Harz. Mehrere Feuerwehren kämpfen am Dienstag mit einem Waldbrand im Nationalpark Harz. Am Donnerstag brennt es erneut – aber kein Zusammenhang.

Am Brocken im Nationalpark Harz hat es erneut gebrannt. Am frühen Donnerstagnachmittag sei es zu einem Brand einer etwa 3.000 Quadratmeter großen Grasfläche unterhalb des Brockenplateaus gekommen, teilte die Polizei mit. 20 Einsatzkräfte der Feuerwehr waren im Einsatz.

Lesen Sie zum Hintergrund: Brand am Brocken: Die Schmalspurbahn unter Verdacht

Das Feuer konnte laut Feuerwehr zügig gelöscht werden. Der Bahnverkehr musste nicht eingeschränkt werden. Mit dem Großbrand vor wenigen Tagen habe dieses Feuer nichts zu tun gehabt, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Die Orte lägen mehrere Kilometer voneinander entfernt.

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Großeinsatz im Nationalpark Harz: Den Dienstagnachmittag werden die Mitarbeitenden des Nationalparks, der Brockenwirt Daniel Steinhoff, die Brockenbesucher und vor allem viele Feuerwehrleute so schnell nicht vergessen.

Nahe dem höchsten Berg Norddeutschlands waren gleich zwei Feuer ausgebrochen, ein Entstehungsbrand nahe Drei Annen Hohne in einem stillgelegten Steinbruch, und ein weitaus größeres im Bereich Oberer Königsberger Weg.

Wasserwagen der Schmalspurbahnen im Einsatz

Während das erste Feuer laut Nationalparksprecher Martin Baumgartner schnell gelöscht werden konnte, stellte der Brand in Hanglage beidseitig der Schienenstrecke der Harzer Schmalspurbahn (HSB) die Feuerwehr vor besondere Herausforderungen.

Hier war eine Grasfläche von etwa einem Hektar in Brand geraten, bestanden mit Totholz. Das Gelände sei wegen der Topographie für die Einsatzkräfte nur zu Fuß oder über die Brockenbahn erreichbar gewesen, sagte ein Feuerwehrsprecher aus Wernigerode.

Einsatzkräfte und Wasser wurden also mit der Harzer Schmalspurbahn aufwendig an den Brandherd gebracht. Auch die beiden Wasserwagen der Schmalspurbahn waren für die Löscharbeiten im Einsatz.

Brockenbesucher, die mit dem Zug zu Tal gebracht werden wollten, müssen zunächst am Gipfel ausharren. „Die Rauchbelastung war einfach zu groß, um die Menschen sicher nach unten zu bringen“, beurteilte am Dienstag Heide Baumgärtner, Sprecherin der Brockenbahn, die Lage. Daher habe man sie sicher in den Zügen untergebracht und mit Essen und Getränken versorgt.

Die Feuerwehrleute nutzten einen Zug der Brockenbahn, um zum Brandort im Wald zu kommen. Zum Einsatz kamen auch zwei Löschwasserwagen der Harzer Schmalspurbahn. Diese sind jedes Jahr ab April auf dem Brocken und in Drei Annen Hohne mit 28.000 und 24.000 Litern gefüllt geparkt.
Die Feuerwehrleute nutzten einen Zug der Brockenbahn, um zum Brandort im Wald zu kommen. Zum Einsatz kamen auch zwei Löschwasserwagen der Harzer Schmalspurbahn. Diese sind jedes Jahr ab April auf dem Brocken und in Drei Annen Hohne mit 28.000 und 24.000 Litern gefüllt geparkt. © dpa | Matthias Bein

Brandursache ist weiterhin unklar

Stundenlang waren unter dem Kommando der Feuerwehr Wernigerode zahlreiche Ortswehren der Region, unter anderem Wehrleute aus Schierke, aus Ilsenburg und Tanne, im Einsatz und löschten den Brandherd bis zum Abend ab. Rund 120 Einsatzkräfte von 11 Feuerwehren waren vor Ort.

Da aber immer noch zahlreiche Glutnester aufloderten, wurde der Brandort am Mittwochmorgen erneut begutachtet. Die Ursache des Feuers ist weiter unklar. Die Ermittler schließen auch Brandstiftung nicht aus, wie ein Sprecher der Polizei am Donnerstag gegenüber der dpa erklärte.

Der Betrieb der Harzer Schmalspurbahn war von Dienstagnachmittag an eingestellt worden, läuft inzwischen aber wieder. Das Feuer sei laut Wernigeröder Stadtwehrleiter Marco Söchting von der Bahnlinie der Harzer Schmalspurbahn ausgegangen und vom Wind einen Hang hinaufgetrieben worden. Am Ende habe eine Fläche von etwa 250 mal 40 Metern gebrannt.

Brockenbesucher sind auf dem Berg gefangen

Die Besucher, die wegen des Feuers auf dem Brocken warten mussten, wurden im Laufe des Abends mit Kleinbussen vom Berg heruntergebracht. Fahrer war auch Bockenwirt Steinhoff. „Die Stimmung war trotz der Wartezeiten gut, die Leute waren freundlich und verständnisvoll“, berichtet er. Schließlich seien die Menschen während der Wartezeit gut versorgt worden. Etwa 130 Besucher wurden laut Steinhoff ab 18 Uhr mit Kleinbussen vom Berg zum Bahnhof in Schierke gebracht. Von dort organisierte die Harzer Schmalspurbahn dann einen Taxitransfer.

Die Harzer Schmalspurbahn zieht am Mittwoch eine positive Bilanz der Evakuierung ihrer Fahrgäste. „Insgesamt ist alles gesittet abgelaufen. Das Wichtigste ist, dass niemandem etwas passiert ist, und der Brand durch die Feuerwehr schnell unter Kontrolle gebracht werden konnte“, erklärte HSB-Sprecherin Heide Baumgärtner gegenüber unserer Zeitung. Die Sicherheit der Fahrgäste hätte immer oberste Priorität gehabt. „Es gab über Stunden die unklare Lage, nicht zu wissen, ob sich der Brand weiter den Berg hochfrisst. Zudem eine erhebliche Rauchentwicklung“, schilderte Baumgärtner die Beweggründe für das Handeln des Unternehmens. Daher hätte man sich dazu entschlossen, die Gäste auf dem Gipfel zu betreuen.

Diese seien beim Brockenwirt verpflegt worden, während die Löscharbeiten liefen und die Brockenstraße teilweise durch Einsatzfahrzeuge gesperrt gewesen sei. Später seien Personen mit Shuttle-Bussen vom Brocken abgeholt worden. Wieviele Fahrten insgesamt stattfanden, konnte die Sprecherin nicht sagen. Ihr Einsatz sei nötig geworden, da sowohl die Zugmaschine auf dem Gipfel als auch die, die an der Station Drei Anne Hohnen gestoppt hatte, von der Feuerwehr benötigt wurde, um weiteres Wasser an den Einsatzort zu bringen. Einige Wanderer hätten nach Beendigung der akuten Notfalllage den Brocken auch zu Fuß verlassen. „Es war ja ein super Wetter gestern“, so Baumgärtner.

Was am Boden lag ist verkohlt, der Totholzbestand blieb stehen.
Was am Boden lag ist verkohlt, der Totholzbestand blieb stehen. © Nationalpark Harz | Olaf Eggert

Unbekannter Faktor Totholz

Martin Baumgartner betont in diesem Zusammenhang noch einmal ausdrücklich, dass bei dem Feuer zwar liegende Baumstämme verkohlt seien, der stehende Totholzbestand aber nicht in Flammen aufgegangen ist. Landläufig werden die Totholzstämme gerne als Brandbeschleuniger eingestuft.

Die Feuerwehr mahnt hingegen eine generelle Lösung im Umgang mit den abgestorbenen Bäumen an. „Wir als Feuerwehr sehen das schon sehr kritisch“, sagte Stadtwehrleiter Söchting am Mittwoch der dpa mit Blick auf die Nationalpark-Regel, die Wälder der natürlichen Entwicklung zu überlassen. Unter anderem am Brocken sind aufgrund von Stürmen, Wetterextremen und Borkenkäfern Fichten-Monokulturen auf großen Flächen abgestorben. Er fordert: „Da muss was passieren für die Zukunft.“

Söchting sagte: „Wir haben zwar jedes Jahr kleinere Brände, aber dieses war mit Abstand der größte der letzten Jahre.“ Neben der Bahnstrecke war vorübergehend auch die Zufahrtsstraße zum Gipfel gesperrt. Ob Brandermittler zum Einsatz kommen müssen, soll nach Angaben der Polizei noch geklärt werden.

Vorsicht mit Zigaretten und heißen Autos

Immer wieder, so Nationalparksprecher Baumgartner, komme es auf dem Parkgelände zu kleineren Bränden. „Da braucht nur jemand seine Zigarette in die Natur zu schmeißen und schon ist es passiert.“ Dieser Brand aber sei schon ein besonderes Ereignis gewesen. Er mahnt dringend zur Vorsicht, denn gerade wegen der trockenen Witterung ist gerade jetzt die Waldbrandgefahr besonders hoch.

Das Parken von Autos über trockenem Gras ist deshalb zu vermeiden, da von den heißen Katalysatoren Brandgefahr ausgeht. „Halten Sie alle Zufahrtswege zu den Wäldern ständig für Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge frei und rauchen Sie nicht in der freien Natur“, bitten die Brandschützer.

Wer einen Waldbrand oder eine unklare Rauchentwicklung entdeckt, der sollte umgehend die 112 anrufen.