Braunschweig. Zehn Jahre ist der Treffer von Damir Vrancic her, der Eintracht in Liga 1 bugsierte. Die Braunschweiger Realität hat sich seither komplett gewandelt.

Von der Bundesliga ist Eintracht Braunschweig nicht bloß die 25 Punkte entfernt, die den Fußball-Zweitligisten derzeit vom ersten direkten Aufstiegsplatz in Liga 2 trennen. Der harte und aufreibende Alltag lautet Abstiegskampf. Der Saisonausgang ist fünf Spieltage vor dem Ende noch völlig offen. Ein paar Zähler braucht das Team von Trainer Michael Schiele noch, um auch in der nächsten Spielzeit zweitklassig zu spielen.

Eintracht Braunschweig versetzte die Stadt in kollektiven Freudentaumel

Doch auch dann wäre es nicht vorstellbar, dass der immer wieder gebeutelte Traditionsverein kurzfristig wieder oben anklopfen kann. Doch eigentlich war es das damals auch nicht. Vor zehn Jahren, Ende April 2013, schoss Damir Vrancic die Eintracht mit einem Freistoßtor in Ingolstadt nach 28 Jahren Abstinenz zurück in die Erstklassigkeit. Sein Treffer in der Nachspielzeit hat sich ins kollektive Gedächtnis Aller gebrannt, die es mit der Eintracht halten.

Die Stadt war seinerzeit in einen nicht enden wollenden Freudentaumel verfallen. Und allein die Erinnerungen daran taugen noch heute dazu, für warme Gefühle in zuweilen tristen Zeiten zu sorgen. Vrancic sagte unserer Zeitung im April 2020 zum „wichtigsten Tor“ seiner Karriere: „Es gab natürlich Diskussionen – andere wollten auch schießen. Aber ich nahm mir den Ball. Ich war mir sehr sicher, dass ich ihn verwandle.“

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Immer wenn er das Tor sehe, schlage sein Herz schneller, betonte der Freistoßspezialist nun in einem Video, das Eintracht anlässlich des Jahrestages auf den Social-Media-Kanälen veröffentlichte.

Nur ein Jahr lang spielten die Braunschweiger im Konzert der Großen mit. Nach mehreren ordentlichen Zweitliga-Jahren und einem verpassten Wiederaufstieg in der Relegation ging die wilde Fahrt für die Blau-Gelben los. Abstieg, Klassenerhalt in der 3. Liga erst am letzten Spieltag, ein überraschender Aufstieg inmitten der Corona-Pandemie, ein erneuter Abstieg, bei dem unfassbar viel kaputt gegangen ist zwischen den Fans und dem Verein. Im Anschluss daran übernahm Schiele bei der Eintracht. Der 45-Jährige ist der erste Trainer seit Erstliga-Aufstiegscoach Torsten Lieberknecht, dem eine Vertragsverlängerung offeriert wurde.

Aufstiegshelden von einst arbeiten noch immer für Eintracht Braunschweig

Ein paar Helden von damals sind mittlerweile in anderer Funktion bei der Eintracht eingebunden. Benjamin Kessel, Ken Reichel und Dennis Kruppke sind vornehmlich im Nachwuchsleistungszentrum tätig. Kultspieler Marc Pfitzner gehört als U19-Trainer außerdem dem Trainerstab der Profis an.

Damir Vrancic, der Mann mit dem goldenen Füßchen, trägt noch immer das Trikot der Eintracht und erzielt als erfahrener Spieler für die zweite Mannschaft Standardtore in der Landesliga.

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Extatische Momente gab es in den vergangenen zehn Jahren trotzdem. Doch keiner dürfte eine ähnliche Tragweite gehabt haben wie der Schuss ins totale Glück in Ingolstadt. Er war die Krönung für eine unvergessene Eintracht-Spielergenration. Das waren „Freunde, die zusammen auf dem Platz standen. Wir haben füreinander gefightet“, sagte Pfitzner in besagtem Video.

Auch im aktuellen Abstiegskampf zeichnen ein hervorstechender Teamgeist und gegenseitige Opferbereitschaft die Braunschweiger Mannschaft aus. Die Fußballwelt hat sich weitergedreht, ist größer, finanzkräftiger geworden. Ein mühsam erkämpfter Klassenerhalt in Liga zwei klingt nicht nur auf den ersten Blick weniger sexy als ein rauschhafter Erstliga-Aufstieg, doch wahrscheinlich ist er in der derzeitigen Eintracht-Realität ebenso viel wert.