Wolfsburg. Der Motor der Wolfsburger Bundesliga-Fußballerinnen stotterte zuletzt ungewöhnlich häufig. Ihren Trainer jedoch lässt das kalt.

Erstaunlich gelassen ging Tommy Stroot mit dem Beinahe-Ausrutscher seines VfL Wolfsburg in der Fußball-Bundesliga der Frauen beim SV Meppen um. Als die auf den Siegtreffer drängenden Wölfinnen am Sonntag in der 85. Minute mit 1:2 in Rückstand gerieten, schien die Meisterschaft zugunsten des FC Bayern München entschieden. Doch zwei Last-Minute-Tore zum 3:2-Sieg hielten die theoretische Titelchance vor dem letzten Spieltag doch noch aufrecht. „Es gilt, auch in solchen Momenten cool zu bleiben“, sagte Stroot hinterher. Doch ist er wirklich so cool, wie er tut?

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Zwar besitzt der VfL nach dem DFB-Pokalsieg über Freiburg am vergangenen Donnerstag, aufgrund der Tabellenkonstellation in der Bundesliga und des noch folgenden Champions-League-Endspiels am 3. Juni gegen den FC Barcelona noch die theoretische Chance auf das Triple. Doch seit dem Jahreswechsel häufen sich die Aussetzer in der Liga. Das 1:2 gegen Hoffenheim (4. März), das verdiente und zu niedrig ausgefallene 0:1 bei Bayern München (25. März), das 0:4 in Frankfurt (14. Mai) und zuletzt die Fast-Pleite in Meppen (21. Mai) – solche Auftritte in der Liga ist man vom VfL nicht gewöhnt. Sie lassen Zweifel daran aufkommen, ob Stroot seine Truppe im Saisonendspurt noch einmal zu Höchstform antreiben kann.

Doch ganz gleich, wie es wirklich in dem Coach aussieht – nach außen versucht er, sich nichts anmerken zu lassen. Sein Fazit nach fast 100 Minuten in Meppen klang eher so, als ob seine Elf einen ungefährdeten 2:0-Sieg eingefahren hätte. „Unser Spiel in der ersten Halbzeit hat mir nicht so gefallen. Aufgrund der Konstellation, dass wir am Donnerstag noch gespielt und den Pokalsieg geholt hatten, wussten wir, dass es ein schweres Spiel werden würde“, meinte Stroot.

Kritik verhalten, Lob reichlich

Andere Trainer würden an dieser Stelle nach den überbordenden Emotionen in der Schlussphase auch schon mal ein verbales Feuerwerk veranstalten. Nicht Stroot. Schon nach dem desaströsen 0:4 in Frankfurt hatten seine Worte der Kritik eher verhalten geklungen. Er musste schon ausdrücklich betonen, dass er „sauer“ ist, damit dieser Eindruck überhaupt entstehen konnte. Stattdessen lobte er nun nach der erfolgreichen Aufholjagd in Meppen die Seinen. „Hintenraus das Ding noch zu drehen, ist die Energie, die wir ausstrahlen wollen. Das ist uns nicht über 90 Minuten gelungen, trotzdem ist der Endspurt etwas Besonderes.“

Vielleicht ist es tatsächlich seine Art, immer erst einmal das Positive zu sehen und diese Sicht auch an seine Spielerinnen zu übertragen. Erst recht, wenn noch große Aufgaben anstehen. Deshalb legte Stroot beim Lob gleich noch nach und hob das Duo Pauline Bremer und Alexandra Popp hervor, das mit seinen Toren zum 2:2 und 3:2 das Ruder noch herumriss. „Wir haben eine extreme Qualität. Wenn ich sehe, dass ,Pauli’ und ,Poppi’ vorne im Zentrum sind ... Sie können einem Gegner wehtun.“ Die Mentalität, nach dem 1:2 kurz vor dem Ende noch einmal zurückzukommen, müsse man als Team erst einmal haben.

Showdown steigt am Wochenende

Zu Wochenbeginn verordnet Stroot der Mannschaft erst einmal Ruhe, um die Köpfe freizubekommen. „Wir waren viel unterwegs, hatten entsprechend hohe Belastungen. Deshalb liegt der Fokus auf der Regeneration.“ Damit am Sonntag (14 Uhr, AOK-Stadion) im abschließenden Bundesliga-Match gegen Freiburg die Akkus wieder voll sind. Parallel spielt München zu Hause gegen das abgeschlagene Schlusslicht Potsdam. Gewinnen die Bayern überraschend nicht und holt der VfL drei Punkte, bleibt die Meisterschale doch in Wolfsburg. Und der coole Stroot hat alles richtig gemacht.