Osterode. Kerstin Woyke Pereira stellt ab Freitag, 15. Juni, ihre Arbeiten im Foyer der Stadthalle aus.

Sie malt seit der Schulzeit, hat dann versierten Künstlern immer wieder über die Schultern geschaut und heute ihren Weg gefunden. Kerstin Woyke Pereira (50) aus Holungen schafft den Spagat zwischen fotorealistischer Porträtmalerei als Auftragsarbeiten und dem, was sie aus eigenem Erleben heraus mit expressivem Pinselstrich auf der Leinwand umsetzt. Die Kombination von realistischer und intuitiver Malerei spiegelt auch ihr Wesen wieder und macht sie zu einer Wanderin zwischen den Welten.

„Ich beobachte, atme ein und verwandele meine Eindrücke in Farbe und Form. Für mich bedeutet die Malerei Sichtbarwerden von Gefühlen. Entweder entschärft sich durch das Malen das Gesehene oder es wird vertieft. Der Mensch, die Natur oder auch der Geist inspirieren mich immer wieder aufs Neue. Darauf gehe ich ein. Diese Energien, die vor und während des Malens frei gesetzt werden, erschaffen neue Welten“, sagt sie.

Bilder veränderten sich

Kerstin Woyke Pereira wird von Freitag, dem 15. Juni, bis 15. September ihre Arbeiten im Foyer der Osteroder Stadthalle unter dem Titel „Neue Wege“ ausstellen. Während einer Vernissage in ihrem Atelier in Holungen hatte sie Osterodes Bürgermeister Klaus Becker, begeistert von der Qualität der Bilder, angesprochen, ob sie ihre Arbeiten nicht einmal in Osterode präsentieren wolle. „Diese Einladung konnte ich nicht abschlagen“, erklärt sie und freut sich auf die Zusammenschau in der Sösestadt.

Vor etwa sieben Jahren erlebte sie im Zuge familiärer Umbrüche eine explosionsartige Entwicklung in ihrem Selbstausdruck, einige Jahre formulierte die Künstlerin äußerst intensiv Menschenbilder von innerer Schönheit, Ausdruckskraft und Versunkenheit. Die Personen befanden sich in besonderen Situationen, deren Stimmung mit der jeweiligen Tätigkeit völlig zu verschmelzen schien, selbstvergessen in der eigenen Gedankenwelt. Der Betrachter fühlte sich als Teil der Szenerie. Ende 2016 veränderte sich nicht nur wegen ihrer Heirat der Name, sondern auch ihre Bilder. Verheiratet ist die Mutter von zwei Kindern heute mit dem Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe Henrique Woyke Pereira.

Dem Zufall überlassen

Kerstin Woyke Pereira malt, was sie gerade sieht oder fühlt. Sie zeichnet ihre Eindrücke mit atemberaubend schneller und sicherer Pinselführung und Intuition. Zum Vorzeichnen nimmt sie stark verdünnte Ölfarbe. Die Wirkung gleicht der Aquarellmalerei. Dann legt sie das Bild auf den Fußboden und bringt spontan Farbe und Pinsel oder Spachtel zum Einsatz. Was in dem Moment passiert, überlässt sie gern dem Zufall.

Ganz plötzlich und in rasender Geschwindigkeit entstehen so Bilder von unvorstellbarer Dynamik und Lebendigkeit oder sie stellen Figuren dar, die starr und in sich versunken sind. Sie reduziert ihre Bilder auf das Wesentliche. Motive fand sie während der vielen Jahre, in denen sie fotorealistische Porträts malte.

Dennoch ist sie auch weiterhin von der altmeisterlichen Malweise fasziniert, welche sie sich bei dem Schweizer Künstler Patrick Devonas mehrfach über Kurse näher bringen ließ. „Das Malen in dieser Technik zaubert Dinge hervor, die kein Foto wiederzugeben vermag“, ist sich die Künstlerin sicher.

Im Freundes- und Bekanntenkreis hatte sich Kerstin Woyke Pereira wegen ihrer Porträtmalerei schon längst einen Namen gemacht.

Inzwischen ist sie auch im Ausland bekannt. Laudatorin während der öffentlichen Ausstellungseröffnung am Donnerstag, 14. Juni, um 19 Uhr ist die Osteroder Künstlerin Sigrid Ehrhardt. Bürgermeister Becker wird eröffnen, für die musikalische Umrahmung sorgen dann Melanie Mau und Martin Schnella.