Braunschweig. Nach Abschluss der Bauarbeiten fließt der Verkehr wieder. Die Debatte über eine dauerhafte Schließung des Brodwegs ist aber nur verschoben.

Nach fast anderthalbjähriger Sperrung ist der Brodweg im Osten Braunschweigs jetzt wieder geöffnet. Die neue Eisenbahnbrücke ist schon seit Oktober fertig, nun wurden auch die Bauarbeiten im Umfeld der Brücke weitestgehend abgeschlossen. Täglich rund 8500 Fahrzeuge waren vor der Sperrung auf der Straße zwischen Helmstedter Straße und Georg-Westermann-Allee unterwegs – und auch eine Menge Radfahrer.

Ob die jetzige Öffnung des Brodwegs für den Durchgangsverkehr von Dauer ist, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Die politische Kontroverse läuft bereits. Jetzt hat sich die CDU zu Wort gemeldet: „Die grüne Forderung nach dauerhafter Sperrung ist blanke Klientelpolitik. Für die CDU-Ratsfraktion steht unumstößlich fest, dass der Brodweg gerade aus umweltpolitischen Gründen für den Durchgangsverkehr zur Verfügung stehen muss.“

Mobilitätsentwicklungsplan soll zeigen, wo Verkehr gebündelt wird

Hintergrund der Debatte sind zwei Aspekte. Erstens: Der Brodweg ist verhältnismäßig eng, vor allem wegen parkender Autos am Fahrbahnrand. Autos und LKW fahren oft nur mit sehr geringem Abstand an Radfahrern vorbei. Außerdem halten sich etliche nicht an Tempo 30. Wenn Radfahrer auf den Fußweg ausweichen, kann es wiederum Konflikte mit Fußgängern geben.

Zweitens: Die Stadtverwaltung erarbeitet zurzeit den Mobilitätsentwicklungsplan. Er soll aufzeigen, auf welchen Hauptachsen in Braunschweig künftig der Radverkehr, der ÖPNV und der motorisierte Individualverkehr gebündelt werden. Durchgangsverkehr, der nicht der Erschließung dient, soll umgeleitet werden, um Wohngebiete zu entlasten.

Ein erster Entwurf für die sogenannten Hauptnetze liegt vor. Demnach ist der Brodweg für den motorisierten Individualverkehr dem untergeordneten Netz zugeordnet – stattdessen sind als relevante Hauptachsen im Osten der Stadt in Nord-Süd-Richtung der Ring sowie Messeweg/Ebertallee vorgesehen. Für Radfahrer wiederum ist der Brodweg in dem Entwurf durchaus als Hauptachse definiert. Das könnte eine Sperrung des Brodwegs für den KFZ-Durchgangsverkehr nahelegen.

Stadtverwaltung wollte den Brodweg eigentlich nicht wieder öffnen

Der Entwurf wird aktuell weiter überarbeitet. In den nächsten Monaten soll sich die Politik mit den Ergebnissen befassen. Die Stadtverwaltung zieht eine Sperrung durchaus in Betracht. Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer hatte daher dem Mobilitätsausschuss des Rates am 4. April angekündigt, dass die Straße nach Abschluss der Bauarbeiten vorerst geschlossen bleiben soll. Es sei sinnvoll, die endgültige Entscheidung im Rahmen des Mobilitätsentwicklungsplans abzuwarten, um den Brodweg nicht jetzt zu öffnen und später doch wieder zu sperren, so Leuer.

Eine grundsätzliche Information der Öffentlichkeit gab es seitens der Verwaltung zunächst nicht. Stattdessen hatte die Deutsche Bahn Anfang April auf Nachfrage unserer Redaktion noch den 12. Mai als Tag der Öffnung in Aussicht gestellt – dann seien alle relevanten Arbeiten abgeschlossen, hieß es. Am Freitag, 12. Mai, jedoch blieb der Brodweg geschlossen. Die Bahn äußerte sich am darauffolgenden Montag nicht dazu, sondern verwies auf die Stadt.

Grüne: Poller würden Einsatzkräften die Durchfahrt ermöglichen

Die Verwaltung erklärte daraufhin, dass noch Restarbeiten nötig seien und der Brodweg am 26. Mai geöffnet werde, wie es nun ja auch geschehen ist. Die Stadt erwähnte im Zuge einer Pressemitteilung die Überlegung, den Brodweg nach Abschluss der Bauarbeiten für KFZ-Verkehr gesperrt zu lassen. Allerdings hätten sich dazu Feuerwehr und Polizei kritisch geäußert – und deswegen habe man entschieden, den Brodweg doch erst einmal wieder zu öffnen.

Die Grünen-Fraktion im Rat ist über dieses Hin und Her sehr verärgert und kritisierte, die Politik sei übergangen worden. Man habe sich auf Leuers Ankündigung verlassen. Die Fraktionsvorsitzende Lisa-Marie Jalyschko verwies auf die Möglichkeit, zum Beispiel versenkbare Poller zu installieren, die den normalen PKW-Verkehr blockieren, aber Einsatzkräften die Durchfahrt weiterhin ermöglichen würden. Wenn man die Förderung des Radverkehrs ernst nehme, sei eine Sperrung des Brodwegs nötig. Nun werde es umso schwieriger, eine dauerhafte Sperrung durchzusetzen.

CDU: Wir brauchen Wahlfreiheit beim Verkehrsmittel

Aus Sicht der CDU hingegen ist die Öffnung des Brodwegs die einzig sinnvolle Lösung. Die zurückliegende Sperrung habe erheblichen Mehrverkehr und in Stoßzeiten erhebliche Staus im Bereich Georg-Westermann-Allee, Herzogin-Elisabeth-Straße und Helmstedter Straße zur Folge gehabt, heißt es in einer Pressemitteilung der Ratsfraktion. Pendler aus den Landkreisen Helmstedt und Wolfenbüttel sowie aus Rautheim, Heidberg und Mascherode hätten Umwege in Kauf nehmen müssen. Auch die Anwohner der deutlich höher frequentierten Straßen seien belastet worden.

„Sperrungen von Straßen für den Autoverkehr führen immer zu Ausweichverkehr und belasten damit andere Straßen zusätzlich“, erläutert Maximilian Pohler, Sprecher der CDU-Ratsfraktion im Mobilitätsausschuss. „Die Grünen vergessen, dass viele Menschen von außerhalb kommen und aufgrund weiter Fahrstrecken eben nicht so mir nichts dir nichts auf das Fahrrad umsteigen können oder aus anderen Gründen auf das Auto angewiesen sind. Wir brauchen Wahlfreiheit beim Verkehrsmittel und keinen grünen Erziehungsunterricht.“

Diese Sichtweise wird überwiegend auch in Leserbriefen und auf der Facebookseite unserer Zeitung geäußert. Die Befürworter einer Sperrung für den KFZ-Durchgangsverkehr sind bislang deutlich in der Minderheit.

Mehr Nachrichten aus Braunschweig

Mehr wichtige Nachrichten aus Braunschweig lesen:

Täglich wissen, was in Braunschweig passiert: Hier kostenlos für den täglichen Braunschweig-Newsletter anmelden!Hier kostenlos für den täglichen Braunschweig-Newsletter anmelden!