„Schützen wir gemeinsam, egal welcher politischen Couleur, unsere Demokratie, damit sie dem Zorn nicht anheim fällt. Wählen wir.“

Wir leben in schwierigen Zeiten. Ich bin Ende der 80er-Jahre geboren. Eine Zeit so großer Unsicherheit habe ich zuvor niemals erlebt. Die Kosten für alltägliches – Benzin, Heizung, Lebensmittel – schießen in ungeahnte Höhen und lassen mich nachts schlecht schlafen. Wie viele Menschen gerade. Und dennoch: Alle Wut über als falsch empfundene Krisenpolitik rechtfertigt keine Beleidigungen, Sachbeschädigung oder gar auf Plakate gesudelte Aufrufe zum Mord.

Demokratie heißt, dass die Bürgerinnen und Bürger nach bestem Gewissen entscheiden, wer am Ende die Geschicke unserer Kommunen, unseres Landes, unseres Staates lenkt. Das alles findet in einem sauber gesteckten Rahmen statt. Innerhalb dieses Rahmens darf diskutiert werden, gerne mit Verve. Was aber, wenn dieser Rahmen verlassen wird, wenn die Grenze überschritten wird zur Gewalt? Dann bröseln am Ende die Institutionen, die diesen Rahmen halten, wie ein Skelett. Dann zerfällt das Gemeinwesen. Die „Res Publica“, wie die alten Römer sagten. Die Republik. Wir alle beobachten es gerade jeden Tag, in der ältesten westlichen Demokratie, den USA.

Sich dem Zorn, der blinden Emotion, entgegenzustellen ist die Quintessenz des Deutschen Staates nach 1945. Der Triumph des Rechtsstaates kann nur fortbestehen, wenn jede Demokratin, jeder Demokrat, dazu beiträgt. Egal ob liberal, oder konservativ. Egal ob links oder rechts. Denn nicht allein der Akt des Wählens ist Ausdruck der demokratisch-freiheitlichen Mündigkeit, sondern auch, für was man sich entscheidet.

Wer den Zorn wählt, der leistet Entgleisungen, wie sie jüngst die Grünen in Göttingen erfahren mussten, Vorschub. Schützen wir gemeinsam, egal welcher politischen Couleur, unsere Demokratie, damit sie dem Zorn nicht anheim fällt. Schützen wir uns selbst. Indem wir wählen.