Berlin. Neben einer Wärmepumpe kann Fernwärme eine Alternative zur klassischen Heizung sein. Doch nicht für jeden lohnt sich die Investition.

Die Energie- und damit einhergehend die Wärmewende löst in Deutschland große Verunsicherung aus. Was für eine Heizung kann ab 2024 noch neu eingebaut werden? Wie lange ist der Betrieb einer klassischen Gas- oder Ölheizung erlaubt? Und gibt es zur Wärmepumpe eine Alternative – etwa für Altbauten oder Mehrfamilienhäuser? Viele offene Fragen und nur wenig verlässliche Antworten – zumal das Heizungsgesetz bisher noch nicht vom Bundestag beschlossen wurde.

Fernwärme nutzen: Heizen ohne Heizung – Wie es funktioniert und wie die Wärme erzeugt wird

Doch die Zeit drängt – kaputte und alte oder von der Austauschpflicht betroffene Heizungen in Deutschland müssen in den nächsten Jahren ausgetauscht werden. Alternativ zur Wärmepumpe kommen eine Pelletheizung oder ein Hybridmodell – etwa aus Öl- oder Gasheizung mit Photovoltaik – infrage. Doch eines haben all diese Technologien gemein: Es wird Platz benötigt – wäre Wärme ohne eine fest installierte Heizung im Haus für viele nicht besser? Das verspricht der Anschluss an ein Fernwärmenetz. Im Folgenden erfahren Sie mehr darüber.

Fernwärme: Unser Guide rund um die Alternative zu Heizöl und Gas

  1. Was ist Fernwärme überhaupt und wo wird sie erzeugt?
  2. Wie klimafreundlich ist Fernwärme?
  3. Gibt es spezielle Gebäudetypen für die Nutzung von Fernwärme?
  4. Installation und laufende Kosten – womit muss kalkuliert werden?
  5. Trend der Zukunft: Wohin geht es mit der Fernwärme?

Fernwärme ist – wie der Begriff schon sagt – Wärme. Diese wird aber nicht im Haus von einer Heizung erzeugt – stattdessen kommt sie über Leitungen ins Gebäude und verteilt sich auf die Heizkörper. Erzeugt wird die Wärme in Kraftwerken. Dort wird Wasser mit der in der Produktion entstehenden Wärme erhitzt und über isolierte Rohre innerhalb des Wärmenetzes an die umliegenden Gebäude verteilt. Fernwärme ist damit eine lokale Wärmequelle – Voraussetzung dafür ist ein Fernwärmenetz und ein Kraftwerk für die Wärmeerzeugung.

Fernwärme entsteht in Kraftwerken als Zusatzprodukt bei der Stromerzeugung und wird unter anderen an Privathaushalte abgegeben.
Fernwärme entsteht in Kraftwerken als Zusatzprodukt bei der Stromerzeugung und wird unter anderen an Privathaushalte abgegeben. © dpa-infografik

Ein Faktor entscheidet, wie klimafreundlich die Nutzung Fernwärme tatsächlich ist

Gebäude in der Umgebung benötigen keine eigene Heizung. Ein Anschluss an das Wärmenetz genügt. Von dort geht das Wasser in den Wärmekreislauf eines Gebäudes über. Klingt plausibel – doch wie klimafreundlich ist die Fernwärme am Ende? "Das hängt von der Wärmeerzeugung sowie dem eingesetzten Brennstoff ab", erklärt John Miller – stellvertretender Geschäftsführer und Bereichsleiter Energiewirtschaft im Energieeffizienzverband für Wärme (AGFW), einem Lobbyverband aus Unternehmen, die Heizkraftwerke und Fernwärmenetze betreiben. Es können sowohl fossile als auch klimaneutrale Brennstoffe zum Einsatz kommen.

Energiequellen für Fernwärme: Diese Möglichkeiten gibt es

Fossile EnergieträgerErneuerbare Energien
GasWärmepumpe
MineralölePhotovoltaik
Braun- und SteinkohleGeothermie (Erdwärme)
 Biomasse wie Holz
 Wasserstoff (EE-Gase)
 Abfallprodukte wie Biogas

Miller dazu: "Schon heute stehen wir in der Fernwärme bei einem Anteil von 30 Prozent klimaneutraler Wärmebereitstellung." Die Bundesregierung peilt die Klimaneutralität bis 2045 an – bis dahin müssen dann auch die Fernwärmenetze zu 100 Prozent klimaneutral sein. Aktuell kommt in vielen Kraftwerken noch Gas als fossiler Brennstoff zum Einsatz. Zunehmend etablieren sich jedoch erneuerbare Energien. Der Vorteil dabei: Neben der Klimafreundlichkeit sind diese Energiequellen lokal verfügbar und müssen nicht importiert werden.

Fernwärme kann sowohl aus fossilen als auch aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Bis 2045 soll die Wärme komplett aus klimafreundlichen Quellen stammen.
Fernwärme kann sowohl aus fossilen als auch aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Bis 2045 soll die Wärme komplett aus klimafreundlichen Quellen stammen. © FUNKE/Grafik: AGFW

Fernwärme ist nicht für jedes Gebäude geeignet – Ein Fachmann nennt Gebäudetypen

Fakt ist: Nicht für jedes Gebäude ist Fernwärme geeignet. Miller: "Typisch für Fernwärme sind Mehrfamilienhäuser." In Ein- oder Zweifamilienhäuser komme Fernwärme eher nicht zum Einsatz. Der simple Hintergrund: Für einige wenige Häuser lohnt sich das Wärmenetz nicht. Vorhandene Netze sind für Neu- wie auch Bestandsbauten geeignet. Die Eigentümer müssen nur noch für den Anschluss selbst aufkommen. Das macht die Fernwärme vor allem für dicht besiedelte Gegenden interessant.

Fernwärme besser als eine Wärmepumpe? Die Vor- und Nachteile auf einen Blick

Zumal an Wärmenetze angeschlossene Gebäude keine eigene Heizung benötigen. Die Wärmepumpe oder Pelletheizung muss stattdessen pro Gebäude installiert werden – im Keller oder im Fall der Wärmepumpe auch vor einem Haus. Gerade in dicht besiedelnden Städten kann eine Wärmepumpe jedoch eine Lärmbelastung sein – unter Umständen ist sie dort nicht die beste Option. Die Fernwärme ist stattdessen geräuschlos. Und es wird kein Platz für eine Heizung benötigt – es gibt aber auch Nachteile:

  • Das Fernwärmenetz muss lokal vorhanden sein
  • Hausbesitzer sind an den Erzeuger gebunden – Anbieterwechsel sind nicht möglich
  • Die Verbraucher haben keinen Einfluss auf die Wärmeerzeugung (Energiequelle)
  • Manche Kommunen schreiben den Anschluss an das Wärmenetz vor – Eigentümer können nicht wählen

Zudem kann keine pauschale Aussage zu den Kosten getroffen werden. Die Kosten für den Anschluss schwanken zwischen 5000 und 15.000 Euro – je nach Aufwand und Region. Allerdings wird der Anschluss an ein Wärmenetz vom Staat über eine Förderung bezuschusst. Die Voraussetzung dafür: Das Fernwärmenetz muss mindestens 25 Prozent seiner Energie aus regenerativen Quellen beziehen. Dann wird der Anschluss mit bis zu 30 Prozent vom Bund bezuschusst. 35 Prozent Zuschuss winken bei 55 Prozent erneuerbarem Anteil.

Kosten für Fernwärme: Anschluss und Förderung – Was Hausbesitzer bedenken sollten

Auch die laufenden Kosten für die Nutzung lassen sich nur schwer beziffern. Denn Fernwärme ist kein gehandelter Rohstoff. Miller: "Fernwärme ist eine Dienstleistung, die in vielen Wärmemärkten und vor Ort angeboten wird." Die Kosten seien von ganz verschiedenen Faktoren abhängig – dazu zählen:

  • Die Art der Wärmeerzeugung (fossil oder erneuerbar)
  • Kosten für Wärmeanschluss und -Transport (auch Straßenbelag, Topographie, Bodenbeschaffenheit usw.)
  • Der Gebäudetyp und der Sanierungszustand (Alt- oder Neubau)
  • Das Abnahmeverhalten und der Temperaturbedarf des Kunden (Heizung und Warmwasser).

Trotz der manchmal schwer kalkulierbaren Kosten sieht der AGFW großes Potenzial von Fernwärme in der Wärmewende. Miller zu den Trends der Zukunft: "Fernwärme ist der Schlüssel für klimaneutrale Städte. Dafür muss sie ausgebaut und transformiert werden." Die Politik setze die Rahmenbedingungen sowie die Anreize. Zu den Rahmenvorgaben zählt etwa das noch nicht beschlossene Heizungsgesetz – und damit einhergehend die Definition von klimafreundlichen Energien. Aus Sicht des AGFW müsste deutlich mehr Geld in den Ausbau der Wärmenetze investiert werden.

Fazit zur Fernwärme: Großes Potenzial in der Wärmewende – unter einer Voraussetzung

Das Fazit zur Fernwärme: Die Alternative zur Wärmepumpe oder Pelletheizung ist primär für Verbraucher und Mehrfamilienhäuser in dicht besiedelnden Städten interessant. Fehlt zudem der Platz oder stört der Lärm, kann die Fernwärme einer Wärmepumpe sogar überlegen sein. Allerdings muss der Weg weg von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energiequellen führen – spätestens bis 2045. Wer die Möglichkeit hat, sollte Fernwärme und die Alternativen gegenüberstellen – und die für sich beste Option wählen.

FAQ zur Fernwärme

1. Was ist Fernwärme?

Fernwärme ist eine Form der Energieversorgung. Die Wärmeenergie wird über ein Netz von isolierten Rohren vom erzeugenden Kraftwerk zu Wohn- und Geschäftsgebäuden transportiert. Die Wärme wird meist zentral produziert – oft aus erneuerbaren Energien oder als Nebenprodukt industrieller Prozesse.

2. Wie viel kostet Fernwärme?

Die Kosten für Fernwärme variieren stark und sind von mehreren Faktoren abhängig – dazu zählen:

  • der Standort
  • die Größe des Gebäudes
  • die verwendete Wärmequelle

Es gibt sowohl fixe Kosten (Grundpreis) als auch variable Kosten (Arbeitspreis) – sie richten sich nach dem tatsächlichen Verbrauch an Wärme.

3. Gibt es staatliche Förderungen für Fernwärme?

Ja – die Auszahlung kann als Subventionen, Steuervorteile oder zinsgünstige Darlehen erfolgen. Neben der Bundesförderung für den Anschluss gibt es in einigen Bundesländern und Kommunen noch separate Förderprogramme – Hausbesitzer sollten sich vor der Installation umfassend darüber informieren.

4. Was sind die Voraussetzungen für den Anschluss an das Fernwärmenetz?

Die wichtigste Voraussetzung ist, dass ein Fernwärmenetz in Ihrer Nähe vorhanden ist. Zusätzlich müssen möglicherweise Umbauarbeiten am Heizungssystem vorgenommen werden, um es für den Fernwärmebetrieb umzurüsten.

5. Welche Vorteile bietet Fernwärme?

Fernwärme bietet mehrere Vorteile, darunter eine zuverlässige Wärmeversorgung, die Verringerung von CO2-Emissionen und oft niedrigere Heizkosten. Zudem entfallen Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten für eine eigene Heizungsanlage.

6. Wie effizient ist Fernwärme?

Die Effizienz von Fernwärme hängt von verschiedenen Faktoren ab – dazu zählt die Wärmequelle, die Technologie des Fernwärmenetzes sowie die Isolation des Gebäudes. Fernwärme ist jedoch im Allgemeinen eine sehr effiziente Methode zur Wärmeerzeugung und -verteilung.

7. Welche Nachteile hat Fernwärme?

Ein potenzieller Nachteil von Fernwärme ist, dass die Verbraucher auf einen Anbieter angewiesen sind und weniger Kontrolle über Ihre Energieversorgung haben. Zudem kann der Anschluss an das Fernwärmenetz hohe einmalige Kosten verursachen.

8. Ist Fernwärme umweltfreundlich?

Fernwärme kann sehr umweltfreundlich sein – besonders wenn sie aus erneuerbaren Energiequellen oder Abwärme aus industriellen Prozessen gewonnen wird. Fernwärme kann CO2-Emissionen reduzieren und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern.

9. Wie viel Zeit nimmt der Anschluss an ein Fernwärmenetz in Anspruch?

Die Dauer des Anschlusses an das Fernwärmenetz kann variieren – je nachdem, wie umfangreich die notwendigen Arbeiten sind. Generell kann man aber mit einigen Wochen bis zu ein paar Monaten rechnen – abhängig von der Planungsphase, dem Erhalt der notwendigen Genehmigungen und der eigentlichen Installationsarbeit.

10. Kann eine bestehende Heizung weiterhin genutzt werden?

In den meisten Fällen ist es möglich – das kann insbesondere in Übergangsperioden oder bei Ausfällen des Fernwärmenetzes nützlich sein. Allerdings sollten Hausbesitzer die technischen und wirtschaftlichen Aspekte mit einem Fachmann besprechen. Denn nicht alle Heizungsanlagen sind problemlos mit Fernwärme kombinierbar.