Wulften. Der stellvertretende Jägermeister Deig legte den Streckenbericht vor und Forstdirektor Dr. Holodynski informierte über den Rotwildring.

Während der Mitgliederversammlung der Jägerschaft Osterode am Harz legte der stellvertretende Jägermeister, Claus-Wilhelm Deig, unter anderem den Streckenbericht vor. Forstdirektor Dr. Dieter Holodynski informierte über den Rotwildring Harz. Deig sagte, dass laut dem Abschusspendel des Rotwildringes im abgelaufenen Jagdjahr 2 356 Stück Rotwild erlegt wurden. Im Vorjahr waren es 2 391. Neben dem Rotwild wurden im Altkreis zehn Stück Damwild erlegt. Diese Wildart ist in dieser Region kein Standwild und es soll keine Population aufgebaut werden. Die Schwarzwild-Strecke des vergangenen Jahres, mit 2 131 Stück Schwarzwild, sei indes die höchste, die je im Altkreis Osterode erreicht wurde. Die Strecke mit einem Plus von 703 Stück sei gegenüber 2016 „fast explodiert“. Er erklärte, dass die Lebensbedingungen für das Schwarzwild ideal sind. Allerdings komme es zur Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP), weniger durch die Sauen selber, sondern mehr durch das Verhalten der Menschen im Umgang mit Lebensmitteln aus Schweinefleisch.

Claus-Wilhelm Deig erklärte zum Thema Pest, dass der Deutsche Jagdverband (DJV) und der Deutsche Bauernverband die Politik, Behörden Landwirte und Jäger auffordern, Hand in Hand zu arbeiten, um die Jagd erfolgreicher zu machen. Der DJV hat dafür einen Sechs-Punkte-Katalog entwickelt. So müssten zum Beispiel Jagdschneisen in Mais- und in Rapsschlägen angelegt werden. Denn ohne sie könnten 6,8 Millionen Hektar Feldfläche von Mai bis Oktober kaum bejagt werden, weil die Vegetation zu hoch ist.

Mehr Jagden im Winterhalbjahr

Im Winterhalbjahr sollten mehr übergreifende Wald- und Bewegungsjagden ausgerichtet werden. Auch müsse eine Vergünstigung für die Ausbildung und den Einsatz von Jagdhunden für die Wildschweinjagd erfolgen. Ebenso müsste es eine bundesweite Aufhebung von Schonzeiten für Schwarzwild – mit Ausnahmen führender Bachen mit abhängigen Frischlingen – geben. Deig bat darum, besonderes Augenmerk auf die Wildbrethygiene im Umgang mit erlegtem Schwarzwild zu haben.

Dann ging er auf die Niederwildstrecke ein, die sich auf unterstem Niveau befände, soweit es sich um nutzbares Wild handelt. Von den 63 gemeldeten Hasen fielen 30 als Fallwild auf den Straßen an. Die Zahl der erlegten Stockenten und Tauben ist ebenfalls sehr gering. Bei der Hasenpopulation ist außerdem zu befürchten, dass das sehr nasse Jahr 2017 zu einem weiteren Rückgang geführt hat. Die Fuchsstrecke stieg zwar von 314 auf 417 Stück, erreichte aber nicht die Streckenzahlen der vergangenen Jahre. Die Waschbär-Population ist mit 387 erlegten und aufgefundenen Stücken weiterhin zunehmend. Ebenso hat sich der Dachsbestand nach Räude und Staupe wieder erholt.

Die Zahl erlegter Rabenkrähen und Elstern sei viel zu gering. Bei diesen sollten die Jäger viel stärker eingreifen, um den Druck auf Bodenbrüter zu verringern, so Deig. Das Niederwild, das zum Beutespektrum der beiden gehört, werde schon durch Monokulturen und Flurbereinigung in der Landwirtschaft, fortschreitende Urbanisierung und Straßenbau sehr negativ beeinflusst, so dass es Ansporn sein sollte, durch verstärkte Bejagung und Fallenjagd den Druck von den gefährdeten Arten zu nehmen.

Rotwildbestand anpassen

Dr. Dieter Holodynski ging auf die Änderungen der Hegerichtlinien im Lauf der Jahrzehnte ein. Bereits 1930 habe sich Friedrich Vorreyer, Spross einer Harzer Forstfamilie, für eine einheitliche Bejagung eingesetzt. Dabei sollte insbesondere in die Jagdklasse stark eingegriffen werden, damit ältere Hirsche geschont wurden. Aber erst mit der Gründung des Rotwildringes im Jahr 1954 hätten seine für damalige Zeiten revolutionären Ideen umgesetzt werden können. Die derzeit wichtigste Aufgabe des Rotwildringes sei es, den Rotwildbestand wieder an die landschaftlichen Verhältnisse anzupassen und damit Wildschäden zu vermeiden. „Die hohen Strecken der letzten Jahre lassen hoffen, dass dieses Ziel bald gelingt.“

Kreisrätin Marlies Dornieden sprach gleich mehrere Themen an. Sie versicherte, dass der Antrag zur Neuregelung der Schonzeit von Keilern und Bachen vom Kreistag auf den Weg gebracht worden ist und feststeht, dass Schwarzwild – mit Ausnahme der führenden Bachen – bereits ab dem 1. April bejagt werden darf. An den 15 Prozent Jagdsteuer wolle man nichts verändern. Der Wunsch, die Steuer auf null Prozent zu senken, sei bis 2022 nicht erfüllbar, so Dornieden. Die Gebühren für die Trichinenuntersuchungen konnten bisher nicht gesenkt werden. Sie sei aber im Gespräch, ob sich nicht doch eine für beiden Seiten akzeptable Lösung finden lasse.

Dr. Karl Schumann, Vorsitzender der Jägerschaft Osterode am Harz, verwies darauf, dass die ASP eine ernstzunehmende Bedrohung ist und die Jäger vor große Herausforderungen stellt. Denn beim Ausbruch der ASP in Deutschland müsse mit erheblichen wirtschaftlichen Schäden gerechnet werden. Genau aus dem Grund hätten die Jäger den ersten wichtigen Schritt getätigt. „Denn mit einer Strecke von 2 131 Stück Schwarzwild im Altkreis Osterode haben wir Jäger im abgelaufenen Jagdjahr unseren Beitrag geleistet“, so Schumann. „Nun sind auch die anderen Akteure gefordert.“ So müsse die Verwaltung des Landkreises ihre Gebührensatzung entsprechend anpassen und die Gebühren für die Untersuchung der gesetzlich geforderten Trichinenuntersuchung senken, wie dies im Landkreis Northeim bereits geschehen ist.

Ebenso sollte die Jagdsteuer abgeschafft werden. „Wir Jäger leisten einen wichtigen Beitrag zur Tierseuchenprävention, wenn wir das Schwarzwild so intensiv und erfolgreich bejagen.“ Bislang werden aber die Revierpächter für diese Leistungen anschließend bestraft, wenn sie dafür noch die Jagdsteuer bezahlen müssten, so Dr. Schumann. Auch die Landwirte müssten die Jäger hier unterstützen und Schneisen im Mais anlegen, damit dort das Schwarzwild überhaupt bejagt werden kann. Dies gelte ebenso für die Forstgenossenschaften, die mit gemulchten Schneisen helfen könnten.

Ferner überreichte Dr. Schumann Albert Hädicke das Goldene Rebhuhn der Landesjägerschaft Niedersachsen. Diese Auszeichnung vergibt der Präsident Helmut Dammann-Tamke an Mitbürgerinnen und Mitbürger, die sich um die Natur verdient gemacht haben und keinen Jagdschein haben. Hädicke, der mit seinen 93 Jahren der älteste Teilnehmer der Versammlung war, hat über viele Jahre hinweg die Streuobstwiesen des NABU Osterode in der Gemarkung Osterode, in Schwiegershausen und Uehrde gepflegt. Durch diese langjährige Arbeit hat er den Lebensraum für das Rebhuhn positiv verbessert.