Braunschweig. Wir treffen Stadionwart Stefan Schön und blicken hinter verschlossene Türen. Was er während der Heimspiele macht, überrascht uns.

„Hier ist immer und überall etwas zu tun“, erklärt Stefan Schön. Seit 2010 ist der gebürtige Braunschweiger Stadionwart im Eintracht Stadion, schon seit 1993 hat er für eine Fremdfirma regelmäßig hier gearbeitet – auch am Bau der neuen Flutlichtanlage war er beteiligt. Mit zwei weiteren Kollegen kümmert er sich darum, dass an der Hamburger Straße immer alles rund läuft.

So kurz vor dem Stadionfest ist viel zu koordinieren, ständig klingelt das Telefon. Im Innen- und Außenbereich wird an jeder Ecke gerödelt. Als wir morgens ankommen, begrüßen uns Schön und seine Kollegen trotzdem gemütlich in Gartenstühlen sitzend vor dem Stadionwart-Büro. Eigentlich würde es nur ins Bild passen, wenn Schön direkt im Stadion wohnen würde, so wie sich das für Wärter früher mal gehört hatte.

Stadionwart Stefan Schön während eines Rundgangs um und durch das Eintracht-Stadion.
Stadionwart Stefan Schön während eines Rundgangs um und durch das Eintracht-Stadion. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt

Das Stadion abseits von Spielertunnel und Mannschaftskabine

Immer wieder klingelt das Telefon. Auch Fremdfirmen sind vor Ort und brauchen genaue Anweisungen von ihm. Golfcarts brettern über die Laufbahn, an der Nordkurve wird die Bühne aufgebaut, ganz nebenbei probt die Braunschweiger Berufsfeuerwehr eine Höhenrettung und seilt sich von einem Flutlichtmasten ab. Die nächste Hochzeitsfeier im Stadion steht auch bald an. Kurzum: Schön hätte allen Grund, gestresst zu sein, doch das scheint an ihm abzuperlen – eigentlich läuft auch alles wie am Schnürchen.

Wir sind mit ihm verabredet, um jene Orte im Stadion kennenzulernen, zu denen man sonst keinen Zutritt hat – abseits von Spielertunnel und Mannschaftskabine. Als erstes geht es hoch hinaus auf das Dach der Nordkurve. Von der Tribüne öffnet Schön eine Luke und klettert auf der wackeligen Leiter voran.

Eine Dachluke führt auf das Dach der Nordkurve.
Eine Dachluke führt auf das Dach der Nordkurve. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt

Das Dach der Nordkurve wurde jüngst mit Solar-Panels ausgestattet, die aber noch nicht angeschlossen sind. Außerdem wird Regenwasser aufgefangen, mit dem der Platz bewässert wird.

Die Sicht von oben ist grandios – von hier ein Spiel zu beobachten dürfte interessant sein. Doch Schön verbringt die 90 Minuten, auf die sein Team jede Woche hinarbeitet, lieber im Stadionwart-Büro an der Nordkurve und widmet sich ganz in Ruhe der Büroarbeit.

Das Spielfeld vom Dach der Nordkurve – grandiose Aussicht!
Das Spielfeld vom Dach der Nordkurve – grandiose Aussicht! © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt

Wie viel Leidenschaft steckt in Eintrachts Stadionwart?

Da drängt sich die Frage auf, wie es sich eigentlich mit Schöns Leidenschaft für die Eintracht hält? Was auf dem Rasen passiert, ist nicht sein Bier. Wenn die Mannschaft gut spielt, freut er sich, das war’s dann aber auch an Gefühlen.

Höher als das Tribünendach sind nur die Flutlicht-Masten. Die Leiter hinauf befindet sich im Inneren. Wie Schön erklärt, wurde das Flutlichtsystem zuletzt in den frühen 2000er-Jahren erweitert. Die einzelnen Lichtpunkte wurden zuletzt vor rund fünf Jahren rundumerneuert – eine einzelne Leuchte hat eine Lebensdauer von mehreren Jahren und koste laut Schön ein paar Hundert Euro.

Der Innenraum der Flutlichtmasten ist hohl.
Der Innenraum der Flutlichtmasten ist hohl. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt

Die Steuerung des Flutlichts übernimmt der Stadionwart in seinem Büro – auf dem Touchscreen stehen verschiedene Modi und Lichtstärken zur Verfügung – bei der Wahl der Helligkeit komme es vor allem auf die Wünsche des ausstrahlenden Fernsehsenders an.

So groß ist der Generator des Eintracht-Stadions

Vom Dach geht es hinunter in die Maschinenräume des Eintracht-Stadions. Blau-Gelb sind die Stromkästen gefärbt, an denen die Energie im Stadion eingespeist und umgespannt wird. Im Falle eines Stromausfalls springt der dieselbetriebene Generator von der Größe eines Kleinwagens an. Der Auspuff verläuft unterirdisch und mündet in einem großen Schornstein vor der Tribüne.

Ein Strom-Generator in Größe eines Kleinwagens kann das Stadion autark mit Strom beliefern.
Ein Strom-Generator in Größe eines Kleinwagens kann das Stadion autark mit Strom beliefern. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt

Komplett ohne Strom läuft übrigens die Rasenheizung. Sie wird mit Fernwärme aus dem benachbarten Kraftwerk von BS Energy betrieben.

Die letzte Station führt uns auf die Haupttribüne. Direkt neben der Sicherheitszentrale, in der die Polizei alle Sicherheitskameras im Blick behält, befindet sich die Stadionregie, in der unter anderem Stadionsprecher und die Tonsteuerung ihren Platz finden. Für jede sicherheitsrelevante Situation liegen dem Stadionsprecher vorgefertigte Durchsagen vor:

„Durchsage bei gefährlichen Schwingungen: Liebe Fußballfreunde/liebe Besucher, wir freuen uns über Ihre Begeisterung. Durch Ihr Springen/Hüpfen kommt es im Tribünenbereich ... (genaue Bezeichnung des betroffenen Bereichs) zu gefährlichen Schwingungen. Zu Ihrer eigenen Sicherheit bitten wir Sie, damit aufzuhören.“

In der Stadion-Regie liegen vorgefertigte Durchsagen für den Stadionsprecher.
In der Stadion-Regie liegen vorgefertigte Durchsagen für den Stadionsprecher. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt

Gerne besucht Stefan Schön andere Stadien und schaut dann mit seinem beruflichen Auge auf Abläufe, Baulichkeit und Ordnung. In besonderer Erinnerung ist ihm das Olympia-Stadion in Berlin geblieben: „Da ist alles picobello,“ selbst auf den Tribünen im Fanbereich habe er keine Aufkleber entdeckt.

Vom den Fußballfans, insbesondere den Blau-Gelben, scheint Schön ein ausgewogenes Bild zu haben. Wenn in seinem Stadion randaliert wird, gefällt ihm das nicht. Über die pfiffige Derby-Aktion, blau-gelbe Pyrotechnik in den 96-Block zu schmuggeln, kann er aber schmunzeln.

Stefan Schön schießt einen Ball, der noch auf dem Dach lag, hinunter in den Innenraum.
Stefan Schön schießt einen Ball, der noch auf dem Dach lag, hinunter in den Innenraum. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt

Stefan Schön ist kein Träumer, er denkt rational. Wenn Geld keine Rolle spielen würde, was würde er sich für sein Stadion wünschen? Er überlegt kurz und sagt nur: Das Dach der Gegengerade könnte mal wieder gemacht werden, aber: „Geld sollte schon eine Rolle spielen.“ Für einen so besonderen Job ist seine Besonnenheit vielleicht genau das richtige – wenn es hoch hergeht, braucht es einen gelassenen Stadionwart.

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