Washington. Sam Altman ist 38 Jahre alt, Multimillionär und Vegetarier. Das steckt noch alles hinter dem Erfinder des KI-Sprachprogramms ChatGPT.

Man kann Sam Altman nicht vorwerfen, er verharmlose die Gefahren, die mit dem gerade erst einsetzenden Feinschliff seines Rohdiamanten einhergehen könnten. Ganz im Gegenteil. Künstliche Intelligenz (KI), wie sie im Sprachprogramm ChatGPT des kalifornischen Techunternehmens OpenAI für Furore sorgt, könne im besten Fall die Welt so radikal verändern, wie es seit der Erfindung von Feuer, Rad und Dampfmaschine nicht mehr geschehen sei, sagt der 38-Jährige CEO von OpenAI. Im schlimmsten Fall aber könne der Einsatz von KI auch „Licht aus für uns alle“ bedeuten.

Also das Ende der Menschheit, unterjocht von Computerprogrammen, die den Menschen, die sie geschrieben haben, nicht nur ebenbürtig, sondern überlegen sind? Altman legt sich da nicht fest, aber es hört sich bei ihm stark danach an.

Sam Altman: „Künstliche Intelligenz, die das Fürchten lehrt“

Spätestens seit ausgewählte Nutzer des frisch mit der Suchmaschine von Microsoft (Bing) verwebten ChatGPT über irritierend emotionale, menschenähnliche Reaktionen der virtuellen Auskunftei berichten, klingt ein Satz Altmans alarmierend real: „Die Welt könnte nicht weit entfernt sein von einer künstlichen Intelligenz, die das Fürchten lehrt.“ Auch darum müsse schnellstens eine staatliche Regulierung einsetzen.

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Bis dahin sieht sich der Sohn einer Hautärztin, der mit acht Jahren den ersten Macintosh-Computer auseinander- und wieder zusammenbaute und sich mit 16 Jahren im ländlichen St.Louis/Missouri als schwul outete, in der Funktion des Taktgebers und Aufklärers.

Altman ist, spätestens seit Microsoft-Chef Satya Nadella weitere zehn Milliarden Dollar in OpenAI gesteckt hat, das „heißeste Ticket im Silicon Valley“, wie Branchendienste schreiben. Der Wert von OpenAI, das erst vor sieben Jahren gegründet wurde und noch keine 500 Mitarbeiter hat, wird bereits auf 30 Milliarden Dollar taxiert. Gut möglich, dass Altman bald als „Mann des Jahres“ auf dem Titel des „Time“-Magazins erscheint. Und wenn nicht er, dann sein digitaler Sprach-Bot.

Erfinder von ChatGPT schmiss Informatikstudium an der Stanford-Universität

Altman, der mit seinem T-Shirt-und-Pullover-Look auch als Oberprimaner durchginge, ist im kalifornischen Tal der digitalen Disruption kein Unbekannter. Bereits mit 19 Jahren gründete er sein erstes Unternehmen. Bis vor vier Jahren stand der Mann, der sein Informatikstudium an der Stanford-Universität beizeiten schmiss und die Social-Media-App Loopt kreierte, die Teilnehmern den Austausch ihrer Geodaten gestattete, an der Spitze einer mächtigen Start-up-Schmiede. Y Combinator half Firmen wie Airbnb und Dropbox auf die Sprünge.

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2015 baute Altman OpenAI auf. Seine Partner in der anfangs als gemeinnützigen Stiftung konfigurierten Unternehmung waren Tesla-Boss Elon Musk und der deutsche Risikokapitalgeber Peter Thiel. Weil für die Alleskönnner-KI, die Altman perspektivisch im Sinn hat, gigantische Rechnerkapazitäten nötig sind, richtete er OpenAI 2019 als Unternehmen aus und warb mehrere Milliarden Dollar Investment ein. Das Gros kam von Microsoft.

Künstliche Intelligenz soll das System des Kapitalismus brechen können

Der Vegetarier Altman glaubt, dass eine generelle künstliche Intelligenz imstande sein wird, das System des Kapitalismus „zu brechen“. Bevor es dazu kommt, müssten „Regierungen und Gesellschaft“ darüber entscheiden, wie weit die KI-Systeme gehen dürften.

Diese Frage, bemerkenswert für einen Mann der Wirtschaft, dürfe nicht OpenAI oder Microsoft entscheiden. Was in der Politik prinzipiell nicht schlecht ankommt. Altman ist links. So weit man das sagen kann über einen, der den Demokraten über 500.000 Dollar an Wahlkampfspenden zukommen ließ.

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Altmann investiert auch in Fusionsenergie und Kryptowährung

Kleingeld im Vergleich zu den Summen, die der im noblen Russian-Hill-Viertel von San Francisco residierende Dauer-Twitterer für sein Spielzeug Fusionsenergie übrig hat. Um ein solches Kraftwerk zu bauen, investierte Altman 375 Millionen Euro in das Start-up Helion. Parallel dazu bastelt er an der globalen Kryptowährung WorldCoin. Sie soll Menschen eine Art arbeitsunabhängiges Grundeinkommen auszahlen, die sich die Iris im Auge scannen lassen.

Käme es übrigens zur Machtergreifung der künstlichen Intelligenz, hätte Altman einen Überlebensvorsprung. Der 38-Jährige ist ein auf 250 Millionen Dollar Privatvermögen geschätzter Prepper. Einer, der Vorräte für die Apokalypse hat. „Ich habe Waffen, Gold, Kaliumjodid (gegen radioaktiven Fallout), Antibiotika, Batterien, Wasser, Gasmasken der israelischen Armee und ein hübsches Stück Land in Big Sur (Küstenabschnitt südlich von San Francisco, Anm. d. Red.), wo ich hinfliegen kann.“

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