Braunschweig. Wir fragen ein junges Paar, wie für die beiden Glück in der Partnerschaft gelingt. Über Liebe, Nähe und die Herausforderungen des Alltags.

Wie führen Menschen eine glückliche Beziehung? Wir haben ein Paar getroffen, das daran arbeitet, gemeinsam glücklich zu sein. Bisher mit Erfolg. Sie ist geschieden mit zwei Kindern und wohnt in Braunschweig, er lebt und studiert in Kassel und arbeitet zudem in Hannover. Wie schaffen sie es, Studium, Job, Kinder und eigene Interessen übereinzubringen und was bedeutet gemeinsames Glück für sie?

„Am glücklichsten macht mich die positive Energie, die sie auf mein Leben ausstrahlt“, sagt Jan Winne-knecht über Antonia Mandel. „Ich liebe ihre Neugierde, dass sie an alles erstmal positiv herangeht. Ihre Vorfreude ist ansteckend.“ Ruhig sitzt er am Esstisch und schaut sie an.

Nach Scheidung wird Mandel zum Beziehungscoach

Antonia Mandel ist 28 Jahre alt und lebt mit ihren zwei Kindern aus ihrer inzwischen geschiedenen Ehe. Sie heiratete während ihres Studiums. Parallel schloss sie ihren Master in Bauingenieurwesen ab. Die Ehe zerbrach kurz nach der Geburt der jüngeren Tochter. Dies sei eine schwere Zeit gewesen. „Manche reifen durch eine Trennung, lernen daraus. Andere nicht.“ Mandel habe sich entschieden, daraus zu lernen. Sie habe nach der Trennung angefangen, sich mit Persönlichkeitsentwicklung auseinander zu setzen. Sie begann zu dem Thema einen Instagram-Kanal. Nach der Trennung machte sie sich damit selbstständig. Als Trennungscoach begleitete sie andere Frauen, die sich über Instagram bei ihr meldeten.

Nach einiger Zeit hatte die 28-Jährige die eigene Trennung hinter sich gelassen. „Das Thema Trennung war weit weg“, sagt sie. Sie orientierte sich deshalb beruflich um: Sie arbeitet seitdem als Beziehungscoach (siehe Interview unten). Aktuell macht sie ergänzend eine Coaching-Ausbildung in Münster. Im Mai 2021 lernt sie Jan Winneknecht kennen, kurze Zeit später werden sie ein Paar, während Corona.

Konzerte sind die gemeinsame Leidenschaft

Sie kommen einander näher, während die Welt Abstand hält. Ein Glück: Nähe und Zärtlichkeit ist beiden wichtig, sie erzählen, dass dies eine von ihren Sprachen der Liebe ist. Was sie an ihm verrückt mache? „Unter anderem der gute Sex!“, sagt sie mit einem Lachen.

Unabhängig voneinander erzählen sie von ihrer gemeinsamen Leidenschaft: Konzerte. „Wir haben nach Corona bestimmt schon zehn Konzerte besucht“, erzählt Mandel. Er liebt ihre tollen Impulse. So habe sie ihn eines Morgens mit Karten für das Abschlusskonzert der Toten Hosen überrascht. „Eine typische Toni-Aktion“, nennt Winneknecht das. Gemeinsam das Leben auskosten, Dinge erleben: Das ist auch Glück für sie.

Ein neues Familienleben

Das Wohnzimmer ist reduziert eingerichtet, es ist viel Platz. Nur auf dem Boden, an den Kopfenden des hellen Tisches, stehen Spielzeugautos. Ein Kind hat sie minuziös in zwei langen Geraden aufgereiht. Der Esstisch steht direkt an einer breiten Fensterfront. Das Wohnzimmer ist hell, aufgeräumt. Es gibt viel Platz, um mit Autos zu spielen. Mandel ist organisiert. Sie scheint es zu schaffen, Ordnung zu wahren und den Kindern gleichzeitig ihren Raum zu lassen.

„Mein Sohn hat die Autos so aufgestellt“, sagt Antonia Mandel. Das sei gerade sein Spiel. Deshalb könnten die beiden die Autos nicht wegräumen. „Jan ist wundervoll mit meinen Kindern“, sagt sie. Und sie bewundere, dass er sich so in das Familienleben hereingestürzt habe. Keine halben Sachen, sagt er. Die Kinder sind Teil ihres Lebens – also auch seines Lebens.

Sie sagt über ihn: „Er ist ein Ruhepol für mich. Er weiß um seine Stärken und dass er gut für mich ist. Er ist positiv und gelassen.“ Selbst, wenn sie ruhelos, genervt oder grantig sei, zeige er ihr seine Liebe. Und er habe die Größe, sich zu entschuldigen, wenn er falsch lag.

Kommunikation als das A und O

Jan Winneknecht ist 26 Jahre alt. Er arbeitet in Teilzeit als Beamter beim Landwirtschaftsministerium des Landes Niedersachsen. Außerdem steckt er mitten in einem Studium der Stadt- und Regionalplanung. Dafür muss er pendeln. Er arbeitet in Hannover, studiert und lebt in Kassel – und liebt in Braunschweig. Für beide ist die gemeinsame Zeit knapp. Jeden Monat setzen sie sich zusammen und planen, wann sie sich sehen. Oft finden sie gemeinsame Zeit nur an Wochenenden. Beide leben ein ganzes, eigenes Leben. Sie entfalten sich frei und sind gleichzeitig ein Paar. Das sei nicht immer einfach. „Manchmal denke ich kurzfristig schon, dass Single sein einfacher wäre“, sagt Winneknecht. Dann führe er sich vor Augen, wie glücklich ihn die Beziehung macht. Mandel pflichtet ihm bei. „Wir beeinflussen unser Leben durch unsere Einstellung. Eine Beziehung zu führen, ist eine bewusste Entscheidung.“

Der reflektierte Umgang mit ihrer Beziehung ist ein Thema, das wiederkehrt. Die Kommunikation ist für die beiden ein zentraler Punkt. Sie sprechen über Bedürfnisse, Gefühle und ihre Wahrnehmung von Situationen. Es sei wichtig, dass jeder kommuniziert, was ihn beschäftigt. Nur so könnten die beiden wissen, was bei jedem von ihnen los ist. Glück in der Beziehung heiße immer auch, die eigenen Bedürfnisse im Blick zu behalten.

Jeder ist für das eigene Glück verantwortlich

„Ich bin für mein Glück verantwortlich“, sagt Mandel. Davon auszugehen, dass der Partner intuitiv wisse, was sie glücklich macht, sei ein Fehler. „Achte auf dich selbst und erwarte nicht, dass dein Partner dich glücklich macht.“ Das heiße nicht, dass der Partner das überhaupt nicht tun solle. Nur seien wir selbst diejenigen, die wissen sollten, was wir brauchen. Für das eigene Glück sei der Mensch in erster Linie selbst verantwortlich. In einer Beziehung könnten aber die Stärken des Partners eigene Unsicherheit ausgleichen. Nähe und Körperkontakt, Vertrauen, offene, ehrliche Gespräche, sich darüber austauschen, was einen bewegt, gemeinsam einzigartiges erleben und verlässliche Unterstützung: Das haben zu können, wenn man es sich wünscht: Das macht bei den beiden Glück in der Beziehung aus.

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