Italien. Nur wenige Tiere aus der Viehzucht konnten sich vor den Überschwemmungen in Italien retten. Ein Ferkel hatte besonders viel Glück.

Das Schicksal eines Ferkels, das vor zwei Wochen in der Nähe der norditalienischen Stadt Faenza den Überschwemmungen entkommen ist, bewegt derzeit Italien. Das wenige Wochen alte Schweinchen ist während der Unwetter in der Adria-Region Emilia Romagna aus der Viehzucht entkommen, wo es zur Welt kam.

Hunderte Schweine sind während der sintflutartigen Überschwemmungen ums Leben gekommen, viele ertranken im Schlamm, nachdem die Flüsse in der Gegend über die Ufer getreten waren. Nur wenige Tiere konnten flüchten. Zu ihnen zählt das kleine Ferkel, das in einem der Viehzucht nahe gelegenen Garten Zuflucht finden konnte, wo es von einer jungen Tierschützerin aufgenommen und versorgt wurde.

Eine Petition soll das Ferkelchen vorm Schlachthof retten.
Eine Petition soll das Ferkelchen vorm Schlachthof retten. © Privat

Italien: Petiton, um ein Ferkel vorm Schlachthof zu retten

Die Frau erklärte sich bereit, den kleinen Grunzer zu adoptieren oder in einem Tierheim unterzubringen. Auf Druck des Viehzüchters, der bei ihr sogar mit der Polizei erschien, musste die Frau das Tier jedoch schweren Herzens zurückgeben, das sich inzwischen an die Umgebung gewöhnt hatte. Die Frau resignierte aber nicht und wendete sich an die Tierschutzorganisation Meta in Parma, die sich für das Ferkel in Bewegung setzte. Lesen Sie auch: Tragödie in Kuhstall: 18.000 Tiere sterben bei Explosion

Ganze Landstriche würden durch die Umweltkatastrophe in Italien überschwemmt.
Ganze Landstriche würden durch die Umweltkatastrophe in Italien überschwemmt. © dpa

Eine Petition auf der Plattform "change.org", die an den Bürgermeister von Ravenna und Präsidenten der gleichnamigen Provinz gerichtet ist, bittet darum, dem Schweinchen das Leben zu retten. Tausende Unterschriften wurden bereits gesammelt. Die Tierschutzorganisation fordert, dass das Ferkel einem Tierheim anvertraut wird, wo es frei leben könne. "Nachdem es vor der Flut gerettet wurde, darf das Schweinchen nicht im Schlachthof landen", heißt es in einem Aufruf Metas.

Der Verband richtete auch auf TikTok einen Appell an die Institutionen zur Rettung des Ferkels. "Wir bitten um eine Geste der Menschlichkeit für diese Kreatur. Wir sind zuversichtlich, dass unter dem Druck unserer Kampagne der Schweinebesitzer auf das Tier verzichtet", berichtet der Tierschützer Valerio Vassallo, Gründer von Meta. Das Akronym steht für "Ethische Bewegung zum Schutz von Tier und Umwelt". Die Organisation setzt sich für einen bewussten und ethischen Umgang mit Tieren als fühlende Lebewesen und einen veganen Lebensstil ein.

Überschwemmungen in Italien: Über Tausend Schweine ertrunken

Das Schicksal des Ferkelchens bewegt die Menschen in einer Region, deren Viehzucht bei den Unwettern riesige Schäden erlitten hat. Dabei ist die Emilia Romagna für die Produktion von Köstlichkeiten wie Prosciutto di Parma und Mortadella sowie viele andere Schinken- und Wurstsorten international bekannt.

In Faenza sind mehr als 600 Schweine ertrunken, etwa 200 konnten entkommen. Landwirtschaft und Viehzucht in der Emilia Romagna haben bei den Unwettern schwerste Schäden erlitten. In einem anderen Viehzuchtbetrieb in der Provinz Ravenna ertranken rund 600 Schweine. Schutz, Wasser und Nahrung müssen für mehr als 250.000 Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen gesichert werden, die in den überschwemmten Ställen der Romagna gehalten werden.

In der Gegend befinden sich etwa 400 Geflügelfarmen mit Hühnern, Legehennen und Puten sowie fast 45.000 Bienenstöcke, von denen viele weggeschwemmt wurden, teilte der Landwirtschaftsverband Coldiretti mit. Die Viehzüchter hoffen jetzt auf Entschädigung seitens der Regierung in Rom, die bereits 2,2 Milliarden Euro für Ersthilfen locker gemacht hat. Lesen Sie auch: Italien: Erneut Regenfälle für Katastrophenregion angesagt

Italien: Schäden im Wert von 12 Milliarden Euro

Die Schäden der Unwetterkatastrophe werden auf circa 12 Milliarden Euro beziffert. Die EU verspricht Unterstützung. 400 Millionen Euro erhofft sich Italien vom EU-Solidaritätsfonds. Die EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat vergangene Woche die Überschwemmungsgebiete besucht.

24 Prozent des Bruttoinlandprodukt (BIP) der Region Emilia Romagna sind durch die schweren Unwetter betroffen. Das entspricht 2,2 Prozent des italienischen BIP. 80 Gemeinden sind von den Überschwemmungen und Erdrutschen geschädigt, das sind 30 Prozent des regionalen Gebiets, in dem 26 Prozent der Einwohner der Region leben, circa 1,6 Millionen Personen. Befürchtet wird, dass es Jahre dauern wird, bis sich die Region von den ungeheueren Schäden erholen wird.