Berlin. Der Klimawandel wird Deutschland verändern. Unter anderem rechnet das RKI mit mehr Infektionskrankheiten und stellt klare Forderungen.

Dass der Klimawandel das Leben grundlegend verändern wird, ist in der Wissenschaft inzwischen weitgehend Konsens. Die Menschen in Deutschland spüren das zwar bereits – von den großen Katastrophen, wie sie andere Länder zum Teil heimsuchen, wurden sie bisher jedoch mit wenigen Ausnahmen verschont.

Tatsächlich sind es nicht nur die schweren Unwetter, die anhaltenden Trockenperioden und die zum Teil enormen Überflutungen, die das Land bedrohen. Steigende Temperaturen erhöhen auch das Risiko, dass sich in Deutschland bestimmte Infektionskrankheiten ausbreiten. Davor warnt des Robert Koch-Institut (RKI) in einem Bericht zum Thema Klimawandel und Gesundheit. Lesen Sie auch: Drosten warnt vor weltweiter Pandemie mit Mers-Virus

RKI: Klimawandel bringt "signifikante gesundheitliche Risiken"

90 Autorinnen und Autoren aus nationalen Behörden und Instituten haben für den RKI-Bericht zusammengearbeitet. Er ist der erste Teil eines größeren Projektes, das zu einer "evidenzbasierten Politik und Praxis" beitragen soll. Das bisherige Fazit: "Der Klimawandel gewinnt auch in Deutschland für die Gesundheit der Menschen zunehmend an Bedeutung. Prognosen sagen signifikante gesundheitliche Risiken voraus."

Der Klimawandel führt dazu, dass in Flüssen, wie hier im Rhein bei Köln, immer häufiger das Wasser knapp wird.
Der Klimawandel führt dazu, dass in Flüssen, wie hier im Rhein bei Köln, immer häufiger das Wasser knapp wird. © AL-Travelpicture/iStock

So könnten sich Bakterien bei warmen Temperaturen besser vermehren. Gleichzeitig würden sich Mücken oder Zecken, die Viren übertragen können, stärker verbreiten und neue, zum Teil tropische Arten hierzulande heimisch werden. Ein Beispiel ist die Asiatische Tigermücke.

Sie kommt ursprünglich nicht in Deutschland vor, ist inzwischen aber in Teilen der Republik heimisch. Durch ihren Stich kann sie Erreger übertragen, die Krankheiten wie das Dengue-Virus, das Chikungunya-Virus und das Zika-Virus übertragen. Voraussetzung ist dafür jedoch, dass die Insekten vorab mit dem Blut infizierter Menschen oder Tiere in Kontakt gekommen sind. Die Autorinnen und Autoren fordern nun ein verstärktes Monitoring, um genau zu wissen, wo sich welche Mücken ausbreiten.

Höhere Temperaturen in Deutschland: Ausbreitung klimasensitiver Erreger erwartet

Ein weiteres Problem: Durch die steigenden Temperaturen können sich sogenannte klimasensitive Erreger besser ausbreiten. Die Gründe dafür sind vielfältig. Manche Erreger sind auf Wirtstiere angewiesen, deren Bestand durch die Klimaveränderung zum Teil zunimmt. Andere vermehren sich bei höheren Temperaturen besser.

Zu letzteren zählen die sogenannten Vibrionen. Sie kommen in der Ostsee von Natur aus vor – vermehren sich im wärmeren Wasser aber überdurchschnittlich stark. Dringen sie über Wunden in die Haut ein, kann das bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem zu schweren Infektionen führen. Weitere Beispiele für Erreger, die sich bei höheren Temperaturen stärker verbreiten, sind:

  • Legionellen
  • Cyanobakterien
  • Salmonellen

Deutschland und vor allem das Gesundheitssystem müssten sich auf die Entwicklungen, die mit dem Klimawandel einhergehen, vorbereiten, fordern die Autoren des Berichts. Besonders wichtig sei das, weil die Gesellschaft zunehmend älter werde – und ältere Menschen mit Vorerkrankungen besonders anfällig seien. Das könnte Sie auch interessieren: Warum es dieses Frühjahr besonders viele Stechmücken gibt