Steina. Die innovative Anlage nutzt Ozon statt Chlor zur Aufbereitung. Nun warten die Stadtwerke Bad Sachsa auf die Freigabe zur Sanierung der Talsperre.

Der 9. Juni 2022 war ein besonderer Tag für die Stadt Bad Sachsa: seit diesem Tag wird Steina wieder mit Wasser aus der Talsperre Steina versorgt, möglich macht dies die neue mehrstufige Aufbereitungsanlage nach dem Biofiltrationsprinzip mit Ozon. Das neue Wasserwerk ist ein Puzzleteil bei der geplanten Sanierung der gesamten Talsperre. Und bei den Verantwortlichen ist man mit der Leistung aktuell sehr zufrieden. „Die Aufbereitungsanlage funktioniert nach Anpassung auf die örtlichen Gegebenheiten einwandfrei“, erklärt Stefan Lummer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Sachsa, dem Betreiber der Pilotanlage und Talsperre, auf Nachfrage unserer Zeitung.

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Mittlerweile habe die Pilotanlage ihre Leistungsfähigkeit auch unter den Bedingungen der langen Trockenheit unter Beweis stellen können. „Es hat sich dabei noch Optimierungspotential herausgestellt“, sagt Lummer. Konkret geht es darum, dass durch die geringe Tiefe der Steinaer Talsperre, sich keine Schichtung aufbaue, „das Wasser wird warm und das Algenwachstum ist entsprechend hoch“. Dies verringere die Filterstandzeiten, erhöhe den Rückspülungsaufwand wie auch den Materialeinsatz.

Filtermaterial optimiert

„Es hat auch gezeigt, dass noch andere Filtermaterialien geprüft werden müssen. Es ist während der Trockenheit ein erhöhtes Manganaufkommen beobachtet worden. Sollte sich dies manifestieren, ist eine weitere Filterstufe nötig“, fasst der Geschäftsführer die getroffenen Erkenntnisse im Betrieb zusammen.

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Abschließend sei aber festzustellen, „dass zu jeder Zeit von der Pilotanlage einwandfreies Trinkwasser zur Verfügung gestellt wurde. Das nächste halbe Jahr wird zeigen, wie die Aufbereitung mit den Anforderungen des Winterwetters und mit Starkregenfällen zurechtkommt.“

Ziel: 2024 soll saniert sein

Doch das ist wie gesagt nur ein Teilschritt. Hintergrund der Einweihung des Pilot-Wasserwerks sind die Bemühungen der Stadtwerke bzw. der Stadt Bad Sachsa, im Rahmen eines Modellprojektes für ganz Deutschland, bei dem die Themen Klimawandel, Trinkwasserversorgung, Nachhaltigkeit im Fokus stehen, die Talsperre bis zum Jahr 2024 zu sanieren und modernisieren. Dafür sind insgesamt zwei Millionen Euro im Bundeshaushalt unter dem Titel „Klimawandelgerechte Wasserversorgung am Beispiel von Talsperre und Wasserwerk Steina“ eingestellt.

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„Wir haben als ersten Schritt zur Erlangung der in Aussicht gestellten Fördergelder eine geforderte Projektskizze zum Neubau des Wasserwerkes beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz eingereicht. Nach der positiven Prüfung erhielten wir die Vorgaben für den eigentlichen Förderantrag. In nur drei Monaten ist es uns gelungen, in enger Abstimmung mit der Behörde, einen umfangreichen und vollständigen Förderantrag zu erstellen und einzureichen. Dieser befindet sich gerade in der abschließenden Prüfung. Wir hoffen auf eine positive Nachricht noch in diesem Jahr“, erklärt Stefan Lummer den aktuellen Sachstand des Verfahrens.

Probebetrieb lief im März an

Im März war der Probebetrieb des neuen Wasserwerks angelaufen, nachdem am 4. Juni 2021 das alte Wasserwerk außer Betrieb genommen wurde. Nach und nach wurde die neue Pilotanlage auf die erforderliche Trinkwasserqualität gemäß Trinkwasserversorgung eingestellt. Das erzeugte Wasser wurde dann im Rahmen eines Monitorings beprobt, mit dem Ergebnis, dass nun zunächst in Steina die Versorgung erfolgen kann.

Bestes Trinkwasser liefert der kleine Container neben der eigentlichen Talsperre.
Bestes Trinkwasser liefert der kleine Container neben der eigentlichen Talsperre. © HK | Thorsten Berthold

Dass man überhaupt an der Technik etwas ändern muss hat verschiedene Gründe: Die sich verändernden Umgebungseinflüsse mit längeren Trockenphasen und Hitzeperioden, aber auch bei Starkregen die Einschwemmung von Baumresten und anderem Material sorgt dafür, dass sich die Rohwasserqualität in der Talsperre Steina seit geraumer Zeit ständig ändert. Die bislang vorhandene Aufbereitungstechnik der Talsperre ist aber für solche Situationen nicht ausgelegt.

Anlage vom Netz genommen

Die Folge: Es konnte durch das alte Wasserwerk nicht konstant Trinkwasser geliefert werden, was sich auch anhand von wiederholt registrierter mikrobiologischer Belastung am Trinkwasserausgang des Wasserwerks in Steina feststellen ließ. Dies führte dazu, dass die Anlage erst wiederholt und eben vor einem Jahr komplett vom Netz genommen werden musste und seitens des Gesundheitsamtes eine Anpassung an den aktuellen Stand der Technik der Aufbereitung gefordert wurde.

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Die Idee für die neue Anlage lieferte das Ingenieurbüro Rinne und Partner aus Göttingen, mit dem die Stadt Bad Sachsa seit geraumer Zeit zusammenarbeitet. Die Wasseraufbereitung mit Ozon durch die Anlage der Firma Hydro Elektrik ist ein Verfahren, dass bislang vor allem in Skandinavien genutzt wird.

Innovative Technik nutzen

Und genau hier kommt auch das, was mit den Bundesmitteln gefordert wird, zum Tragen: innovative Technik. Die Anlage in Steina, die zweigeteilt läuft, kann sich perfekt auf veränderte Bedingungen einstellen. Aber nicht nur das: Durch die Aufbereitung mit Ozon kann komplett auf den Einsatz von Chlor verzichten werden.

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Jetzt aber gilt es erst einmal zu warten, wie die Prüfung seitens des Umweltministeriums aussieht. Ist diese positiv, gilt es die Arbeiten auszuschreiben, Firmen zu finden usw. Bis Ende des Jahres 2024 soll die Talsperre Steina saniert sein.