Braunschweig. Verkehrswende – Welche Straßen werden gesperrt, wo fallen Fahrspuren weg? Hier steht, worüber in den nächsten Wochen und Monaten gestritten wird.

Abschied von der autogerechten Stadt. Braunschweig läutet die Verkehrswende ein. Es werden letzte Vorbereitungen getroffen, damit Ende des Jahres ein Plan vorliegt, der zeigt, wo und was sich ändern sollte. Ein Ziel, so Oberbürgermeister Thorsten Kornblum, während einer Pressekonferenz: „Nicht die autofreie, aber die autoarme Innenstadt.“

Ende des Monats bereits soll der Mobilitätsausschuss zustimmen, damit das große Rechnen beginnen kann. 200 Vorschläge von Bürgern, Experten und Wirtschaft liegen auf dem Tisch. Das neue Verkehrsmodell der Stadtverwaltung soll dann errechnen, welche Folgen es hätte, wenn die Vorschläge umgesetzt werden.

Braunschweig will mehr Tempo auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt

Den Zeitplan umriss Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer so: Ein weiterer Zwischenbericht im Sommer, Ende des Jahres dann Abstimmung im Rat über einen sogenannten Mobilitätsentwicklungsplan samt Prioritätenliste. 2024 Beginn mit kleineren Maßnahmen. 2025 Beginn der Umsetzung von Maßnahmen, die zusätzliche Haushaltsmittel und Planungszeit benötigen.

Braunschweig will den Spagat wagen, zwar die Erreichbarkeit der Innenstadt per Auto zu sichern, gleichzeitig aber auch mehr Tempo auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt aufzunehmen.

Klimaneutralität ist aber nur ein Ziel, Kornblum sieht als weiteres Ziel: „Braunschweig wird familienfreundlichste Stadt Niedersachsens.“ Die Mobilitätswünsche junger Familien sollen besonders berücksichtigt werden.

OB: „Braunschweig ist die Einkaufsstadt und das kulturelle Zentrum der Region. Die Innenstadt muss also per Auto erreichbar sein.“

Es werde jedoch gelten: „Braunschweig ist die Einkaufsstadt und das kulturelle Zentrum der Region. Die Innenstadt muss also per Auto erreichbar sein.“ Es geht nun um das Wie. Oder, wie der Oberbürgermeister sagte: „Wie geht man zum Beispiel mit dem Bohlweg um? Keine Veränderung, einspurig, ganz sperren?“ Was möglich ist, soll errechnet werden.

Kornblum ist außerdem großer Anhänger der Idee, am Friedrich-Wilhelm-Platz Oker-Terrassen zu bauen. „Von der Fußgängerzone aus soll es direkt ans Wasser gehen.“ Die Autos auf dem Kalenwall sorgen jedoch dafür, dass die Straße zur Barriere wird. „Es muss geprüft werden, welche Folgen es hätte, wenn der gesamte Autoverkehr den Weg über die Konrad-Adenauer-Straße nimmt?“

Bislang sind auf der Konrad-Adenauer-Straße nur Autos unterwegs, die aus Richtung Europaplatz in Richtung Kennedy-Platz wollen. Wäre Gegenverkehr möglich?

Errechnet soll außerdem werden: Ist der Wunsch realistisch, den Lieferverkehr in heutiger Form aus der Innenstadt zu verbannen? Was heißt es, wenn die „letzte Meile“ elektrisch zurückgelegt wird? Der Stadtbaurat will sich nun die Zustimmung der Politik holen, den Katalog der 200 Vorschläge durchrechnen zu lassen, um die „wirksamsten Maßnahmen in einem Zielszenario“ zusammenzufassen.

Benötigen die Autofahrer auf dem Ring tatsächlich alle Spuren?

Die Vorschläge haben es in sich: Ein Parkleitsystem für Radfahrer in der Innenstadt oder eine automatische Radverkehrszählung werden kaum Folgen haben. Aber auf der Prüfliste wird auch stehen: Auf dem Cityring soll ein Fahrstreifen den BSVG-Bussen und Radfahrern gehören. Benötigen die Autofahrer auf dem Wilhelminischen Ring tatsächlich alle Spuren?

Die Schließung des Brodwegs für Autos wird geprüft. Erhöhung der Gebühren für das Bewohnerparken. Einrichtung einer „Low-Emmission-Zone“ – nur noch Elektro-Autos innerhalb der Okerumflut. Bereits jetzt ist klar: Alle Wünsche gehen nicht in Erfüllung. „Grüne Welle“ für Autos und „Grüne Welle“ für Radfahrer bedeutet – Zielkonflikt.

Änderungen wird es dennoch viele geben. Ergebnisoffen sollen die Prüfungen erfolgen und zeigen, so der Oberbürgermeister, „was im Straßennetz möglich ist“. Willkürlichkeiten, „die keine Akzeptanz in der Bevölkerung finden“, soll es nicht geben. Kornblum will keine „politischen Verwerfungen“.

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