Wolfsburg. Der Trainer des VfL Wolfsburg ist zuversichtlich, dass seine Elf am Samstag in Leipzig den Rummel um das Schäfer-Aus abschütteln kann.

Es liegt ein turbulenter Mittwoch hinter dem VfL Wolfsburg – und es könnte ein harter Samstag folgen, an dem die Mannschaft in der Fußball-Bundesliga im schlechtesten Fall gefährlich nah an die Abstiegszone abrutscht. Nach der sofortigen Trennung von Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer steht VfL-Chefcoach Ralph Hasenhüttl vor der schweren Aufgabe, den Fokus seines Teams voll auf die Partie bei RB Leipzig zu lenken. Dass der Trainer von 2016 bis 2018 bei den Sachsen selbst in der Verantwortung stand und Schäfer dort nun offenbar als Kandidat für den vakanten Posten des Sport-Geschäftsführers gehandelt wird, verleiht dem Duell eine zusätzliche Brisanz.

Dass die Personalie Schäfer bei der Pressekonferenz am Donnerstag großen Raum einnehmen würde, war keine große Überraschung. „Marcel hat sich da so entschieden, den Verein zu verlassen. Es ist viel dazu gesagt worden, auch von höchster Ebene im Verein, dabei sollte man es auch belassen“, sagte Hasenhüttl. Schäfer habe sich von ihm und der Mannschaft auf sehr respektvolle Art und Weise verabschiedet, berichtete er und war bemüht, das Thema kurz abzuhandeln, was ihm angesichts vieler weiterer Nachfragen aber nicht so einfach gelang.

Hasenhüttl: Beim VfL Wolfsburg nur der Aufgabe verpflichtet

Schließlich zeichnete Marcel Schäfer in seiner Position verantwortlich für die Verpflichtung des Kovac-Nachfolgers. Bereits in der Vergangenheit sollen der Verein und der Österreicher immer mal wieder im Austausch miteinander gestanden haben. Die sportliche Krise sorgte schließlich dafür, dass Kovac Mitte März ging und Hasenhüttl kam. Und gerade 23 Tage nach der offiziellen Vorstellung von Hasenhüttl als neuem Wolfsburg-Trainer verkündete der Klub die Trennung von Schäfer, nachdem dieser den VfL über eine entsprechende Job-Offerte eines anderen Klubs, nach Informationen unserer Zeitung von RB Leipzig, informiert hatte.

Ob Hasenhüttl trotzdem gekommen wäre, wenn er eine solche Situation hätte voraussehen können? Der 56-Jährige bejahte diese Frage am Donnerstag entschieden. Sicher habe Schäfer eine sehr nahbare Art gehabt und gute Gespräche mit ihm geführt, so Hasenhüttl. „Aber man verpflichtet sich ja einer Aufgabe. Und die ist im Fußball immer losgelöst von Personen.“

Marcel Schäfer auf der Tribüne oder nicht – das sei egal, so der Wölfe-Coach

Die Frage ist jedoch, ob der große Rummel um den Schäfer-Rauswurf nicht doch eine Wirkung auf die Mannschaft hat. Denn natürlich geht eine solche Entscheidung auch so manchem Aktiven nah. Koen Casteels, Maximilian Arnold und Yannick Gerhardt gehören zu jenen Spielern, die mit Marcel Schäfer bis zu dessen Weggang in die USA im März 2017 sogar noch gemeinsam auf dem Platz standen. Routinierte Spieler seien das, glaubt Hasenhüttl. Und schon so lange im Geschäft. Und die wüssten: Fußball ist ein Business, in dem man intensiv mit anderen Menschen zusammenarbeitet, um sie kurz darauf überhaupt nicht mehr zu sehen.

Der Coach ist also zuversichtlich, dass die Mannschaft den emotionalen Trubel abschütteln kann. Er habe nicht den Eindruck gewonnen, dass irgendwer beim Training nicht ganz bei der Sache gewesen sei. Alle hätten konzentriert gearbeitet, so Hasenhüttl. „Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied machen wird, ob er auf der Tribüne sitzt oder nicht“, glaubt der neue Trainer nicht an eine ernsthafte Beeinflussung des Teams durch das Fehlen Schäfers.

Mehr Konstanz ist für den VfL Wolfsburg wichtig

Für Hasenhüttl scheint eines viel wichtiger zu sein: dass die Mannschaft den Ernst der Lage begreift und es schafft, ihr Spiel über 90 Minuten durchzuziehen. Bei der jüngsten 1:3-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach war das nicht der Fall gewesen. Da hatten die Grün-Weißen nach guten ersten 45 Minuten nach der Pause völlig den Faden verloren und ihre Führung fahrlässig hergeschenkt. „Man merkt, dass bestimmte Verhaltensmuster speziell gegen den Ball sehr eingefahren sind“, beschreibt der Coach einen Mangel, an dem er mit seinen Schützlingen arbeitet.

Sein Team sei so etwas wie ein kleines Pflänzchen, das wachse und das man gießen und behutsam pflegen müsse, wählte der Trainer einen bildlichen Vergleich, den er bei der Frage, wie resistent dieses Pflänzchen denn im harten Abstiegskampf sei, bereute. Wichtig sei, dass man möglichst schnell stabil dastehe, betonte der Trainer. Dabei sei eine gewisse personelle Konstanz gar nicht so wichtig. „Ich glaube nicht, dass es so entscheidend ist, wer das System ausfüllt, sondern wie wir es ausfüllen“, so Hasenhüttl.

Patrick Wimmer droht bei RB Leipzig krank auszufallen

In jedem Fall fehlen wird beim VfL am Samstag Koen Casteels, der wegen seiner Schulterverletzung weiterhin ausfällt. Wie lange noch, ist derzeit nicht absehbar. Insofern wird erneut Pavao Pervan auf den Platz zwischen den Pfosten rücken. Ebenfalls nicht dabei sein wird Rogério, der noch in der Reha an seiner Rückkehr arbeitet. Und mit Maxence Lacroix wird ein Innenverteidiger noch ein weiteres Mal wegen seiner Rotsperre fehlen, wohingegen Cedric Zesiger wieder spielberechtigt ist. Eher unwahrscheinlich ist ein Einsatz von Patrick Wimmer, der unter der Woche krankheitsbedingt nicht trainieren konnte.

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