Münchehof . Die Niedersächsischen Landesforsten nutzen Güterbahnhöfe als Drehkreuz für die Vermarktung von Sturmholz und Borkenkäferfichten.

Die Harzer Holzverladebahnhöfe entwickeln sich mehr und mehr zu einem internationalen Drehkreuz. Auf Hochtouren läuft der Abtransport von Sturmholz und Borkenkäferfichten über die Güterbahnhöfe in Herzberg, Langelsheim und Münchehof bei Seesen.

Durch die Stürme Herwart und Friederike und die aktuelle Borkenkäfermassenvermehrungen im Dürresommer sind in den Niedersächsischen Landesforsten große Holzmengen angefallen. Die heimische holzverarbeitende Industrie könne das Schadholz kaum mehr aufnehmen. Derzeit stapelten sich Berge von Holzpoltern entlang der Waldwege, weil alle Transportfahrzeuge ausgelastet seien, beschreibt Klaus Jänich die Situation in den Wäldern Südniedersachsens. Der Vizepräsident der Landesforsten weiß um den Wert der Güterbahnhöfe. „Ohne den Zugang zur Schiene könnten wir entfernt gelegene Sägewerke nicht mit Holz aus dem Harz, Solling oder anderen Waldgebieten versorgen.“

Holztransport nach Übersee

Auch der Holztransport nach Übersee sei wieder angelaufen, berichtet Jänich. „Fichtenstämme aus dem Harz reisen im Containerschiff nach China, und ob Schiff oder Schiene, alles muss just in time erfolgen“, nennt Jänich den Druck, unter dem alle in der Forst- und Holzwirtschaft Tätigen seit Monaten stehen. Vom Borkenkäfer befallene Hölzer müssen schnell geerntet und abgefahren werden, möglichst noch bevor der Borkenkäfer wieder ausfliegt. So wird weiteren Schäden am Wald vorgebeugt.

Wie eng die Lieferpläne bei der Bahnverladung sind, erläutert Ralf Hauschild vom Niedersächsischen Forstamt Seesen. Am Bahnhof Münchehof wird Sturmholz in Güterwaggons für ein Sägewerk an der Ostsee verladen. „Innerhalb von zehn Stunden muss ein kompletter Güterzug mit Holz verladen werden“, sagt Förster Hauschild, „weswegen die Stämme bereits Tage vorher auf dem Holzverladebahnhof vorkonzentriert werden.“ Ralf Hauschild koordiniert den Holztransport über die Bahnhöfe.

Zwischenlager für Windwurfholz

Auch private Waldbesitzer und Forstgenossenschaften profitieren vom Bahntransport und können so ihr Sturm- und Borkenkäferholz überhaupt noch verkaufen. Das Forstamt Seesen nutzt ein ehemaliges Baumschulgelände am Sweenhof als Zwischenlagerplatz für Windwurfholz. Diese Stämme sollen dann an solchen Tagen „just in time“ auf Züge verladen werden, wenn kein Holz mehr aus dem Oberharz abgefahren werden kann.

„Anwohner aus Münchehof wundern sich, dass Holz beladene Lkw in Richtung Wald fahren und nicht umgekehrt“, so Hauschild. „Die beliefern das Zwischenlager immer dann, wenn kein Zug befüllt werden muss und Fahrzeuge frei sind“, begründet Hauschild den intensiven Lkw-Transport rund um die Bahnhöfe in Müchehof, Langelsheim und Herzberg. Er bittet Anwohner entlang der Straßen zu den Güterbahnhöfen um Verständnis für die Ausnahmesituation. Das sei laut Förster Hauschild kein Normalzustand, sondern eine außerplanmäßige Zwangslage in einem ungewöhnlichen Jahr.