Wolfsburg. Oldie but Goldie? Der US-Amerikaner Andy Miele (35) wechselt aus Schweden zu Wolfsburgs Eishockey-Erstligist, war Kapitän des US-Olympia-Teams.

Eigentlich hatte sich Charly Fliegauf Zeit lassen wollen bei der Verpflichtung des künftigen ausländischen Top-Centers. Alles Bluff! Der Manager des Eishockey-Erstligisten Grizzlys Wolfsburg stand zum Zeitpunkt dieser Aussage höchstwahrscheinlich schon in engem Kontakt zu Andy Miele und dessen Berater. Der 35-jährige US-Amerikaner wechselt vom schwedischen Erstligisten HV71 aus Jönköping in den Allerpark. Am Sonntag vermeldeten die Grizzlys die Verpflichtung.

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Der anonyme Eishockey-Insider RinkRat hatte einige Stunden zuvor auf seinem Twitter-Account über das angebliche Interesse der Wolfsburger an Miele berichtet. Am Sonntagmittag folgte dann die Bestätigung. Miele erhält einen Ein-Jahres-Vertrag und die Trikotnummer 51.

„Andy ist das fehlende Puzzlestück in unserem Line-Up. Er war unser absoluter Top-Kandidat und wird eine dominante Rolle im Spiel einnehmen“, wird Fliegauf in der Pressemitteilung zitiert. Allerdings hatte auch Andrew Rowe in der Eishockeyszene als heißer Kandidat bei den Grizzlys gegolten. Doch Mieles Landsmann hatte sich vor einer Woche schon für Ingolstadt entschieden.

„Viele gute Gespräche“ mit Miele geführt

Miele jedoch sagte Wolfsburg zu. Zusammen mit Trainer Mike Stewart hat Fliegauf nach eigener Aussage „viele gute Gespräche“ mit dem Spieler geführt. „Letztlich haben einige Faktoren, trotz anderer lukrativerer Angebote, den Ausschlag für uns gegeben. Die Struktur in der Mannschaft, die Art und Weise, wie wir spielen, seine Rolle im Team, das familiäre Umfeld und die Möglichkeit, eine erfolgreiche Saison zu spielen, waren ausschlaggebend für seine Entscheidung“, erklärt Fliegauf weiter.

Neben seinem Alter ist seine eher kleine Statur (1,74 Meter, 77 Kilogramm) Mieles einziger Minuspunkt. Wahrscheinlich deshalb hat er es trotz dreier Anläufe nach seiner erfolgreichen College-Zeit an der Miami University/Ohio nicht dauerhaft in die NHL geschafft. 15 Einsätze für die Phoenix Coyotes (zwei Assists) verbuchte er zwischen 2011 und 2014. Bis 2017 spielte er in der zweithöchsten nordamerikanischen Liga, der AHL, für die Portland Pirates, Grand Rapids Griffins und Leigh Valley Phantoms. In insgesamt 511 AHL-Matches (inklusive Play-offs) verbuchte er 141 Tore und 302 Assists auf seinem Konto.

Seit 2017 in Europa am Puck

2017 wechselte Miele nach Europa. Nach nur einer Saison in Schweden für erst die Malmö Redhawks und nach einem ligainternen Wechsel dann für die Växjö Lakers (insgesamt 59 Spiele, 11 Tore, 30 Assists) wechselte er im Sommer darauf in die russische KHL zu Torpedo Nizhny Novgorod. Die erste vollständige Corona-Saison (2019/20) verbrachte er dann wieder in der Heimat bei den Tucson Roadrunners (AHL), ehe er 2020 die Zusammenarbeit mit Nizhny Novgorod zwei weitere Jahre fortsetzte. 174 Spiele absolvierte er in der KHL. Seine Ausbeute: 48 Tore und 67 Assists.

Am Ende der Spielzeit 2021/22 verlieh ihn Torpedo, das die Play-offs verpasst hatte, an den Schweizer Erstligisten Lausanne HC. Dort bestritt der Linksschütze noch einmal sieben Hauptrunden- und sieben Play-off-Spiele (insgesamt zwei Tore und elf Assists). Mieles Höhepunkt dieser Spielzeit war aber die Teilnahme mit dem Team USA an den Olympischen Spielen in Peking/China. Ihm wurde sogar die Ehre zuteil, das C des Kapitäns auf dem Trikot zu tragen. Ein Treffer und drei Torvorlagen gelangen ihm. Nach einer souveränen Vorrunde mit Siegen über China (8:0), Kanada (4:2) und Deutschland (3:2) schieden die USA aber im Viertelfinale mit 2:3 n. P. gegen die Slowakei aus.

Zweitbester Scorer bei Jönköping

Die Qualitäten des aus Grosse Pointe Woods in Michigan stammenden Miele sind unbestritten. Zuletzt beim HV71, einem Team aus dem unteren Tabellendrittel der schwedischen Top-Liga SHL, war er mit 36 Scorerpunkten (12 Tore, 24 Assists) zweitbester Scorer beim am Ende Tabellenelften. Sein Wert von -2 in der Plus-Minus-Statistik zeigt, dass er auch etwas von Defensive versteht. In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), die vom Niveau her unter der SHL einzuordnen ist, dürfte er in Normalform noch effizienter sein als in Schweden – wenn er körperlich fit ist.

Trotz seiner Größen- und Gewichtsnachteile gilt Miele als recht wehrhafter Spieler auf dem Eis. Seine offensiven Fähigkeiten wie Passspiel, Schuss und Puckbehandlung schätzen Experten nach wie vor als hoch ein. Beweglichkeit, Antritt und Tempo sollten ebenfalls noch überdurchschnittlich in der DEL sein, wenn er sich in Form bringen kann. „Andy ist ein eher kleingewachsener Spieler, der aber den Körperkontakt nicht scheut. Er ist charakterlich unheimlich stark und besitzt zudem alle Eigenschaften, die wir brauchen. Sein Spiel ist sehr offensiv ausgerichtet, und er kann mit seinen spielerischen Fähigkeiten selbst Tore erzielen. Andy hat zudem ein sehr ausgeprägtes Spielverständnis, um seine Mitspieler hervorragend in Szene zu setzen“, lobt Fliegauf den Neuzugang.

Mit Växjö schwedischer Meister

An Erfahrung mangelt Miele ebenfalls nicht. 2017/18 wurde er bei seinem Kurzgastspiel in Växjö zudem schwedischer Meister. Miele wird gemeinsam mit seiner Ehefrau Hilary und den beiden Töchtern zur Saisonvorbereitung in Wolfsburg eintreffen.

Der bisherige Grizzlys-Kader:

Tor: Dustin Strahlmeier, Hannibal Weitzmann (Iserlohn), Ennio Albrecht.

Abwehr: John Ramage (A/Schwenningen), Björn Krupp, Ryan O’Connor (A/Iserlohn), Armin Wurm, Janik Möser, Jimmy Martinovic (U23/Bietigheim), Nolan Zajac (A), Ryan Button, Philipp Mass.

Angriff: Lucas Dumont, Jean-Christophe Beaudin (A), Laurin Braun, Gerrit Fauser, Darren Archibald (A), Julian Chrobot (U23/Köln), Luis Schinko, Chris Wilkie (A/Bietigheim), Timo Ruckdäschel (U23/München), Spencer Machacek (A), Fabio Pfohl, Matt White (A/Berlin), Justin Feser (Ingolstadt), Andy Miele (A/HV71 Jönköping).