Braunschweig. Im Winter will Eintracht Braunschweig in seinem Kader aussortieren. Zwei Spieler konnten schon reichlich für sich werben.

Die 2. Fußball-Bundesliga ist gewiss keine Casting-Show. Na ja, zumindest keine, in der Dieter Bohlen mehr oder minder begabten Kickern verbal auf die Pelle rückt. Aber eine gewisse Parallele lässt sich zu solchen Formaten doch ziehen – auf anderer Ebene freilich. Schließlich müssen sich die Spieler ständig anbieten und beweisen. Bei Eintracht Braunschweig hat nun ein Prozess begonnen, bei dem die Entscheider die Profis noch einmal genauer unter die Lupe nehmen. Denn: Der aufgeblähte Kader soll verkleinert werden.

Das hatte Sportdirektor Benjamin Kessel bereits klargestellt. Im Winter wollen die Blau-Gelben Spieler abgeben. Zum einen würde das die Gehaltsausgaben drücken. Zum anderen macht es die Arbeit des Trainers einfacher. „Natürlich“, sagte Eintrachts neuer Coach Daniel Scherning auf die Frage, ob das große Casting nun begonnen hat, „wir sind im Leistungssport. Es können nur zehn Feldspieler spielen. Aktuell habe ich 24 im Training, das heißt 14 können nicht spielen. Es ist unsere Aufgabe, in Richtung Winter zu schauen, aber auch perspektivisch für den Sommer.“

Daniel Scherning lobt Thorir Helgason

Beim 3:2-Erfolg gegen den VfL Osnabrück haben schon ein paar Spieler für sich werben können. Nicht nur Akteure wie Johan Gómez, dem ein Tor und eine Vorlage gelangen. Oder Ermin Bicakcic, der den Siegtreffer markierte – und ohnehin nicht um seinen Platz wird fürchten müssen. Auch andere machten durchaus auf sich aufmerksam. Thorir Helgason zum Beispiel. Der Isländer kam unter Ex-Coach Jens Härtel nicht so richtig in Tritt. Und das, obwohl er in seinem Debüt den späten Ausgleich gegen den FC St. Pauli besorgte.

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Gegen Osnabrück stand der 23-Jährige plötzlich in der Startelf. „Er hat einen guten Abschluss aus der zweiten Reihe, er kann Tore gut vorbereiten, und er hat zu seiner Spielstärke Tiefgang“, sagte Scherning. „Box-to-Box-Verhalten“ nennt der Fußballlehrer das – und das ist es, „was ich auf der Position erwarte“.

Fabio Kaufmann bringt Tempo, Dynamik – und Emotionen mit

Mit „dieser Position“ meint der 40-Jährige die eines Achters. Davon gab‘s beim Scherning-Debüt gleich zwei. Die andere füllte Fabio Kaufmann mit Leben. Der ist eigentlich in der Offensivreihe beheimatet. Dass er plötzlich hinterm Sturm auflief, kam sicher für viele überraschend. Aber der 31-Jährige machte seine Sache gut. Zwar musste er weitere Wege gehen, aber die Dynamik und das Tempo, das Kaufmann mitbringt, halfen zu einem überzeugenden Auftritt.

Und Emotionalität bringt er ja ohnehin mit ein. Das verbale Scharmützel, das sich Kaufmann mit Osnabrücks Robert Tesche lieferte, nachdem er Michael Cuisance‘ Gelb-Rote Karte provoziert hatte, hat im Eintracht-Stadion sicher keiner übersehen. Scherning hatte sich für ein System mit einem Sechser und zwei Achtern vor einer Dreierkette entschieden. Eine Variante, die eigentlich nicht seiner persönlichen Präferenz entspricht – beim Blick auf Eintrachts Kader aber durchaus interessant erscheint.

Wen sortiert Eintracht Braunschweig aus?

Eigentlich lässt Scherning seine Teams lieber im 4-3-3 spielen. In seinen ersten Arbeitstagen aber habe er die Spieler nicht „zu früh überfrachten“ wollen mit „Systematiken und Grundordnung“. Erstmal sollte das Prinzipienverhalten stimmen. Nach und nach soll das Team dann variabler werden – und da wird auch Schernings Lieblingssystem eine Rolle spielen.

Gegen Osnabrück hat sich die beschriebene Variante ausgezahlt. Allerdings gegen einen schwachen Gegner. Die nächsten Aufgaben werden schwerer. Noch können sich Eintrachts Kicker alle anbieten. Fraglich ist, ob der Kader ausreichend Qualität für die ganz große Variabilität hergibt. Bislang sah‘s in dieser Saison ganz und gar nicht danach aus. Das Casting jedenfalls läuft.