Walkenried. Solisten des Gewandhausorchesters Leipzig verzauberten den Sonntagabend im Kloster Walkenried.

Wer schon das Ende der Kammermusik herbei schreiben will, der hätte am Sonntag im Kloster Walkenried sein müssen. Vor ausverkauftem Haus bewiesen die Bläsersolisten des Gewandhausorchesters, dass diese Sparte lebendig ist wie eh und je. Trotz einer kurzfristigen Umbesetzung agierte das Ensemble souverän, präzise und leichtfüßig. Zum Schluss bedankte sich das Oktett mit einer Zugabe.

Carlo Schütze am Kontrafagott wurde zum Hitzeopfer und musste kurzfristig absagen. Zudem ersetzte Johannes Hund kurzfristig am Fagott. Den Verlust konnte das Ensemble aber mehr als wettmachen.

Beim Thema Literatur setzten die Leipziger auf Bewährtes. Mozart – Beethoven – Mozart war die Abfolge. Für seine Entstehungszeit war Mozarts Serenade in c-Moll ein Tabubruch. Ein Abendständchen in Moll, so etwas gab es bis dahin nicht. Dabei blieb der Salzburger im Aufbau dem Standard verpflichtet.

Lebhaftes Wechselspiel

Im Allegro entwickeln die Oboen und Klarinetten über den taktgebenden Hörnern ein lebhaftes Wechselspiel. Erst später schieben sich die Fagotte dazwischen. Philipp Tondre kann an der ersten Oboe in den kurzen Solo-Passagen schon erste Akzente setzen. Die Kombination aus näselnden, hektischen Oboen und brummelnden, weichen Klarinetten erzeugt im Klang eine Ergänzung, die man durchaus als satt bezeichnen kann. Das herbe Momentum in diesem Allegro macht sich durch zahlreiche Tempiwechsel bemerkbar, die die Leipziger meisterlich bewältigen. Im Andante verlagert sich das Wechselspiel zwischen Blech und Holzbläser.

Tondre darf auch die Einleitung in das Menuett machen. Das Muster setzt sich auch hier fort, doch dieses Mal legen Eckehard Kupke und Johannes Hund die Basis mit ihren Fagotten. Mit kurzen Solo-Passagen zeigt nun auch Uwe Kleinsorge an der zweiten Oboe sein Können. Sein rundes, weiches Spiel setzt den Kontrapunkt zum eher agilen Tondre.

Das Konzept setzt sich auch im zweiten Allegro fort. Nach einer kurzen Klangpause dürfen dann Ralf Götz und Simen Fegran mit den Hörner die Schlusspunkt setzen. Schon mit diesem Stück gelingt es den Bläsersolisten den ganzen Einfallsreichtum und seine spielerische Leichtigkeit eines Wolfgang Amadeus Mozart zu präsentieren.

Rhythmische Wendungen

Da wirkt das Oktett Es-Dur op 103 von Ludwig van Beethoven wie ein Gegenentwurf. Auch hier ist der Dialog der Oboen und Klarinetten das bestimmte Konzept, doch Beethovens Serenade wirkt klarer und strukturierter. Statt mit verspielten Melodien überrascht es mit rhythmischen Wendungen.

Das Andante darf Kleinsorge einleiten. Auch hier zeigt sich die Aufgabenteilung wieder. Die zweite Oboe sorgt für Ruhe und Struktur, während Tondre die Tempi bestimmt. Für ein Andante ist dieser Satz überraschend rhythmusbetont. Nun kann auch Eckehard Kupke seine Qualitäten mit einem Fagott-Solo unter Beweis stellen.

Die zahlreichen Rhythmuswechsel im Menuett bewältigt das Oktett in beeindruckender Manier. Routine und spielerische Klasse treffen bei den Bläsersolisten zusammen.

Im Allegro presto legt Tondre los wie die Feuerwehr. Seine Mitspieler können ihm mühllos folgen, das kann man aber nicht von jedem im Publikum behaupten. Nach soviel Holz darf sich zum Finale noch einmal das Blech deutlich zu Wort melden.

Dies gilt auch für den zweiten Satz in Mozarts Serenade in Es-Dur. Im anschließenden Adagio setzt sich aber nicht der Dialog aus der ersten Serenade fort. Das Wechselspiel findet nun zwischen einzelnen Instrumenten und nicht mehr zwischen den Gruppen. Tondre zeichnet mit der Oboe feine Linie, die nun von Kleinsorge fortgeführt werden.

Dramaturgisch durchdacht

Auch dramaturgisch ist der Abend durchdacht. Im abschließenden Allegro setzen Oboen und Klarinetten tirilierende Noten, die nicht nur Mozarts Leichtigkeit unter Beweis stellen, die dem Zauber noch eine heitere Basis geben.

Die Begeisterung des Publikums belohnen die Leipziger mit einer Beethoven-Zugabe aus dessen Heroica. Besser kann man auf die kommende Woche nicht vorbereitet werden.