Hamburg. Eintracht Braunschweig erholt sich beim Hamburger SV von einem Doppelschlag, hat bei der 1:2-Niederlage aber Pech mit dem VAR.

Trotz eines starken Aufbäumens hat Eintracht Braunschweig das Auswärtsspiel beim Hamburger SV verloren. Gegen das Spitzenteam der 2. Fußball-Bundesliga setzte es am Freitagabend vor 55.879 Zuschauern (darunter mehr als 3000 Braunschweiger) im Volksparkstadion eine 1:2 (0:2)-Niederlage. Ein Doppelschlag der Hamburger binnen 69 Sekunden hatte der Partie früh eine Richtung verpasst. Es waren zwei Premierentreffer. Den einen erzielte HSV-Verteidiger Guilherme Ramos (25.), den anderen ausgerechnet der Ex-Braunschweiger Immanuel Pherai – der nach seiner Gelb-Rot-Sperre in die Startelf zurückgekehrte Kapitän Jannis Nikolaou hatte dem Treffer mit seinem Ballverlust den Weg bereitet. Fabio Kaufmann traf dann in Durchgang 2 doppelt, doch wegen einer knappen Abseitsstellung nahm der VAR das zweite Tor zurück.

Hamburger SV - Eintracht Braunschweig 2:1

weitere Videos

    Die zwei Tore der Hausherren fielen zuvor ausgerechnet in eine Phase, in der die Eintracht mutiger wurde. Inmitten einer tollen Atmosphäre hatten die Braunschweiger den HSV in den Anfangsminuten zu keiner Torchance kommen lassen. Mit Kompaktheit und Härte wehrte sich das Team des neuen Trainers Daniel Scherning – das ist eine Errungenschaft der letzten Wochen.

    Eintracht Braunschweig in Hamburg ohne Entlastung

    Allerdings blieben die Löwen auch ohne echte Entlastung. Anton Donkor und Johan Gomez verpassten es, Hamburgs Torwart Daniel-Heuer Fernandes nach schnellen Ballgewinnen in ernsthafte Gefahr zu bringen. Auf der Gegenseite verhinderte Ron-Thorben Hoffmann nach 18 Minuten eine Riesenchance von Stürmer Robert Glatzel.

    Die Partie war träge gestartet, hielt nach den HSV-Toren aber ereignisreiche Minuten für die Zuschauer bereit. Eintracht ging etwas fahrlässig mit seinen wenigen Anbahnungsversuchen um. Und hinten brach Bakery Jatta immer wieder nach Flugbällen durch. Bei einer Aktion touchierte Donkor im Strafraum leicht das Knie des Hamburger Außenstürmers.

    Schiedsrichter Dr. Max Burda vertraute auf die Hilfe des Video-Assistenten Daniel Siebert. Der Bundesliga-Referee, der im Kölner Keller vom Ex-Profi Sebastian Kneißl beraten wurde, ließ Burda auf die Bilder blicken. Es gab richtigerweise keinen Elfmeter, aber kurz darauf die nächste Schrecksekunde für die Eintracht.

    Saulo Decarli muss bei Eintracht Braunschweig vor der Pause runter

    Bei einer Hereingabe räumte Hoffmann seinen Verteidiger Saulo Decarli unbeabsichtigt ab. Der Schweizer musste lange von den Ärzten beider Teams behandelt und schließlich ausgewechselt werden. Hasan Kurucay rückte in die Dreierkette.

    Scherning, der seine Startelf im Vergleich zum Sieg gegen Osnabrück (3:2) nur auf einer Position verändert hatte, könnten im Jahresendspurt Alternativen verloren gehen. Das wäre trotz des großen Kaders bitter. Decarli war zuletzt an der Seite Ermin Bicakcics aufgeblüht und blickte nach seiner Herausnahme traurig drein. Er konnte am Abend mit dem Team in die Löwenstadt reisen, vermutlich muss er wegen der DFL-Regularien bei Kopfverletzungen aber aussetzen. Im Abschlusstraining hatte sich schon Luc Ihorst mit einem Muskelfaserriss für längere Zeit abgemeldet. Dem Stürmer waren nach seinen zwei Toren im Testspiel gegen St. Pauli (2:1) eigentlich mehr Einsatzminuten in der Liga zugetraut worden.

    Fabio Kaufmann trifft sehenswert für Eintracht Braunschweig

    Kapitän Nikolaou wurde hingegen ohne erkennbare Blessur zur Pause durch Robin Krauße ersetzt. Mutiger, aber dadurch im Defensivbereich anfälliger, startete die Eintracht in Durchgang 2. Die Fans bekamen bei unangenehmer November-Kälte zunächst nicht viel geboten. Doch dann packte Fabio Kaufmann wie schon bei der 2:4-Niederlage in der vergangenen Saison einen strammen Schuss aus und brachte den Braunschweigern die Hoffnung zurück. Unhaltbar für Heuer-Fernandes schlug der 23-Meter-Schuss zum 1:2 ein (62.).

    Plötzlich hatte die Eintracht eine Druckphase und hielt das Spiel trotz höherem Risiko dank einer ordentlichen Restverteidigung offen. Und Kaufmann legte nach einem starken Kopfball von Sidi Sané auch noch zum 2:2 nach. Auf den Gefühlswahnsinn folgte die Ernüchterung. Der Video-Assistent sah Kaufmanns Fußspitze knapp im Abseits. Wie bitter. Kurz darauf zog sich Gomez noch eine blutende Wunde am Kopf zu. Es passte irgendwie in die Phase.

    Nach der Leistungssteigerung hätte die abstiegsbedrohte Eintracht den Zähler eigentlich verdient gehabt. Stattdessen steht sie mit leeren Händen da. Im Heimspiel gegen Greuther Fürth am kommenden Samstag (13 Uhr) gibt es die nächste Chance auf Punkte. Doch der Druck wird nicht geringer.