Göttingen. Die Göttinger Grünen bekommen zum wiederholten Male ein Drohschreiben – im Brief finden sich Hinweise auf ein rechtsextremes Netzwerk.

Ein offenbar von Rechtsextremisten abgeschickter Brief mit Morddrohungen und einem unbekannten Pulver ist beim Büro der Göttinger Grünen eingegangen. Eine Mitarbeiterin habe das Schreiben am Dienstag aus dem Briefkasten geholt, sagte Grünen-Vorstandssprecher Dirk-Claas Ulrich am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zuerst hatte das „Göttinger Tageblatt“ (GT) über den Vorfall berichtet.

„Die Grünen stürzen Deutschland in den Abgrund“, heißt es in dem handschriftlich und in Großbuchstaben verfassten Schreiben. „Öffnet Nordstream 2 und macht die AKWs wieder an! Oder wir killen euch!“ Darunter finden sich das vermutlich für „Heil Hitler“ stehende Kürzel „HH“, ein Hakenkreuz sowie die Worte „White Power“ und „Gruppe 11“.

Anzeige erstattet

„Gruppe 11“ könnte auf elf Neonazis aus dem verbotenen rechtsextremen Netzwerk „Blood & Honour“ hinweisen, die gegenwärtig in München vor Gericht stehen. Zudem erinnert die Bezeichnung an einen Brandanschlag auf das linke Bremer Jugendzentrum „Friese“ im Februar 2020 – an der Haustür fanden sich damals nach dem Brand Aufkleber der Neonazi-Partei „Die Rechte“ sowie einer „Gruppe 11“.

Ulrich sagte, die Grünen hätten wegen des anonymen Briefes inzwischen Anzeige bei der Polizei erstattet. Bereits vor zwei Jahren hatten die Partei, andere Gruppierungen und das „Rote Zentrum“ Drohbriefe mit Nazi-Symbolen und einer pulvrigen Substanz bekommen. Das Pulver hatte sich bei polizeilichen Untersuchungen allerdings als ungefährlich erwiesen.

Zunahme rechtsextremer Aktivitäten

Grünen-Vorstand Ulrich verwies gegenüber dem Evangelischen Pressedienst auf eine Zunahme rechtsextremer Aktivitäten in Göttingen in jüngster Zeit. Bei einer Demonstration gegen einen Wahlkampfauftritt der Bundesvorsitzenden Ricarda Lang am vergangenen Freitag hätten Rechtsradikale und Verschwörungstheoretiker „gemeinsame Sache“ gemacht. Langs Rede war immer wieder von Sprechchören und lauten Pfiffen unterbrochen worden. Auch für eine Kundgebung mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock an diesem Sonntag, 2. Oktober, rechnet Ulrich mit Störaktionen.

Konkrete Erkenntnisse zu geplanten Störaktionen liegen der Göttingen Polizei laut GT bislang nicht vor. Sie werde aber mit einer „angemessenen Zahl an Einsatzkräften auf dem Albaniplatz präsent sein“, sagte Polizeisprecherin Jasmin Kaatz der Zeitung. Die Ermittlungen zu dem Drohschreiben laufen bereits.