Braunschweig. Pfarrer Friedhelm Meiners von der St.-Martini-Gemeinde geht mit 65 Jahren in den Ruhestand. Aber so ganz wird er trotzdem nicht abtauchen.

Für Friedhelm Meiners war und ist es ein Traumjob. Mehr als 20 Jahre war er Pfarrer an St. Martini, hat nicht nur Gottesdienste gehalten, Konfirmandinnen und Konfirmanden unterrichtet und Menschen an den Eckpunkten des Lebens begleitet. Er war auch offen für Neues: etwa für die samstäglichen Marktandachten oder für Gottesdienste mit Karnevalsvereinen am Rosenmontag.

„Der Glaube will überall gelebt werden“, sagt der 65-Jährige. Und: „Das war schon eine coole Zeit.“ Am 11. Juni wird Friedhelm Meiners in der Martinikirche von Propst Lars Dedekind in den Ruhestand verabschiedet.

Martinikirche in Braunschweig ist als „Hochzeitskirche“ beliebt

An seinem Beruf hat er vieles geliebt, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die Predigten, „die möglichst nicht zu lang sein sollten“, Hochzeiten, Taufen, aber auch Beerdigungen. Es liege ihm, Menschen zu trösten, die Verstorbenen zu würdigen und ihr Leben nochmals in den Mittelpunkt zu stellen. „Und wenn es mir gelingt, dass die Hinterbliebenen bei der Erinnerung an einen Verstorbenen lächeln, ist das eine Sternstunde.“

Vor der Corona-Pandemie hat der Pfarrer an manchen Samstagen drei Brautpaare getraut, denn die Martinikirche ist als „Hochzeitskirche“ beliebt. Viele Paare hat er danach nie wieder gesehen. Meiners kann damit leben: „Wer sich kirchlich trauen lassen will, hat einen Glauben und bittet um den Segen.“

Im NDR werden seine kurzen Andachten weiter zu hören sein

Nur das Singen ist nicht sein Ding, erzählt er schmunzelnd. „Sie müssen hier nicht singen“, habe ihm eine Frau aus dem Kirchenvorstand der Auferstehungskirche in der Gartenstadt gesagt, nachdem er dort den ersten Gottesdienst gefeiert und die Liturgie gesungen hatte.

Eine besondere Herausforderung sind für ihn seine kurzen Radio-Andachten für den Norddeutschen Rundfunk, die auch künftig zu hören sein werden. Gern überlegt sich Meiners dafür eigene Themen, etwa die Krönung von König Charles und Königin Camilla in Westminster Abbey in London. Darum geht es auch in seinem Blog „Der Pastor“.

Pfarrer Meiners: „Kalte Besuche gibt es nicht mehr“

Seit seinen ersten Berufsjahren hat sich viel verändert und die Kirche ist im Leben der Menschen längst nicht mehr so präsent wie noch Ende der 1980er-Jahre. Am augenfälligsten: Gemeindemitglieder besucht ein Pastor heute nur noch mit Anmeldung. „Kalte Besuche gibt es nicht mehr“, sagt der Pfarrer.

Für ihn sind diese und viele weitere Veränderungen nicht nur ein Anzeichen für die Krise der Kirchen, sie weisen nach seiner Ansicht auch auf den fehlenden Austausch in der Gesellschaft und einen zunehmenden Individualismus hin. „Das soziale Miteinander bereitet mir große Sorgen“, sagt Meiners.

Und wie wird er seinen Ruhestand gestalten? „Das wird sich ergeben“, sagt der Pfarrer gelassen. Er freut sich auf diese Zeit: „Es ist das erste Mal in meinem Erwachsenenleben, dass ich keinen Plan haben muss.“

Pfarrer Friedhelm Meiners wird in der Martinikirche von Propst Lars Dedekind in den Ruhestand verabschiedet. Der Gottesdienst beginnt am Sonntag, 11. Juni, um 15 Uhr.

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