Berlin. Google hat seine neue KI-Strategie vorgestellt. Neuerungen gibt es auch beim Übersetzer und Google Maps. Das ändert sich für Nutzer.

Nach dem Erfolg des Textroboterprogramms ChatGPT, welches von Microsofts Partnerfirma Open AI veröffentlicht wurde, legt Konkurrent Google nach. In Paris hat der auf Internetsuche spezialisierte Konzern eine neue Künstlichen-Intelligenz-Strategie vorgestellt.

Dabei hatte Google nicht nur seine erwartete Antwort auf Microsoft im Gepäck. Auch bei den von vielen Nutzern nahezu täglich genutzten Anwendungen wie dem Kartendienst Google Maps oder auch dem Google Übersetzter sowie der klassischen Google Suchmaschine versprachen die Kalifornier Verbesserungen. Die Suchmaschine, deren Marktanteil bei rund 90 Prozent liegt, soll künftig einen Kombi-Modus erhalten. Text, Sprache und Bilder sollen besser miteinander verbunden werden. Wer etwa zu einem Teppich das passende Kissen sucht, soll künftig ein Foto des Teppichs in der Google-App Lens machen und in der Suchmaschine das Wort „Kissen“ ergänzen. Anschließend würden entsprechende Ergebnisse angezeigt, die dem Muster des Teppichs entsprächen.

Auch junge Nutzer will der Konzern damit offenbar an sich binden: Google verspricht mit der neuen Kombi-Funktion eine Schritt für Schritt Anleitung für eigene Hausaufgaben.

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Bard soll offene Fragen von Nutzern beantworten können

Diese praktischen Neuerungen traten allerdings etwas in den Hintergrund. Trieb doch vielmehr die Frage um, wie Googles Antwort auf ChatGPT nun konkret ausfallen würde. Schon am Vortag hatte Google-Chef Sundar Pichai den Namen der neuen Künstlichen Intelligenz verraten: „Bard“ (dt. Barde) soll ChatGPT in den Schatten stellen.

Der durch das Sprachmodell LaMDA unterstützte Dienst soll offene Fragen von Usern beantworten können. So könne „Bard“ etwa die Frage beantworten, ob es leichter sei, Gitarre oder Klavier zu lernen. Das Programm solle den Nutzerinnen und Nutzern verschiedene Perspektiven zusammenfassen und erläutern, um Entscheidungsfindungen zu erleichtern. Ein großes Plus erhofft sich Google davon, dass „Bard“ – der Name ist eine Anspielung auf den Dichter William Shakespeare – zeitecht antwortet. Bei ChatGPT reicht das Wissen derzeit nur bis zum Jahr 2021.

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Zeitpunkt für die Nutzung für die Allgemeinheit ist noch unklar

Derzeit wird das Programm laut Google mit ausgewählten Usern getestet. Wann genau es für die Allgemeinheit auf den Markt kommt, steht noch nicht fest. Bisher ist die Rede von den kommenden Wochen.

Für Merle Uhl, Referentin für Künstliche Intelligenz beim Digitalverband Bitkom, steht fest: Diese Art von Suchen im Netz wird bald Alltag sein: „Man kann davon ausgehen, dass wir in Zukunft häufiger einer KI unsere Frage stellen werden und dann eine – mehr oder weniger – passende fertige Antwort erhalten, anstatt nur allgemeine Hinweise, zum Beispiel auf Online-Seiten, auf denen das Thema unserer Frage beantwortet wird“, sagte Uhl unserer Redaktion.

Google verspricht KI-Anpassungen bei Maps

Auf Google hatte zuletzt der Druck von Investoren zugenommen. Die Befürchtung war gewachsen, dass der Suchmaschinenriese trotz Milliardeninvestitionen bei der KI ins Hintertreffen geraten könnte. Nun soll KI verstärkt in Alltagsapps Einzug halten.

Etwa beim Navigationssystem Google Maps. KI soll es möglich machen, in Echtzeit Innenansichten von Orten wie Flughäfen oder Einkaufszentren zu bekommen, um zum Beispiel abschätzen zu können, wie voll es gerade dort ist. In Berlin und Frankfurt soll die Anwendung bereits zeitnah an den Start gehen.

Zusätzlich hat die App Google Art & Culture sich das Ziel gesetzt, mit Hilfe von KI Sprachen, die vom Aussterben bedroht sind zu erhalten. Nach dem vorgestellten Model in Paris können Fotos von Gegenständen gemacht und in den jeweiligen Sprachen dokumentiert werden, um dann in einer Datenbank gesammelt zu werden.

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Die negativen Seiten der Künstlichen Intelligenz

Künstliche Intelligenz könnte damit immer mehr zum Teil unseres Alltags werden, glaubt auch KI-Referentin Uhl: „Wir stehen gerade erst am Anfang einer Transformation unseres Umgangs mit und Zugang zu Information, bei der Künstliche Intelligenz eine bedeutende Rolle spielt.“

Doch es gibt auch viel Kritik an dem KI-Trend. Gerade bei Chatbots werden immer wieder Stimmen laut, die davor warnen, dass die Antworten der KI zwar hieb- und stichfest wirken, Fakten aber immer wieder frei erfunden sind. Auch wird Systemen, die zum Beispiel mit Hilfe von KI Bilder kreieren, eine Verzerrung in Bezug auf Geschlecht und Herkunft vorgeworfen.

Zwar wird bei Google von verantwortungsbewusster Nutzung Künstlicher Intelligenz gesprochen, wie diese genau aussieht und wie mit solchen Vorwürfen in den neuen Applikationen umgegangen wird, blieb dagegen unklar. Was aber deutlich wurde: Google sagt mit seinem Paket an Neuerungen Microsoft den Kampf an.

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