Wieda/Walkenried. Rettungsaktion mit historischer Technik: Mit Pferden wird der Urwald im Südharz gelichtet und Wildschweinen die Verstecke genommen.

Beinahe schon ein Urwald mitten in einem Ort im Südharz – so präsentiert sich seit Jahren das sogenannte „Schulhölzchen“ in Wieda. Bäume und Sträucher sind auf knapp drei Hektar massiv gewachsen und bilden ein ideales Versteck für Wildschweine. Von dort aus fallen sie auf der Suche nach Nahrung vor allem über den angrenzenden Kurpark oder Grundstücke her, wühlen alles um. Diesem Treiben will der Verein zur Erhaltung von Natur und Kultur (VNK) Südharz ein Ende machen, den Tieren die Rückzugsorte nehmen. Nach der gelungenen Premiere im Jahr 2023 erhielten sie dabei besondere, tierische Hilfe: Zwei Pferde, genauer gesagt mächtige Kaltblüter, zogen beim Schaurücken im Winter geschlagene Bäume aus dem Wald und demonstrierten so gleichzeitig historische und zugleich extrem ökologische Forstarbeit.

Pferdekraft gegen Wildschweinplage

Das Besondere dabei: In kleinen Gruppen konnten die Interessierten den Forstarbeitern und ihren Tieren in das Schulhölzchen folgen und zusehen, wie ohne Maschinenkraft das geschlagene Holz seinen Weg aus dem schwierigen Waldgelände zum Polter findet. Und auch wenn es auf den ersten Blick einfach klingen mag: Dass die Pferde die Holzstämme ziehen, ist alles andere als einfach. „Die Arbeit mit Rückepferden funktioniert nur, wenn Mensch und Tier eine Einheit bilden“, erklärt VNK-Vorsitzender Jörg Köttner im Gespräch. Und das braucht auch Zeit: Mindestens fünf Jahre dauert im Schnitt die Ausbildung eines Rückepferdes.

Die Arbeit mit Rückepferden funktioniert nur, wenn Mensch und Tier eine Einheit bilden.
Jörg Köttner - Vorsitzender VNK Südharz

Die Tiere in Aktion zu sehen, stieß auf reges Interesse. Einheimische, Gäste aus Nachbarorten aber auch Urlauber schauten dem Zusammenspiel von Mensch und Pferd begeistert zu. Besonders Familien und ihre kleinen Kinder fanden Gefallen an den Pferden. „Deshalb erwägen wir, bei der Folgeveranstaltung im nächsten Jahr für die Kinder eine Möglichkeit zu schaffen, dass sie auch auf Kleinpferden reiten können“, sagt Jörg Köttner. Neben jungen Familien war das gesamte Altersspektrum vertreten und viele ältere Besucher berichteten von ihren Erlebnissen aus ihrer Jugend mit arbeitenden Pferden. Generationsübergreifend kamen die Gäste ins Gespräch.

Beim Schaurücken im Südharz wird Holz mit einem Pferdegespann aus einem schwer zugänglichen Teil des Waldes bei Wieda heraustransportiert. 
Beim Schaurücken im Südharz wird Holz mit einem Pferdegespann aus einem schwer zugänglichen Teil des Waldes bei Wieda heraustransportiert.  © VNK Südharz | Jörg Köttner

Auch aus den Forstbetrieben in Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt informierten sich viele Personen und traten mit der Interessengemeinschaft für Zugpferde aus Sachsen-Anhalt, die wieder die Pferde gestellt hatte, bezüglich einer zukünftigen Zusammenarbeit in Kontakt.

Bereits am 5. Juni findet die nächste Veranstaltung des VNK statt. Am WaldparkGeiersberg in Walkenried werden gemeinsam mit der Grundschule Walkenried und anderen befreundeten Vereinen die zweiten Naturjugendspiele durchgeführt. „Damit möchten wir Kindern in spielerischer Weise die Natur und deren Zusammenhänge aufzeigen. Nicht das Lernen soll das Ziel sein. Nein, wir möchten, dass die Kinder Freude an diesem Tag haben und sich dadurch mit dem Thema Natur und dem Umgang mit dieser anfreunden und das gelernte mit nach Hause nehmen“, beschreibt VNK-Vorsitzender Jörg Köttner den Hintergrund.

Hochwasser-Fotos aus dem Südharz zeigen reißende Flüsse

Die Zorge im Südharzer Ort Zorge trägt viel Wasser.
Die Zorge im Südharzer Ort Zorge trägt viel Wasser. © privat | Ralph Paul
Der angeschwollene Fluss Zorge.
Der angeschwollene Fluss Zorge. © privat | Ralph Paul
Der Abfluss des Zorger Wasserfalls.
Der Abfluss des Zorger Wasserfalls. © privat | Ralph Paul
Am Zorger Wasserfall.
Am Zorger Wasserfall. © privat | Ralph Paul
Die Zorge ist ordentlich angewachsen.
Die Zorge ist ordentlich angewachsen. © privat | Ralph Paul
Auch die Wieda wird zum reißenden Fluss.
Auch die Wieda wird zum reißenden Fluss. © privat | Ralph Paul
Die Wieda in Walkenried.
Die Wieda in Walkenried. © privat | Ralph Paul
Die Wieda sucht sich neue Wege.
Die Wieda sucht sich neue Wege. © privat | Ralph Paul
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Ein anderes, langfristig angelegtes Projekt des Vereins aus dem Südharz dreht sich um das Thema Hochwasserschutz. Das Hochwasser von Weihnachten 2023 ist bei den meisten Menschen noch sehr präsent. Der VNK will sich mit einer neuen Arbeitsgruppe unter der Leitung von Steffen Blau der Pflege der Gewässer 3. Ordnung stärker annehmen. Gerade mit Blick darauf, dass die Unterhaltungspflicht bei den Eigentümern liegt, will man nicht nur informieren, sondern auch aktiv Hilfe beim Hochwasserschutz im Südharz leisten.

Was genau plant der VNK Südharz für die Gewässer?

  • Die neue Arbeitsgruppe will die Gewässer im Raum Walkenried, Wieda und Zorge auf ihren Zustand untersuchen, um den Handlungsbedarf festzustellen.
  • In Zusammenarbeit mit den Eigentümern, den Gemeinden und anderen Institutionen will der VNK einen Sanierungsplan erarbeiten, der im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten sukzessive abgearbeitet werden kann.
  • Zudem sollen Fördergelder für die Projekte beantragt werden.

Wie kann ich mitmachen?

  • Interessenten, die bei der Arbeitsgruppe mitmachen möchten, werden gebeten, sich per E-Mail unter kontakt@vnk-suedharz.de zu melden.
  • Weitere Informationen zum Verein gibt es auch unter www.vnk-suedharz.de
  • Zudem freut man sich immer über neue Mitglieder und Spenden, „denn ohne dies ist die ehrenamtliche Arbeit nicht zu schaffen“, beschreibt Jörg Köttner.

Wildschwein-Plage in Wieda: Blick auf die bewegte Geschichte seit dem Jahr 2014:

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