Barbis. Ein Beamter als Kurierfahrer verkleidet: Ein Polizist berichtete jetzt, wie die Fahnder den Drogenschmuggel von Rom in den Südharz vereitelten.

Im Prozess um abgefangene Pakete mit 55 Kilo Marihuana hat am Donnerstag ein als Zeuge geladener Polizist vor dem Landgericht Göttingen geschildert, wie die Fahnder den Drogenschmuggel von Rom in den Südharz vereitelten.

Die Polizei hatte die Pakete kurz vor der Zustellung abgefangen, das Rauschgift sichergestellt, die Pakete mit Streusalz und Papiertaschentüchern aufgefüllt und diese dann Anfang März an die angegebene Adresse im Bad Lauterberger Ortsteil Barbis ausgeliefert. Die Rauschgiftermittler waren durch einen Hinweis der italienischen Behörden auf die Drogensendung aufmerksam geworden. Demnach waren in Rom zwei Pakete aufgegeben worden, in denen sich etwa 50 Kilo Kokain befinden sollten und die an eine Adresse in Bad Lauterberg geliefert werden.

Allerhöchste Eisenbahn

Die Polizei kontaktierte daraufhin das Logistikunternehmen, das mit der Auslieferung beauftragt war. Dabei stellte sich heraus, dass es bereits allerhöchste Eisenbahn war: Das Fahrzeug mit den betreffenden Paketen war schon unterwegs in Richtung Südharz. Der Kurierfahrer erhielt die telefonische Anweisung, die Pakete nicht bei der angegebenen Adresse in Barbis, sondern bei der Polizei in Osterode abzuliefern.

Die Fahnder öffneten die Pakete und fischten zehn Einzelpäckchen heraus. Anders als vermutet, befand sich darin kein Kokain, sondern Marihuana mit einem geschätzten Straßenverkaufswert von 480.000 Euro. Parallel dazu hatten die Fahnder auch die Empfängeradresse in Barbis observiert und dort zwei Fahrzeuge gesichtet. Die Insassen hätten sich zeitweilig in dem Gebäude aufgehalten und seien dann wieder weggefahren.

Polizist als Kurierfahrer

Um sie im Unklaren darüber zu lassen, dass die erwartete Rauschgiftlieferung abgefangen war, füllten die Ermittler die Pakete wieder auf und ersetzten den Kurierfahrer durch einen Polizisten. Ein erster Zustellversuch scheiterte allerdings, da niemand in dem Haus anwesend war.

Am folgenden Tag meldete sich ein Anrufer bei dem Logistikunternehmen und machte einen neuen Termin aus. Am Tag der Auslieferung observierten wiederum Spezialkräfte der Polizei das Wohnhaus in Barbis. Zum Zeitpunkt der Zustellung seien zwei Personen in dem Gebäude anwesend gewesen und hätten die Pakete in Empfang genommen. Die Fahnder griffen zunächst noch nicht ein, sondern warteten noch eine Weile ab. „Wir wollten herausbekommen, wer der Drahtzieher ist“, sagte der Beamte. Die Einsatzkräfte beobachteten dann, wie die Männer mehrfach das Haus verließen, umherliefen und telefonierten.

Zugriff

Sowohl die deutschen als auch die italienischen Ermittler hatten Telefonüberwachungen laufen. Von den italienischen Behörden sei dann die Mitteilung gekommen, dass eine abgehörte Kontaktperson in Italien angerufen und darüber informiert worden war, dass in den zugestellten Paketen „nicht das drin war, was drin sein sollte“, berichtete der Ermittler. Daraufhin habe man sich in Barbis zum Zugriff entschlossen.

Am Freitagvormittag herrschte Aufregung in Osterode: Die Polizei war mit mehreren Fahrzeugen im Einsatz und verhaftete einen dritten Verdächtigen.