Bad Sachsa/Bad Lauterberg. Touristen ärgern sich, dass mitten in den Sommerferien zahlreiche Restaurants wegen Urlaubs geschlossen sind. Mehr Absprachen sollen helfen

Keine Lust zu kochen und deswegen spontan Essen gehen? Das hat im Südharz während der Sommerferien nicht immer reibungslos geklappt. Denn zahlreiche Restaurants hatten mehrere Wochen geschlossen. Einige Betreiber waren mit ihren Familien in den Sommerurlaub gefahren.

In Bad Lauterberg waren vier Restaurants zur gleichen Zeit während der Sommerferien geschlossen. Bei der Touristinfo gab es darüber laut Sachgebietsleiter Frank Hartmann einzelne Beschwerden. Das ist für Organisationen wie den Förderkreis Königshütte Grund zur Besorgnis. „Wir tun viel dafür, dass Gäste kommen“, sagt Illse Brodowski-van Doorn vom Förderkreis. Aber es gehöre auch Gastronomie dazu, um einen Ort für Touristen und Touristinnen attraktiv zu gestalten. Während der Sommerferien habe sie in Bad Lauterberg beobachtet, wie Menschen vor Restaurants Schlange gestanden haben. Sie befürchtet, dass diese Personen im nächsten Jahr nicht wiederkommen – und möglicherweise auch anderen von einem Ausflug in die Kneippstadt abraten.

Corona-Pandemie belastet

Raffaele Dargenio ist Chef der Pizzeria Taranto an der Butterbergstraße. „Ich war 25 Jahre lang immer präsent. Meine Familie und ich sind schichtweise in den Urlaub gefahren, damit das Restaurant nicht geschlossen war“, sagt er. Dann kam die Corona-Krise und mit ihr ständig wechselnde Vorschriften und Personalmangel. „Die Psyche macht das Hin und Her nicht mehr mit“, sagt Dargenio. Hinzu seien Gäste gekommen, die kein Einsehen für die Einschränkungen zeigten und den Gastronom deswegen beschimpften. „Wir sind Dienstleister und ich möchte Dienst leisten“, sagt Dargenio – aber nicht unter solchen Umständen.

Lesen Sie auch: Hohe Kosten: Gastronomen heben die Preise an

In diesem Jahr haben sich er und seine Familie deswegen vom 18. Juli bis zum 14. August Urlaub geleistet. Das habe er im Vorfeld seinen Kollegen und Kolleginnen angekündigt. Damit sieht er seine Pflicht getan. „Die im Rathaus sollen sich Gedanken machen“, sagt Dargenio in Bezug auf eine bessere Organisation.

Detlef Buschbeck, Geschäftsführer des Hotels Riemann mit Restaurant, schlägt einen Gastronomie-Stammtisch vor, der sich zwei Mal im Jahr trifft: „Die Stadt sollte vorausschauend für 2023 agieren und das Gespräch mit den Gastronomen suchen.“

Eigeninitiative zeigen

Bad Lauterbergs Stadtmarketingleiter Hartmann sieht das anders: „Die Stadt bzw. das Stadtmarketing hat keinen direkten Einfluss auf Öffnungs- und Urlaubszeiten der Betriebe. Entsprechende Absprachen können die Gastronomen nur untereinander treffen.“ So sieht das auch Melanie Biniara vom Movement, das Café und Restaurant im Kurhaus der Kneippstadt: „Ich denke, das sollten die Gastronomen unter sich klären und jedem Gastronom sollte bewusst sein, dass wir alle an einem Strang ziehen sollten.“

Lesen Sie auch: Kostet der Döner bald 7 Euro?

Auch in Bad Sachsa hatten über die Sommerferien bislang einige Restaurants geschlossen, wobei es hier wohl vor allem eine Frage der nicht erfolgten Koordination oder Kommunikation zu sein scheint, erst recht wenn es gar zu Überschneidungen bei geschlossenen Gastronomiebetrieben kommt.

Abspracheversuch scheitert

Jens-Rüdiger Faupel, Vorsitzender des Dehoga-Ortsverbandes Bad Sachsa und zugleich Inhaber vom Restaurant Harzer Schnitzelhaus und Waffelbäckerei, hat vor allem zwei Punkte, „die ich einfach nicht begreife“. Zum einen versteht er nicht, warum manch Kollege in der Hauptsaison drei Wochen sein Geschäft schließe, „zwei wären sicher besser für uns alle“. Zum anderen kann er die mangelnden Absprachen nicht nachvollziehen. Auf Initiative des Bad Sachsaer Bürgermeisters habe es zwar Anfang des Jahres 2022 eine Einladung zu einem Gesprächstermin gegeben, um genau solche Fragen zu besprechen bzw. diesen Problemen vorzubeugen – „doch das Ergebnis war eher dürftig“.

Lesen Sie auch: Im Schnitzelhaus ist eine Frau Chefin in der Küche

Im Ergebnis müssten weiterhin er und seine restlichen Kollegen die Ferien der anderen auffangen. „Das ist schon fordernd, wenn auf einmal eine Gruppe von 20 Personen mal eben schnell Mittag essen möchte und das Haus ohnehin schon voll ist.“

Allerdings – und das gibt der Gastronom auch offen zu, sei der Ansturm der Gäste in diesem Jahr nicht so wie im Vorjahr. „Man merkt doch, dass viele wieder ihre Flugreisen in ferne Länder unternehmen und nicht mehr vor Ort in Deutschland bleiben.“ Aber dennoch müsse man das Problem vor Ort dringend lösen. Dabei verweist der Dehoga-Ortsvereinsvorsitzende auch auf den geplanten Aufbau des Ferienparks im Borntal und andere Erhöhungen bei Beherbergungsbetrieben. „Es werden also wohl mehr Gäste in Bad Sachsa werden – und die wollen irgendwo etwas Essen gehen können.“

Lesen Sie auch: Was man in Bad Lauterberg machen kann

Karen Ruppelt, Leiterin der Tourist-Information (TI) in Bad Sachsa und der Gemeinde Walkenried, betrachtet die aktuelle Entwicklung aus mehreren Blickwinkeln. „Primär sehen wir es natürlich aus der Sicht des Gastes und für den ist es schade bis ärgerlich, wenn mitten in der Hauptsaison ein Teil der Gastronomie vor Ort geschlossen hat.“

Aber natürlich verstehe sie auch speziell den Teil der Betreiber von Restaurants usw., die schulpflichtige Kinder haben. „Diese müssen und wollen natürlich gern mit ihren Kindern in den Sommerferien Urlaub verbringen, das ist völlig nachvollziehbar.“

Lesen Sie auch: Sport, Spaß und Geschichte - das bietet Bad Sachsa

Um aber Probleme wie Überschneidungen zu vermeiden, hält sie wie Jens-Rüdiger Faupel auch eine bessere Absprache für wichtig. „Aus Sicht von uns als Touristinfo wäre der erste Schritt in Richtung Gast, dass man uns überhaupt einmal mitteilt, wenn jemand sein Geschäft in der Hauptsaison schließt. Das geschieht aber nur in Ausnahmefällen und wäre aus meiner Sicht aber sehr wichtig. Denn dann können wir dem Gast andere Restaurants vor Ort empfehlen.“

Koordiniert agieren

Wichtig sei es aber, dass die Gastronomen vor Ort auch Absprachen untereinander treffen. „Wenn das gewünscht wird, könnten auch wir als TI eine koordinierende Rolle übernehmen, aber eigentlich sollte das im Sinne der Gastronomie in Bad Sachsa und Umgebung selbst sein, solche Fragen, gerade wenn es um die Hauptsaison geht, selbst zu regeln.“ Auch wolle man niemandem etwas vorschreiben, aber für eine Tourismusstadt wie Bad Sachsa sei es eben wichtig, solche Fragen im Vorfeld zu regeln und nicht die Gäste und andere vor vollendete Tatsachen zu stellen.