Braunschweig. Der Innenverteidiger setzt den Schlusspunkt bei Eintracht Braunschweigs 3:2 gegen Osnabrück. Trotzdem nimmt er sich nicht so wichtig.

Er machte das entscheidende Tor und ermöglichte Eintracht Braunschweig so den ersten Sieg seit Ende August – trotzdem blieb Ermin Bicakcic nach dem Last-Minute-Gefühlswahnsinn gegen den VfL Osnabrück bescheiden. „Es hätte auch jeder Andere das Tor machen können. Ich will mich nicht wichtig machen. Den Fans habe ich auch signalisiert, dass das ein erkämpfter Sieg der ganzen Mannschaft war und nicht von Ermin Bicakcic“, sagte er nach dem Erfolg des Fußball-Zweitligisten an einem regnerischen Samstagnachmittag im Eintracht-Stadion.

Eintracht Braunschweig trifft in zwei Wochen auf den Hamburger SV

Die Fans wollten den erst kürzlich nach Braunschweig zurückgekehrten Routinier eigentlich noch mehr abfeiern, doch der besann sich schnell auf die kommenden Aufgaben. Zweimal war die Eintracht als Tabellenletzter gegen den Vorletzten in Führung gegangen, zweimal glich Osnabrück durch einen Elfmeter aus. Nur durch die drei Punkte gaben die Blau-Gelben die Rote Laterne in Liga 2 ab und haben mit ihrem neuen Trainer Daniel Scherning nun knapp zwei Wochen bis zum Auswärtsspiel beim Hamburger SV (Freitag, 24. November, 18.30 Uhr im Volksparkstadion).

Doch Bicakcic und die Braunschweiger hatten lange zittern müssen. Der Video-Assistent griff in der Begegnung ständig ein, bei den Strafstößen wurden die Entscheidungen von Schiedsrichter Florian Lechner aber nicht korrigiert. Und beim finalen Tor des langjährigen Erstliga-Profis dauerte es mehr als fünf Minuten, bis feststand, dass der Treffer zählte. „Leck mich am Arsch. Der überprüft den und ich dachte, wenn ich jetzt noch einen Sprint machen muss, dann zieht es mir hinten rein“, sagte Bicakcic im Spaß. Es sei für die Spieler ein bisschen nervig, wenn der VAR für den Check so lange Zeit benötige. „Aber was soll‘s. Wichtig war, dass das Tor am Ende gezählt hat.“

Eintracht Braunschweig darf gegen Osnabrück endlich wieder jubeln

Damit hatte der Abwehrspieler recht. Es war Balsam für die geschundene Braunschweiger Seele. Die Fans hatten das Gefühl eines Erfolgserlebnisses schon fast vergessen. Bicakcic war überrascht, dass überhaupt überprüft wurde, ob sein Tor zählen durfte. Er hatte aus dem Augenwinkel wahrgenommen, dass sich die Osnabrücker bei Saulo Decarlis Schuss auf die Torlinie zurückfallen ließen, um diesen zu klären.

Es war der erste Treffer für Bicakcic nach dessen Rückkehr zur Eintracht – und der erste seit September 2020. Damals traf er beim Hoffenheimer 4:1-Sieg gegen den FC Bayern. Es war das 1:0 nach 16 Minuten, nach 39 Minuten verletzte er sich und verschwand für lange Zeit von der Fußball-Bühne. Die Diagnose damals: Kreuzbandriss.

Sein letztes Tor für die Eintracht schoss er in der Bundesliga-Saison 2013/14 beim 2:2 in Stuttgart. Sein erstes Tor im Braunschweiger Trikot war ein Ausgleich zum 1:1 bei Energie Cottbus. Auch bei einem 2:2 auswärts gegen den 1. FC Köln sorgte er in der Aufstiegssaison 2012/13 spät für Glücksgefühle. Im Eintracht-Stadion war er zuletzt im März 2013 beim 2:1-Sieg gegen Dynamo Dresden erfolgreich.

Seinem Gedächtnis musste „Bico“ auf die Frage nach seinen Erfolgserlebnissen erst auf die Sprünge helfen. „Wäre ich ein Stürmer, würde ich das auf jeden Fall wissen“, sagte er und schob nach. „Aber ich weiß, dass ich heute in Stürmer-Manier getroffen habe.“ Da wollte ihm niemand widersprechen.