Berlin. Elena und Franz Lustig haben die Absicht, entspannt und gemeinsam alt zu werden. Eine bekannte Praxis hilft dem Paar dabei besonders.

Um direkt mit der Tür ins Haus zu fallen: Der Name ist echt, kein Künstlername. „Lustig“ steht auf dem Briefkasten vor dem zweistöckigen Neubau. Und wenn man drin ist im Haus, gibt Elena am Esstisch bei dampfender Suppe gegenüber der Zeitschrift „Donna“, die zur Funke Mediengruppe gehört, gleich ihre Geschichte zum Besten. Wie sie sich kennenlernten. Wie sie zu dem Namen kam. Und wer sie jetzt sind.

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Franz Lustig ist Kameramann, für Werbung und auch für Wim Wenders. Elena Lustig ist Yogalehrerin, Buddhistin und Coach. Beide sind um die 50, sie schätzen schöne Klamotten ebenso wie ihr schönes Haus, alles ist sehr lässig, sehr designt, sehr Berlin. Cutterin beim Film ist Elena auch, damit fing ihre gemeinsame Geschichte an. Ebenfalls lesenswert: Autorin enthüllt das Geheimnis einer langen Beziehung

Ehe sie zu erzählen beginnt, kocht Franz seine scharf gewürzte Kartoffelsuppe auf und blickt übers Wohnzimmer in den Garten. Dort hockt vor einem Fußballtor ein Buddha neben plätscherndem Wasser. Elena deckt den Tisch vor dem großen Wim-Wenders-Foto einer kargen Landschaft. „Mag jemand Würstl? Bio-Kalbswürstchen!“, ruft Franz. Keine reagiert. Make-up Artist Martina, die Elena auch für ihr Buch geschminkt hat, nicht, auch die Fotografin schüttelt den Kopf.

Franz kocht gern, wenn er mal daheim ist. Dieses Jahr war er 100 Tage unterwegs, sagt Elena. Diese Pausen, glaubt sie, seien ihr Erfolgsrezept. Morgen fliegt Franz wieder nach Los Angeles, während Elena daheim mit Sohn Ziggy, 12, ihre Sachen macht. Anusara-Yoga-Kurse geben, ein fließendes, betont lebensbejahendes Yoga; schneiden, meditieren, coachen oder ein Buch über selbstbewusstes Älterwerden schreiben. „Pro Age Yoga“ hat sie es genannt. Durch die Pausen freuen sie sich immer wieder aufeinander. Franz rührt im Topf und lächelt Elena mit den Augen an. Sie strahlt zurück. Die beiden lächeln sich oft zu. Nicht aufgesetzt, echt, das ist schön anzusehen.

Yoga: Fit und gesund durch wechselhafte Jahre

Angefangen hat es damit, dass Elena Franz’ Job bekam. Nach seinem Studium an der Filmhochschule in Ludwigsburg hatte er nicht nur als Kameramann gearbeitet, sondern auch Filme geschnitten. Bis ein Regisseur Elena Bromund an seine Stelle setzte. Sie hatte sich das Cutten Anfang der 90er selbst beigebracht, da war es noch kein Ausbildungsberuf. „Ich dachte“, sagt Franz fröhlich, „guck ich mir die Frau halt mal an, die besser ist als ich.“ Bei einem Abendessen mit dem Regisseur war das, in Berlin. Elena trug ein geblümtes Kleid. „Weißt du noch? Dieses wunderbare Kleid“, sagt Franz, „das haben wir nicht mehr, oder?“

An dieser Formulierung – welcher Mann spricht schon von „unserem Kleid“? – merkt man, dass die beiden sehr viel teilen. Die Liebe zum Schönen etwa. Und mittlerweile auch die zum Yoga. Elena fing damit an, Anfang der 90er, als es in Frankfurt am Main, ihrer Heimatstadt, nur zwei Yogastudios gab. Weil sie merkte, dass es ihr nicht guttat, den ganzen Tag vor dem Bildschirm zu sitzen, oft bis in die Nacht hinein. 1999 besuchte Elena ein Phowa-Retreat. Das ist nichts für Anfängerinnen, sondern eine tibetische Meditation, bei der man sich bewusst auf den Moment des Sterbens vorbereitet.

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    Franz hat es nicht so mit der Meditation. Meditieren, sagt Elena und blickt ihn voller Verständnis an, wie er am Tischende im Herbstlicht sitzt, sei ja nicht immer schön. Man müsse das wollen, auch den eigenen Abgründen zu begegnen. Doch als Franz Lustig auf die 50 zuging, bat er seine Frau um eine Yogasequenz, die er mitnehmen könnte auf seine Reisen um die Welt und seinem Weg ins Alter. Das wollen beide willkommen heißen, mit seiner eigenen Schönheit, Weisheit und Erfahrung.

    Und so entstand die Sequenz „Everybody’s Darling“. Für Franz und für Menschen, die fit und gesund durch wechselhafte Jahre und Zeiten kommen wollen. Franz wurde ausgeglichener im Job, schlief besser, nahm zehn Kilo ab und hatte keine Rückenschmerzen mehr. Die Übung steht auch in Elenas Buch und ihrem Online-Programm, mit dem sie Menschen in Yoga und einer selbstbewussten Haltung zum Älterwerden coachen will. „Ich will nicht anti sein“, sagt Elena, „sondern pro.“

    Falten stehen bei Männern wie Frauen für gelebtes Leben

    Sie hat sich viel mit Vergänglichkeit auseinandergesetzt – ihre krebskranke Mutter hat sie in den Tod begleitet –, nun weiß sie, dass Falten bei Frauen wie bei Männern für gelebtes Leben stehen. Innere Schönheit, schreibt sie, ist altersunabhängig. Aber man kann sie befördern, aus sich heraus, indem man wach, beweglich und offen bleibt und Yoga macht. Denn das ist ja nicht nur für den Körper gut, sondern auch für den Kopf.

    Franz wird in Los Angeles diesmal einen Werbefilm drehen. Wenn er dazu kommt, wird er noch mal die Bilder durchsehen, die er mit dem Regisseur Wim Wenders in Montana für eine Ausstellung des Malers Edward Hopper in Basel gemacht hat. Franz kommt ins Schwärmen, wenn er von den Aufnahmen erzählt. Elena räumt den Tisch ab. Franz bekommt eine Message, sein Flug morgen ist gecancelt. Er bleibt gelassen, das macht die Erfahrung, das macht das Alter.

    Elena begleitet uns zur Tür. Ein letzter Blick auf das Namensschild. Warum heißt sie nicht mehr Bromund? Elena lacht. „Im Schnitt“, sagt sie, „als ich vor den Filmen saß, habe ich in der Rohfassung immer diese Klappe gesehen, auf der stand: Kamera Franz Lustig.“ Eigentlich wollte sie ihren eigenen Namen behalten. „Aber bei Lustig“, sagt sie, „konnte ich nicht Nein sagen.“