Walkenried. Einwohner äußern Kritik an den Arbeiten, die der Verein nicht versteht: Alle Maßnahmen sind abgestimmt, der Ortsrat ist sogar extrem dankbar.

Anziehungspunkt für Einwohner und Gäste, ein bekannter Veranstaltungsort, ein Kurpark zur Entspannung, aber auch Heimat für verschiedenste wertvolle und besondere Gehölze, Pflanzen und Bäume – all dies bietet bzw. ist der Geiersberg in Walkenried.

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Doch das Areal ist in keinem guten Zustand, vor allem die Grünpflege dort in Dauerkritik. Der Verein zur Erhaltung von Natur und Kultur, Südharz (VNK) hat im Jahr 2022 gemeinsam mit der Gemeinde Walkenried, professionellen Beratern sowie Bürgern ein Konzept zur Wiederherrichtung des Waldparks am Geiersberg erarbeitet – und bei mittlerweile fünf Arbeitseinsätzen auch Maßnahmen aus dem verschiedene Punkte umfassenden Aktionsplan umgesetzt. Ziel ist es, den Geiersberg wieder zu einem zentralen Ort der Erholung, Versammlung und des Naturgenusses für Bürger und Gäste zu gestalten – und gleichzeitig den Natur- und Umweltschutz vor Ort zu wahren bzw. aufzuwerten.

Verein weist Vorwürfe zurück

Doch die Aktionen des Vereins bzw. an dem, wie der Geiersberg gestaltet werden soll, sind nicht unumstritten, sorgen zuweilen auch für Diskussionen in der Einwohnerschaft im Klosterort, aber auch darüber hinaus. Jüngst wurde den Mitgliedern in einem Leserbrief vorgeworfen, dass die Pflegemaßnahmen bei den vorhandenen Pflanzen und Bäumen falsch ausgeführt worden seien.

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Für den VNK-Vorsitzenden Jörg Köttner, der zahlreiche Anrufe oder E-Mails zu dem Brief erhalten hat, sind die Vorwürfe nicht haltbar. „Die beschriebenen Opfer der Pflegemaßnahmen waren angeblich sibirische Zirbelkiefer, japanische Kirsche, Felsenbirnen, Wildkirschen und weitere. Es wurde von uns keine sibirische Zirbelkiefer entnommen. Eine japanische Kirsche, die bereits von der Nachbarvegetation so stark ausgedunkelt war, dass sie abstarb, entnahmen wir, um den dort noch stehenden anderen Sträuchern Platz für ihre weitere Entwicklung zu geben. Auch die eine Felsenbirne wurde als trockenes Exemplar entnommen, um den Nachbarbäumen Platz zu geben und den Fußweg von Totholz zu befreien. Die beschriebenen Wildkirschen waren keine Wildkirschen. Es war die spät blühende Traubenkirsche, die als bekannt invasive Art schnell weite Bereiche des Parks besiedelt hätte. Sie standen auch unter den Altholzinseln, die wir freistellten. Dabei kam es uns darauf an, dass die noch einigermaßen vitalen Nadelbäume durch die Entnahme ihrer weniger vitalen Nachbarn stabilisiert werden. Weiterhin wurde durch die Entnahme der Traubenkirschen (in weiten Bereichen des Parks sind noch reichlich davon vorhanden) unter den Altbäumen Naturverjüngung von Stieleiche, Eibe, Rotbuche, Weißtanne und Stechpalme freigestellt und für ein Überleben vorbereitet“, beschreibt der Vorsitzende, welche Arbeiten vorgenommen wurden.

Eingriffe erfolgen zur Stabilisierung und Vitalisierung

Ferner habe man Dornenhecken am Wasserbehälter entnommen, damit sich die darüberstehenden Sträucher wie Pfaffenhütchen, zwei Schneeballarten, Wildrosen, Hartriegel etc. frei entfalten könnten und ihre Artenvielfalt gewährleistet sei.

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„Die Brombeere ist eine unter den aktuellen Klimaverhältnissen schnell wachsende Pflanze und treibt pro Jahr Ausleger von bis zu zwei Meter Länge. Hätten wir nicht eingegriffen, wären die beschriebenen Sträucher im nächsten Jahr von ihr überwuchert worden. Auch der Fußweg wäre dann zugewachsen. Brombeeren sind im Waldpark Geiersberg noch in großer Anzahl vorhanden. Wir haben keine Zufluchtsorte zerstört; wir haben die zukunftsträchtigen Gehölze und Bäume für eine gute Entwicklung gepflegt, zurückgeschnitten und fördern dadurch die Nachhaltigkeit der natürlichen Verjüngung. Weiterhin wurden dichte und schon labile Robinien vereinzelt entnommen, um die vitalsten Exemplare zu fördern“, erklärt der Vorsitzende weiter. Man habe insgesamt nur sanfte Eingriffe zur Stabilisierung und Vitalisierung vorgenommen, verbunden mit der Verkehrssicherung und Freistellung der für einen Park wichtigen Wegenetze.

Ortsbürgermeister lobt den Einsatz des VNK

Abschließend betont er, dass man auch keine Mammutbäume vor das Seniorenheim oder die Wohnhäuser in dem Bereich gesetzt habe. Es wurden 25 Mammutbäume und ca. 75 Roteichen gepflanzt, dies aber mindestens 150 Meter von der Bebauung entfernt.

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„Sämtliche Maßnahmen auf dem Geiersberg sind naturschutzrechtlich abgesegnet, vom Ortsrat und vom Gemeinderat Walkenried so akzeptiert. Wir sind immer offen für Kritik und Ideen. Viele neue Ideen entstehen daraus und haben uns auch schon weitergeholfen“, verdeutlicht Jörg Köttner. So wurde das Konzept bei Informationsveranstaltung vom Verein und Ortsrat im Sommer vergangenen Jahres der Öffentlichkeit im Freizeitzentrum vorgestellt.

Auch bei der jüngsten Sitzung des Ortsrates Walkenried erläuterte der Vorstand noch einmal bereits erfolgte und gleichermaßen geplante Maßnahmen am Geiersberg. Ortsbürgermeister Michael Reinboth dankte nach der Vorstellung dem Verein für sein großes Engagement explizit im Namen des Ortsrates und betonte, dass alle Maßnahmen auch seitens der Naturschutzbehörden abgestimmt und abgesegnet seien. „Der Geiersberg ist bei Ihnen in guten Händen“, fasste der Ortsbürgermeister zusammen.

Arbeiten werden als Team geplant und vorgenommen

„Wir arbeiten in Arbeitsgruppen und in Arbeitsgruppen wird in einer Gruppe gearbeitet. Das heißt auch, dass man sich in der Gruppe über die Planung und Durchführung eines Projektes im Rahmen der Mehrheitsbildung für einen Weg entscheidet. Das bedeutet, dass die Gruppenmitglieder, die in der Minderheit sind, sich mit dem Ergebnis anfreunden müssen. Geht es nur nach einer Person, die ihre Meinung über die anderen Mitglieder stülpt, hat diese Arbeitsgruppe keine Zukunft. Da sind für uns alle Menschen gleichwertig“, betont Jörg Köttner noch einmal. Auch freuten er wie auch die anderen Mitglieder sich darüber, dass der große Teil der Menschen die Arbeiten am Geiersberg interessiert verfolge und auch unterstütze. „Wir sollten gemeinsam nach vorn schauen und einen Schritt nach dem anderen gehen.“ Denn und auch das hatte der Vorstand immer wieder betont: Alle Aktionen seien langfristig angelegt und müssten durch Spenden oder Fördermittel finanziert werden.

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