Walkenried. Staatsorchester Braunschweig trat bei den Kreuzgangkonzerten am Sonntagabend im Zisterzienser-Kloster Walkenried auf.

Kurz und klasse. So kann man den Auftritt des Staatsorchesters Braunschweig bei den Kreuzgangkonzerten im Kloster Walkenried am Sonntagabend bezeichnen. Neben einem Ensemble in Hochform gab es mit Salomo Schweizer einen Solisten an der Oboe, der wohl am Anfang einer großen Karriere steht.

Dabei war das Ensemble in kleiner Besetzung angetreten, schließlich stand im Stammhaus zur gleichen Zeit noch eine Oper auf dem Programm. Das ist eher als Gewinn zu verbuchen und entspricht eher den Bedingungen im Kreuzgang. Zudem kennt Gast dirigent Gerhard Schaller die Räumlichkeiten und ihre akustischen Besonderheiten und wusste diese Kenntnisse in Musik umzusetzen.

Programm: Haydn, Mozart, Haydn

Haydn, Mozart und noch einmal Haydn stand auf dem Programm. Die Sinfonie Nr. 6 G-Dur, auch „Le Matin“ genannt, ist gekennzeichnet vom Übergang des Barocks in die Frühklassik. Haydn vertraut hier auf Rückgriffe auf bewährte Musizierpraxis.

Dennoch löst sich sein Frühwerk schon deutlich von den strengen Vorgaben des Barocks und setzt mehr auf Stimmungen als auf die Einhaltung von Schemata. Nach dem verhaltenen Beginn wird die Melodie von den Blechbläsern forciert und vorangetrieben, um dann wieder in die ruhige Spur zu wechseln – und die Oboe sich zu Worte meldet.

Die Bezeichnung Adagio Allegro ist ein Widerspruch in sich. Dank der Harmonie und Präzision der Streicher meistert das Ensemble dieses Wechselbad der Tempi erstklassig. Der Kontrast zwischen den zurückhaltenden Streichern und den kräftigen Bläsern erzeugt einen Spannungsbogen, der trägt.

Filigranes Klangbild

Dabei schafft Gerhard Schaller ein filigranes Klangbild. Alle Gruppen kommen zu ihrem Recht und selbst das Cembalo ist noch deutlich zu erkennen. Das ist seinem Dirigat mit deutlicher Führung zu verdanken.

Mit Adagio, Andante, Allegro wirkt der zweite Satz wie ein Übungsstück klassischen Musizierens. Aber auch diese Wechsel stellen das Staatsorchester vor keine größeren Probleme. Dieser Satz bietet dem Konzertmeister Josef Ziga die ersten Möglichkeiten, seine Stellung als Erste Geige noch einmal zu bestätigen.

Das anschließende Menuett bringt mit dem Wechsel von Pizzicato und Staccato und dem Dialog von Streichern und Fagott den erwünschten tänzerischen Eindruck. Dieser bestimmt auch das anschließende Allegro.

Für Salomo Schweizer geht gerade die erste Spielzeit im Staatsorchester Braunschweig zu Ende. Mit dem Auftritt im Kloster Walkenried hat der Mann aus Luzern deutlich gemacht, das mit ihm noch zu rechnen ist – und dass sein weiterer Weg ihn noch zu anderen Orchestern führen wird.

Mozarts Konzert C-Dur für Oboe und Orchester genießt eine Ausnahmestellung in der klassischen Musikliteratur. Schließlich war zur Entstehungszeit dieses Instrument technisch noch nicht ausgereift und vom Umfang her noch begrenzt.

Davon ist beim Kreuzgangkonzert nichts zu bemerken. Nach dem verhaltenen Beginn im Allegro setzt Schweizer in seinem ersten Solo eine Flut von trippelnden Tönen frei.

Doch bevor sich diese verdrehen verschleppt Schweizer das Tempo mit langgezogenen Einzeltönen, die sich gleich wieder in Kaskaden auflösen. Von Begrenzung keine Spur, Schweizer zeigt, was in einer Oboe alles drinstecken kann.

Vorwürfe gegenüber Mozart

Sein Solo im dritten Satz begeistert mit der gleichen Vorgehensweise und mit derselben erstaunlichen Präzision. Mozart war von seinen Zeitgenossen und Konkurrenten vorgeworfen worden, dass er mehr Töne produziere, als der Mensch wahrnehmen könne. Schweizer erfindet noch ein paar dazu – so hat es den Anschein.

Der Abend beginnt mit Haydn und er endet mit Haydn. In dessen Sinfonie Nr. 8 G-Dur, auch „Le Soir“ genannt, erzeugen Schaller und das Staatsorchester Braunschweig dasselbe filigrane Klangbild wie im ersten Teil.

Dabei ist dieses Werk vom Gedanken des musikalischen Dialogs geprägt. Erst kommunizieren die Streicher untereinander, dann Streicher und Bläser. Die Geigen entwickeln ein Motiv, das der Bass und die Celli aufgreifen, bearbeiten und zurückgeben. Haydns Frühwerk ist vom Spätbarock gekennzeichnet.

Erfrischend tänzerische Töne

Im Andante beschränkt sich dieses Spiel auf Erste Geige und Kontrabass. Michael Klaus entlockt seinem Instrument dabei erfrischend tänzerische Töne.

Der Lohn für diese Leistung ist jede Menge Applaus und ein Gastgeschenk. Beides teilt Dirigent Gerhard Schaller gern mit dem Orchester und seinen Solisten.