Harz. Die Waldbrandgefahr im Harz und in Südniedersachsen ist groß. Landesforsten und Nationalpark reagieren.

Auch wenn die nächsten Tage entspannter verlaufen sollen, blicken Feuerwehren und Waldexperten derzeit mit Sorge auf die anhaltende Trockenheit. Mehrere größere Waldbrände in Harz und Solling in diesem Jahr lassen ahnen, was auf uns zukommen kann.

Jüngst kämpften mehrere Feuerwehren im Trecktal im Oberharz zwischen Heimburg und Eggeröder Brunnen gegen die Flammen. Im April kam es zu einem Feuer nahe des Brockens. Mitte Juni sorgte ein Waldbrand im Solling für einen Großeinsatz der Feuerwehren (s.o.). Letzten Montag haben fast 150 Einsatzkräfte bis in den späten Montagabend einen Waldbrand im Landkreis Northeim bekämpft, wo etwa 2.500 Quadratmeter Waldfläche bei Hardegsen in Flammen standen.

Aktuell Warnstufe 3

„Für Süd- und Mittelniedersachen erwarten wir in nächster Zeit keine großen Regenmengen, obwohl wir sie dringen brauchen“, sagt Michael Rudolf, Pressesprecher der Landesforsten. Noch liegt die Warnstufe im Harz bei 3 von maximal 5. Doch das kann sich rasch ändern. Vor allem der Blick in die Zukunft mit den Folgen des Klimawandels sorgt bei den Landesforsten für Unbehagen und waldbauliches Umdenken, die Bestände sollen, so Rudolf, klimaresistenter werden.

„Wir stellen uns mit den Baumarten und der Waldstruktur auf die neuen Herausforderungen ein, weg von der Fichte, die raues Bergklima gewohnt ist, zu tiefer wurzelnden Bäumen, die Trockenheit besser überstehe können, weg von Monokulturen zu Mischwäldern“. Douglasie, Rotbuchen und Eiche werden auch in höheren Lagen gepflanzt. Newcomer sei die Roteiche. Ebenfalls neu im Portfolio ist die Weißtanne mit Herkunft aus Süddeutschland und Rumänien. Das alles beschreibt eine langfristige Entwicklung und wird nicht sofort wirksam. So bleibt die Gefahrenlage hoch.

Präventive Brandbekämpfung

Bereits 2018 hat das Innenministerium eine Waldbrandexpertenkommission eingesetzt, in der Vertreterinnen und Vertreter der Feuerwehren sowie der Wald- und Forstwirtschaft gemeinsam Ansätze und Maßnahmen zur organisatorischen und präventiven Brandbekämpfung entwickelt haben. 2020 wurde ein Aktionsplan vorgelegt, der die Ergebnisse zusammenführte. Er trägt unter anderem der geringen Durchfeuchtung der Böden durch die wenigen Regenmengen und der trockenen Sommer 2018 und 2019 Rechnung.

Darüber hinaus berücksichtigt er die vom Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verantworteten Maßnahmen des vorbeugenden Waldbrandschutzes. So wurden die Landesforsten inzwischen mit geländegängigen Einsatzfahrzeugen ausgerüstet, um auch in schwieriger Topographie handlungsfähig zu sein. In enger Abstimmung ist man zudem mit den Feuerwehren.

Waldbrandschutz im Harz

Das gilt auch für den Nationalpark: „Was den Brandschutz angeht, arbeitet die Nationalparkverwaltung eng mit den Feuerwehren zusammen und nimmt an Beratungen zum Waldbrandschutz mit angrenzenden Waldbesitzern, Landkreisen, Rettungsdiensten und Feuerwehren teil“, erklärt dazu Pressesprecher Martin Baumgartner. Die Nationalparkverwaltung habe einen Waldbrandbereitschaftsdienst, der die Erreichbarkeit für die Feuerwehren sicherstellt.

Mehrere Spezialisten waren bei einem Waldbrand am 4. Juli bei Hardegsen im Einsatz.
Mehrere Spezialisten waren bei einem Waldbrand am 4. Juli bei Hardegsen im Einsatz. © Kreisfeuerwehr | Konstantin Mennecke

Außerdem würden Vorkehrungen zur Waldbrandbekämpfung getroffen: „Wir machen regelmäßig Befahrungen mit den Feuerwehren im Nationalpark unter Führung der Revierleiter. Die Waldbrandkarte wurde aktualisiert. Es wurden Wärmebildkameras angeschafft. Die Dienstfahrzeuge der NLP-Revierleiter, der Forstwirte und der Ranger sind mit Löschrucksäcken ausgerüstet. Der Bahnparallelweg im Nationalpark wurde im vergangenen Jahr zwischen Bahnhof Schierke und Brockenstraße ertüchtigt. Das Lichtraumprofil wird regelmäßig kontrolliert. Es gibt jetzt zwei temporäre Staustufen an Großdurchlässen zur Löschwasserentnahme, dies wird Standard bei zukünftigen Maßnahmen, also wenn derartige Bauwerke errichtet oder umgebaut werden“, erklärt er weiter.

Totholz keine Gefahr

Für den Altkreis Osterode gibt es Waldbrandbeauftragte einhergehend mit den Revierleitungen. Stellvertretende Waldbrandbeauftragte für den Raum Osterode (Osterode 1) ist die neue Stadtförsterin Rebecca Rathmann. Ihr Beritt, der Osteroder Stadtwald, ist geprägt von großen Flächen mit Totholz, das in exponierten Lagen nicht beseitigt werden kann. Ob, wie landläufig angenommen, dieses besonders leicht zu entzünden ist und die Waldbrandgefahr erhöht, dazu gebe es unterschiedliche Einschätzungen, so die Fachfrau. „Wir haben eher Probleme mit vergrasten Flächen, auf denen sich Brände schnell ausbreiten können“, meint sie.

Und auch der Nationalpark hat mit dem Totholz seine eigenen Erfahrungen: Die Nationalparkverwaltung nehme die Ängste der Bevölkerung sehr ernst, gehe aber nicht von einer erhöhten Gefahr durch das Totholz aus. „Bei den Waldbränden im Nationalparkgebiet am Brocken am 26. und 28. April 2022 handelte es sich um reine Bodenfeuer. Bei dem Feuer im Bereich Oberer Königsberger Weg hat das stehende Totholz unseren Erkenntnissen nach nicht gebrannt. Für den Nationalpark besteht grundsätzlich weder durch das vorhandene Totholz noch an Hanglagen eine wesentlich erhöhte Waldbrandgefahr. Eine brandbeschleunigende Wirkung des Totholzes ist nicht nachweisbar. Von toten Fichten ohne Benadelung geht keine größere Brandgefahr aus, als von lebenden Fichten mit grünen Nadeln, die ätherische Öle enthalten.“

Waldbrände: Ursache Mensch

Übereinstimmung herrscht unter den Brandschützern bei der Ursachenermittlung. Erfahrungsgemäß sind Waldbrände laut Nationalpark in den gemäßigten Breiten zu über 95 Prozent durch Menschen verursacht. Eine Selbstentzündung von Wäldern gebe es nicht. Daher gehe auch das Waldbrandrisiko in erster Linie auf menschliches Handeln zurück.

Der Niedersächsische Waldbesitzerverband hat die fehlende Rücksicht von Waldbesuchern kritisiert. Fahrlässigkeit oder Vorsatz seien in der Vergangenheit bei mindestens jedem zweiten Waldbrand die Ursache gewesen. Weggeworfene Kippen, Funkenflug beim Grillen oder Lagerfeuer, heiß gelaufene Landwirtschaftsmaschinen und Brandstiftung sind die häufigsten Ursachen für Waldbrände. Die nach den Menschen zweithäufigsten Brandverursacher sind Blitze. Sie fallen aber gerade mal mit ein bis drei Prozent ins Gewicht.

Wichtige Verhaltensregeln

Die Nationalparkverwaltung fasst wichtige Regeln so zusammen:

  • Vom 1. März bis zum 31. Oktober ist es grundsätzlich verboten, in Wald, Moor und Heide sowie in gefährlicher Nähe davon Feuer anzuzünden oder zu rauchen.
  • Das Grillen ist nur auf dafür ausgewiesenen Grillplätzen gestattet, die waldbesitzende oder sonstige grundbesitzende Personen angelegt haben.
  • Autos sollten nicht auf trockener Vegetation abgestellt werden, da die heißen Katalysatoren diese entzünden könnten.
  • Zu- und Rettungswege zum Wald sind für die Feuerwehren zum Erreichen der Einsatzstellen freizuhalten.
  • Wenn ein Waldbrand oder unklare Rauchentwicklung entdeckt wird, bitte umgehend die 112 anrufen.
  • Eine Orientierung dazu können die Notfallrettungspunkte der Forstverwaltungen und GPS-Koordinaten auf dem Handy sein.

Liegen die Brandherde jedoch fern der Waldwege, im Harz keine Seltenheit, sind Hubschrauber nötig, um den Brand aus der Luft zu löschen. Eine entsprechende Übung mit Helikoptern kündigt der Pressesprecher der Landesforsten für den 14. Juli im Oberharz an.

Angesichts der klimatischen Veränderungen wird das Thema die Brandschützer, Forstleute, Hilfsorganisationen wie THW oder Rettungsdienst, den Katastrophenschutz des Landkreises und die Politik verstärkt beschäftigen.