Braunschweig. Bei der Heim-Niederlage gegen Holstein Kiel wehrt sich Eintracht Braunschweig, zeigt aber im Spiel nach vorn zu wenig. Es bleibt viel Arbeit.
An der Reaktion der Fans lässt sich meist ablesen, ob der Auftritt der Mannschaft sie in irgendeiner Weise gepackt hat. Dann reicht oft eine Aktion, um das Publikum an der Hamburger Straße wieder wachzurütteln. Doch bei der 0:1-Niederlage Eintracht Braunschweigs gegen Holstein Kiel gab es keine solche Aktion.
Die Partie am 1. Spieltag der neuen Saison war ein Fußball-Zweitligaspiel der schlechteren Sorte. Vor 20.002 Zuschauern im Eintracht-Stadion kamen die Hausherren eigentlich ordentlich in die Partie. Das betonten Trainer Jens Härtel und die Spieler um Kapitän Jannis Nikolaou unisono. Früh drückte Fabio Kaufmann den Ball über die Linie, stand dabei aber im Abseits.
Anthony Ujah mit zwei Kopfball-Chancen für Eintracht Braunschweig
Ansonsten passierte aber kaum etwas. Gegen ebenso lethargische Kieler ließen die Braunschweiger im 3-4-3-System zwar kaum etwas zu, sie spielten sich aber auch kaum eine Chance heraus. Zwei Kopfbälle von Anthony Ujah gehörten zu den mittelmäßigen Möglichkeiten, die das Heimteam hatte. Kiel prüfte auf der anderen Seite Ron-Thorben Hoffmann in Durchgang eins nur mit einem Freistoß von Neuzugang Ba-Muaka Simakala.
Und selbst, nachdem sich Eintrachts Hasan Kurucay in der 51. Minute nach mehreren dummen Fouls die Gelb-Rote Karte abgeholt hatte, war von Holstein kaum etwas zu sehen. Mit etwas mehr Mut und Zielstrebigkeit hätte Braunschweig hier zumindest zu Torchancen kommen können. Doch viele gute Dinge aus der Vorbereitung waren plötzlich nicht mehr existent – und das nicht erst in der Phase nach dem Platzverweis. Kaum ein Spieler der Hausherren gelangte einmal in die Tiefe, kaum einer der zuletzt so guten Diagonalpässe wurde gespielt. „Wir sind gar nicht in die Grundsituationen hereingekommen. Kiel ist mit drei Spielern angelaufen, wir wollten deshalb mit vier Spielern aufbauen, haben das von draußen auch immer wieder hereingerufen, aber es ist schwierig den Zugriff während des Spiels zu kriegen“, sagte Härtel über das Spiel seines Teams. Der Trainer betonte aber, dass das Herausspielen von hinten nach dem Kurucay-Aus kaum noch möglich war. Dennoch wusste der 54-Jährige: „Das war nach vorn ein Stück weit zu wenig.“
Eintracht Braunschweig wehrt sich gegen Holstein Kiel
Zugutehalten musste man seiner Elf, dass sie sich in Unterzahl gegen stärker werdende Kieler aufbäumte. „Die Jungs haben das gut gemacht und immer wieder die Räume geschlossen“, lobte Härtel. Einzig beim späten Gegentor durch Holmbert Aron Fridjonsson (90.+2) war die Abwehr unsortiert und wurde bitter bestraft. „Das wäre besser zu verteidigen gewesen“, befand der Coach. Ohne den verletzten Robert Ivanov machte die spontan umgebaute Dreierkette ihre Sache okay. Schon im ersten Auswärtsspiel gegen den 1. FC Magdeburg (Sonntag, 13.30 Uhr) muss diese wegen Kurucays Platzverweis wieder umgebaut werden. Auch Anton Donkor darf dann wieder mitwirken. Der linke Schienenspieler hatte gegen Kiel wegen seines Platzverweises am letzten Spieltag der Vorsaison gefehlt. Der Linksverteidiger könnte der Defensive ein Attribut verleihen, das in Spiel eins kaum vorhanden war: das Tempo. Gerade, wenn Kiel das Spiel schnell machte, wurden immer wieder kleinere Schwächen im Verbund offenbart.
Doch vom gesamten Team muss mehr kommen. Auf den Außenbahnen versteckten sich Johan Gómez, Fabio Kaufmann und auch Keita Endo zu häufig. Die Halbfeldflanken hatten gegen die Kieler Abwehrtürme kaum einen Effekt. Und im Strafraum angekommen, wurde es häufig zu umständlich und wenig zielgerichtet. Stürmer Ujah sicherte zwar einige Bälle, doch niemand war da, um die Abpraller aufzunehmen. Und die ähnlichen Spielertypen Sebastian Griesbeck und Jannis Nikolaou räumten gegen den Ball zwar passabel auf, hatten in eigenem Ballbesitz aber zu wenig zum Spiel beizusteuern. Es fehlte Kreativität und Passqualität im Zentrum, die erwarteten Umschaltmomente waren trotz einiger Möglichkeiten dazu fast gar nicht zu sehen.
Es bleibt also viel zu tun für die Eintracht. Sie muss mehr tun, damit der Funke zu den eigenen Fans überspringt.