Karlsruhe. Die Badener spielen Eintracht Braunschweig bei ihrem 2:0-Erfolg mit einer bemerkenswerten Ruhe und Selbstsicherheit aus.
Wer die Anfangsphase der Zweitliga-Partie zwischen dem Karlsruher SC und Eintracht Braunschweig intensiv beobachtete, der dürfte durchaus überrascht gewesen sein. Denn die Blau-Gelben traten bei den Badenern nicht so auf, wie ein Außenseiter im Auswärtsspiel normalerweise auftritt. Sie hatten mehr Ballbesitz, hielten den KSC weit weg vom eigenen Tor und kamen durch Anthony Ujah schon nach 41 Sekunden zum ersten Abschluss der Partie. Ein paar Zeigerumdrehungen später war aber klar, dass die Eintracht den Karlsruhern in die Falle gegangen war – und die Hausherren ließen sie zuschnappen. Am Ende gewannen sie 2:0 (1:0).
Eintracht Braunschweig wird vom KSC ausgeguckt
Die Karlsruher hatten sich aus einer stabilen Defensive mal angeschaut, was Jens Härtels Mannschaft mit dem Ball so kann, nach etwa zehn Minuten aber zwei, drei Gänge hochgeschaltet. Offenbar hatte KSC-Trainer Christian Eichner die linke Braunschweiger Verteidigungsseite mit Anton Donkor, Jannis Nikolaou und Hasan Kurucay als Schwachpunkt ausgemacht. Fast jeder Angriff der Hausherren lief über ihren rechten Schienenspieler Sebastian Jung, der zahlreiche gefährliche Szenen einleitete. Donkor kam nie an den ehemaligen Wolfsburger heran, und Kurucay sowie Nikolaou hatten Probleme, die Lücken zu schließen.
Noten: So schlugen sich die Eintracht-Profis in Karlsruhe
Genau so entstand auch die Karlsruher Führung in Minute 25. Donkor kam gegen Jung zu spät, bei dessen Hereingabe sah Nikolaou nur die Hacken von Leon Jensen, gegen dessen Abschluss Ron-Thorben Hoffmann chancenlos war. Das war von der Idee bis zur Ausführung ein Zeichen der Stärke, der Ruhe und der Selbstsicherheit des KSC.
Jannis Nikolaou fliegt vom Platz
Nun war es am Sonntagnachmittag vor 22.500 Zuschauern (750 aus Braunschweig) im neuen Wildpark-Stadion aber nicht so, dass die Eintracht miserabel auftrat. Durch den 1:0-Sieg gegen Schalke 04 war auch das blau-gelbe Selbstvertrauen gestiegen. Und auch gegen Karlsruhe wäre nach dem 1:0 des KSC die Messe noch nicht gelesen gewesen, wenn nicht Nikolaou in Minute 37 vom Platz geflogen wäre. Und auch das war Ergebnis der Karlsruher Vorstellung.
Denn nach dem 1:0 hatten sie sich im eigenen Ballbesitz etwas zurückgezogen, die Braunschweiger gelockt und deren erste Pressinglinie leicht überspielt. So hatten sie viel Platz im zentralen Mittelfeld, da Nikolaou und Robin Krauße weite Wege gehen mussten. Beide waren dann in der 37. Minute nicht an Ort und Stelle, um Marvin Wanitzek rechtzeitig zu stoppen. So trat Nikolaou dem Karlsruher kurz vor Eintrachts Strafraum in die Hacken, war aber nicht letzter Mann, da Kurucay noch hätte eingreifen können. Schiedsrichter Robert Kampka jedoch entschied auf glatt Rot. Fehlentscheidung, die vom VAR aber unverständlicherweise nicht korrigiert wurde.
Anthony Ujah vergibt den Ausgleich
In Unterzahl und im Rückstand hatten die Braunschweiger noch eine einzige echte Möglichkeit durch Ujah, dessen Lupfer in Minute 56 beim Stand von 0:1 reingemusst hätte. Der Torjäger war von Fabio Kaufmann wunderbar freigespielt worden, legte die Kugel aber übers Tor. Und danach war der Drops gelutscht. Karlsruhe hätte noch drei, vier, fünf weitere Tore erzielen müssen, schaffte durch Fabian Schleusener (67.) nur noch eines.
Die Lehre für Braunschweig: Dort, wo der KSC aktuell ist, muss die Eintracht erst noch hin – und das wird ein beschwerlicher Weg. Um in dieser Saison wieder den Klassenerhalt zu schaffen, müssen die Blau-Gelben weiter so leidenschaftlich spielen wie über weite Strecken in Karlsruhe. Sie müssen vor allem offensiv besser werden, wenngleich der Sonntag in der Hinsicht kein Rückschlag war. „Wir haben viele Sachen gut gemacht“, sagt Härtel. „Aber es tut immer weh, wenn man verliert.“
Und sie sollten schleunigst damit anfangen, ihre Platzverweis-Quote zu drücken. In den fünf Pflichtspielen dieser Saison gab es nun deren vier. „Daran müssen wir arbeiten“, sagt Härtel, der mit ambivalenter Gefühlslage aus Baden zurückreist. Sein Team wächst mehr und mehr zusammen, und die Abläufe spielen sich besser ein. Einerseits. Andererseits fehlt noch immer etwas, um so ein Spiel wie beim KSC zu gewinnen. Allerdings ist der Zweitliga-Dauerteilnehmer aus Karlsruhe den Braunschweigern aktuell enteilt.