Berlin. Der Tagesschau-Sprecher spricht über die Ruhe, die Scholz in Krisen ausstrahlt – und warum er das sowohl gut als auch schlecht findet.

Constantin Schreiber spricht in seinem neuen Buch „Glück im Unglück“ von einem „panischen Zeitgeist“ in Deutschland und von apokalyptisch geführten Debatten.

„Mich beschäftigt, wie man mit Dauerkrisen und dem ständigen Gefühl klarkommt, dass das Leben um einen herum nur noch aus schlechten Nachrichten zu bestehen scheint“, sagt Schreiber in dieser Folge des „Scholz-Update“. Und weiter: „Ich glaube nicht, dass die Deutschen aufgeregter sind als die Menschen in anderen Ländern. Aber die Aufgeregtheit kippt bei uns schnell in eine Weltuntergangsstimmung.“

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Olaf Scholz: Seine Ruhe erinnert Schreiber an das „Inshallah-Prinzip“

Olaf Scholz hat dazu für sich und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Leitspruch erarbeitet. Er lautet: „Wir sind nicht beleidigt, wir werden nicht hysterisch.“ Daran hält sich das Team, und der Kanzler zuallererst, was bei Olaf Scholz manchmal so wirkt, als würde er seltsam unbeteiligt beobachten, was passiert, zumindest bemängeln das seine Kritiker.

Die Anhänger Scholz‘ loben ihn dagegen für seine Gelassenheit und Ruhe, fast fühlt man sich an das Inshallah-Prinzip erinnert, das Constantin Schreiber in seinem Buch so beschreibt: „Ich kenne dieses Prinzip aus dem Nahen Osten. Dort funktioniert ja vieles nicht so gut, und trotzdem haben die Menschen eine erstaunliche Gelassenheit. Ein Beispiel von vielen: Wenn die Leute auf einen Bus warten, und der kommt nicht, regen sie sich nicht auf, sondern sagen: Inshallah, dann nehmen wir halt den nächsten.“

Grundsätzlich findet Schreiber Scholz‘ Maxime deshalb richtig, gerade in Zeiten, die so unübersichtlich sind und einen Hang ins Apokalyptische (möglicher Einsatz von Atomwaffen) haben wie die derzeitigen: „Wenn er vor einer Kamera steht, strahlt er tatsächlich immer Ruhe aus, vermittelt aber gleichzeitig den Eindruck, dass ihn das alles nichts angeht. Dadurch, dass er sich wie seine Vorgängerin Angela Merkel in den öffentlichen Debatten bewusst so zurücknimmt, nehmen die ganzen schrillen Tönen und schrägen Schlagzeilen unwidersprochen so viel Raum ein. Man macht damit die Arena auf für alle Schreihälse, die bestimmen dann den Diskurs, und nicht die Besonnenheit des Kanzlers.

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Die Kommunikation von Vizekanzler Robert Habeck, der in seinen Interviews eigene Zweifel mitliefert und versucht, die Menschen an seinen Gedanken teilhaben zu lassen, ist aus Sicht von Schreiber im Rahmen des gesellschaftlichen Diskurses schon zielführender: „Habeck kann mit den kommunikativen Werkzeugen umgehen, setzt Punkte und beherrscht eine Debatte.“

Der Bundeswirtschaftsminister habe ein anderes Problem: „Das Ministerium ist das falsche für ihn“, dafür fehlten ihm und den Grünen die inhaltliche Expertise. In einem anderen Ministerium könnte Robert Habeck mit seinen kommunikativen Fähigkeiten auch ganz anders brillieren.

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