Berlin. Die Deutsche Bahn wird immer unzuverlässiger. Verkehrsminister Wissing weiß: Eine Generalsanierung ist nötig. Doch die wird teuer.

Fahren mit der Eisenbahn wird immer unzuverlässiger. Im Fernverkehr ist die Deutsche Bahn (DB) so unpünktlich wie seit acht Jahren nicht mehr. Im November haben nur 52 Prozent der ICE- und IC-Züge ihr Ziel pünktlich erreicht – also mit maximal fünf Minuten Verspätung. Etwas besser fällt die Bilanz aus, wenn man die Verspätungen erst ab 16 Minuten erfasst: Pünktlich oder mit maximal 15 Minuten Verspätung erreichten 73,6 Prozent der insgesamt 20.000 monatlichen Fernzüge ihr Ziel.

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Deutlich pünktlicher fahren die Regionalzüge: Hier erreichten 85,5 Prozent der mehr als 800.000 erfassten Fahrten ihr Ziel mit einer Verspätung unter sechs Minuten. 97,1 Prozent der DB-Regios kamen mit weniger als 16 Minuten Verspätung an. Dies geht aus der aktuellen Pünktlichkeitsstatistik des Staatskonzerns hervor. Grund für die Verspätungen waren die vielen Baustellen zur Sanierung des Streckennetzes. So wurden rund 75 Prozent der Fernzüge durch mindestens eine Baustelle ausgebremst, begründet die Bahn.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) kritisiert die Pünktlichkeitsquote als „nicht zufriedenstellend“. Sie sei auf die jahrzehntelange Vernachlässigung der Infrastruktur zurückzuführen, sagte der FDP-Politiker dieser Redaktion. „An der Generalsanierung der Bahn führt kein Weg vorbei, wenn wir wieder pünktlichere Züge haben wollen.“ Wissing hatte die Sanierung der Bahn zur Chefsache erklärt.

Deutsche Bahn: Diese Sanierungen sind geplant

Insgesamt sollen in den kommenden Jahren 80 Milliarden Euro in die Sanierung und Reparatur von Schienen, Brücken und Stellwerken investiert werden. 40 Milliarden Euro dafür hat die amtierende Bundesregierung dafür schon zugesagt. Allerdings sollten auch 12,5 Milliarden Euro davon aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) bezahlt werden, dessen Finanzierung vom Karlsruher Bundesverfassungsgericht im Zuge des Haushaltsurteils als nicht rechtmäßig gewertet wurde.

Volker Wissing (FDP), Bundesminister für Digitales und Verkehr, ist unzufrieden mit der Pünktlichkeitsquote bei der Bahn.
Volker Wissing (FDP), Bundesminister für Digitales und Verkehr, ist unzufrieden mit der Pünktlichkeitsquote bei der Bahn. © DPA Images | Andreas Arnold

„Schon im nächsten Jahr werden wir mit der Riedbahn eine der Hauptschlagadern des Bahnnetzes kernsanieren“, kündigte Wissing an. „Das wird sich positiv auf die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit in ganz Deutschland auswirken.“ Als „Riedbahn“ wird die Bahnstrecke zwischen Frankfurt (Main) und Mannheim bezeichnet. Täglich fahren bis zu 300 Züge des Fern-, Nah- und Güterverkehrs auf der zweigleisigen Strecke.

Die Zahl der Baustellen hat sich für die Sanierung bereits im November um 11 Prozent erhöht. So habe der Staatskonzern rund zwei Milliarden Euro aus Eigenmitteln in die Hand genommen, um die störanfällige Infrastruktur zusätzlich zu stabilisieren. Damit sei die Pünktlichkeit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aber um neun Prozentpunkte zurückgegangen.

Deutsche Bahn: Pünktlichkeit ist seit Jahren ein Problem

Im kommenden Jahr plant die Bahn bundesweit zahlreiche weitere Sanierungen. Dabei würden „viele kleinere Baumaßnahmen in kompakten Korridorsanierungen“ gebündelt. „Die Pünktlichkeit entspricht nicht unseren eigenen Ansprüchen und wird auch nicht den Leistungen gerecht, die unsere Fahrgäste zurecht von uns erwarten“, sagte ein Bahn-Sprecher der „Bild am Sonntag“.

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    Klar ist schon heute: Die Deutsche Bahn wird ihr selbst gestecktes Pünktlichkeitsziel in diesem Jahr verfehlen. „Mit einer Pünktlichkeit von rund 66 Prozent in den ersten zehn Monaten ist klar, dass die angestrebte Pünktlichkeit von rund 70 Prozent für 2023 nicht mehr zu erreichen ist“, räumte der Konzern ein. Schon im Oktober kamen nur 58,6 Prozent der IC- und ICE-Züge pünktlich an. Die Bahn hat seit Jahren Probleme mit der Pünktlichkeit: 2022 erreichten nur 65,2 Prozent der Fernzüge pünktlich das Ziel, 2021 waren es noch 75,2 Prozent.