„Lastwagen heißt es, statt Lastwägen. Und einen Bürgermeister im Harz, sollte man nicht Schultes nennen.“

„Mensch Kevin, da musste ich aber erst mal nachschlagen, ob man das so überhaupt schreiben darf!“, ruft mir diese Woche ein Kollege über den Flur zu. Worum es ging: Ich habe am Dienstag in einem Beitrag aus Katzenstein von „Lastwägen“ geschrieben, anstatt hochdeutsch von Lastwagen.

Das Internet sagt, dass meine Version in Süddeutschland und Österreich geläufig ist. Das ergibt Sinn, denn ich stamme aus Stuttgart, bin mit schwäbischem Migrationshintergrund auf verschlungenen Pfaden im Harz gelandet.

Die Familie meiner Mutter kam nach dem Krieg von Hannover nach Böblingen und bewahrte sich nach Kräften das Hochdeutsch. Doch die Melodie, die Sprachbilder und die Grammatik sickerten nach und nach in den sprachlichen Alltag. Meine Großmutter hat es nie verwunden, dass meine Mutter irgendwann anfing mit ihren Freundinnen schwäbisch zu schwätzen.

Wellet mer schwätza?

Ich wurde zwar auch hochdeutsch erzogen – aber spätestens mit der Schule sickerte das Schwäbisch zunehmend ein. Das muss ich hier jetzt behutsam entlernen. Lastwagen statt Lastwägen. Oder dass ich den Bürgermeister im Harz nicht Schultes nennen kann – die süddeutsche Form des Schultheiß – daran müssen mich die Kolleginnen und Kollegen bisweilen erinnern.

Doch das schöne an Integration ist ja, dass sie keine Einbahnstraße ist. Vielleicht kann ich ja ein wenig süddeutsche Metaphorik im Harz verbreiten. Denn im Süden, da gehen die Leute nicht zügig – sie springen! Und seinen Wein trinkt man nicht einfach – man schlozd ihn. Und den Nachbarn beschimpft man am Gartenzaun nicht mit Begriffen aus der niederen Anatomie, sondern man bedient sich kreativer Begriffe aus dem Tierreich: Grasdaggl, Lumpenhund, Rotzaff, Saubär!

Aber ich möchte natürlich höflich bleiben: Es däd mi freia, wenn Sie mir des oin oder andera schwäbische Ausrutscherle verzeiha däda. Und im Zweifelsfall gilt: Oifach miteinond’r schwätza. Gell?

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