann herauskommt.“ Blomqvist meinte: „Ich bin immer bereit. Ich versuche, in jedem Training und bei jeder Einwechslung alles zu geben. Und jetzt hat Tommy mich für die Startelf gewählt. Darüber bin ich sehr glücklich. Ich habe mich bereit gefühlt.“

Und mit dem Treffer war es eben der nächste große Wolfsburg-Moment einer Spielerin, die den VfL verlassen wird. Die Schwedin, die im Winter 2020/21 aus Göteborg gekommen war, ordnete ihr erstes Finaltor für den VfL als das bisher wichtigste ein: „Ja, das würde ich sagen. In den Ligaspielen hatten wir auch ein paar enge Partien, und ich habe ein paar Tore gemacht. Aber das war jetzt natürlich ein Finale. Ich bin glücklich, dass ich dem Team etwas geben konnte.“ Auch wenn sie vielleicht nicht zufrieden ist mit ihren Einsatzzeiten: Blomqvist stellt sich wie auch Bremer in den Dienst der Mannschaft, hadert vielleicht, aber ohne zu schmollen und ist da, wenn sie zum Zuge kommt. So hat es der VfL ins Endspiel der Königsklasse geschafft und zum zehnten DFB-Pokal-Erfolg insgesamt.

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Und noch ist die Mannschaft nicht fertig. Sie will auch am 3. Juni im Champions-League-Endspiel gegen den FC Barcelona triumphieren. Der spanische Champion hat am Wochenende übrigens zum ersten Mal nach 62. Liga-Siegen gegen den FC Sevilla nur 1:1 gespielt, dabei aber zahlreiche Stammkräfte geschont. Barca ist der Favorit, hat sich im Vorjahr mit einem 5:1 und einem 0:2 in Wolfsburg den Einzug ins Endspiel gesichert. Stroot freut sich auf das Wiedersehen, sagt über die eigene Außenseiterrolle: „Ich weiß, wie gefährlich uns das macht. Ich freue mich extrem auf Eindhoven und wir werden alles geben, um einen zweiten Pokal zu ergattern.“ Vielleicht übernimmt dann wieder eine Nebendarstellerin dieser VfL-Saison eine der Hauptrollen...

Die zehn Wolfsburger Pokalsiege im Überblick:

18. Mai 2023 in Köln:
VfL Wolfsburg – SC Freiburg 4:1 (1:1)

Tore: Karl (Eigentor), Blomqvist, Popp, Janssen – Minge.
Zuschauer: 44.808 (ausverkauft).

28. Mai 2022 in Köln:
VfL Wolfsburg – Turbine Potsdam 4:0 (3:0)

Tore: Pajor (2), Roord, Janssen.
Zuschauer: 17.531.

30. Mai 2021 in Köln:
VfL Wolfsburg – Eintracht Frankfurt n. V. 1:0 (0:0)

Tor: Ewa Pajor.

4. Juli 2020 in Köln:
VfL Wolfsburg – SGS Essen n. E. 7:5 (3:3, 2:2, 1:1)

Tore: Harder, Blässe Janssen – Schüller, Hegering, Ioannidou.

1. Mai 2019 in Köln:
VfL Wolfsburg – SC Freiburg 1:0 (0:0)

Tor: Pajor.
Zuschauer: 17.048.

19. Mai 2018 in Köln:
VfL Wolfsburg – Bayern München n. E. 3:2 (0:0)

Tore: keine.
Zuschauer: 17.692.

27. Mai 2017 in Köln:
VfL Wolfsburg – SC Sand 2:1 (0:0)

Tore: Harder (2) – Damjanovic.
Zuschauer: 17.016.

21. Mai 2016 in Köln:
VfL Wolfsburg – SC Sand 2:1 (1:1)

Tore: Jakabfi (2) – Damjanovic.
Zuschauer: 16.542.

1. Mai 2015 in Köln:
VfL Wolfsburg – Turbine Potsdam 3:0 (1:0)

Tore: Müller (2), Popp.
Zuschauer: 19.204.

19. Mai 2013 in Köln:
VfL Wolfsburg – Turbine Potsdam 3:2 (1:0)

Tore: Müller (2), Pohlers – Evans, Nagasato.
Zuschauer: 14.269.