Braunschweig. Im „Vierpunktespiel“ um den Klassenerhalt bezwingen die Braunschweiger Verfolger Frankfurt 86:71 (51:31). Nach dem Traumstart wird es noch spannend.

Glückliche, verschwitze und abgekämpfte Gesichter in der VW-Halle prägten am Dienstagabend den Riesenjubel in Braunschweigs Basketball-Familie – auf dem Parkett wie auf den Rängen. In einem Zitterspiel schafften die Löwen im wichtigsten Spiel der vergangenen zehn Jahre die ersehnte positive Vorentscheidung im Kampf um den BBL-Verbleib.

Nach ihrem 86:71 (51:32)-Triumph gegen die Frankfurt Skyliners haben sie nun beste Karten, auch im 29. Jahr in Folge erstklassig zu bleiben. In den verbleibenden drei Spielen reicht in jedem Fall ein einziger weiterer Erfolg, während Hauptkonkurrent Frankfurt alles gewinnen müsste.

Den Löwen fehlt ein Sieg zum Klassenerhalt – oder eine Frankfurter Niederlage

Denn durch den Triumph in diesem „Vierpunktespiel“ vor 3500 Zuschauern haben die Braunschweiger nach dem 61:59-Hinspielerfolg auch den direkten Vergleich gewonnen, der bei Punktgleichheit so viel wert ist wie ein weiterer Sieg. Die Mannschaft steht nun also drei Spieltage vor Schluss um zwei Siege und diesen Bonus in der Hinterhand vor den Skyliners. Gelingt ein Erfolg in den nächsten Spielen in Bonn, in Würzburg oder gegen Hamburg, ist der Klassenerhalt perfekt, und ebenfalls, sobald die Frankfurter eine ihrer Partien gegen Würzburg, in Crailsheim oder in Göttingen verlieren.

Während sich Trainer Jesús Ramírez und Co-Trainer Kostas Papazoglou in den Armen lagen, Sportchef Nils Mittmann sich mit seinen Aufsichtsräten herzte, gesellten sich die Fußball-Profis der EintrachtBraunschweig zur kleinen Party mit den tanzenden Löwen aufs Parkett. Auch eine große Abordnung der Eishockey-Grizzlys aus Wolfsburg feuerte von der Tribüne aus an – ein schönes Signal: Die Sport-Region steht hinter den Basketballern.

Profis von Eintracht Braunschweig und den Grizzlys Wolfsburg feuern mit an

Es war klar: In diesem Do-or-die-Spiel geht es um Intensität und Siegeswillen, Kampfkraft, Zusammenhalt, aber auch Teamspiel und einen kühlen Kopf. Und unter dem Strich lösten die Löwen diese Aufgabe viel besser als die Gäste, die auf den verletzten Jung-Nationalspieler Joshua Obiesie verzichten mussten. Am Ende hatten sechs Braunschweiger zweistellig gepunktet. Doch so leicht, wie es sich in der ersten Hälfte anschickte, wurde es dann doch nicht mit dem dritten Heimsieg in Serie.

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Drei Minuten brauchten die Löwen, bis sie ihre Verteidigung richtig justiert hatten. Dann lief das Spiel, so wie sie es sich vorgestellt hatten: Mit Balleroberungen schnell nach vorne. Phasenweise rollte eine richtige Offensivlawine über die Frankfurter hinweg, wobei die Braunschweiger sehr clever diverse individuelle Vorteile ausnutzten. Sie passten, exzellent dirigiert von RJ Cole, den Ball schnell, posteten gegen kleinere Gegenspieler in Korbnähe auf, holten dank Jilson Bango Offensivrebounds oder spielten den Angolaner oben in der Luft zu Alley-hoop-Dunkings an. Oder Spielmacher Divine Myles zog einfach eins gegen eins zum Korb und traf.

Aufholjagd mit Zonenverteidigung: Frankfurt kommt auf vier Punkte heran

Die Löwen waren zunächst auch deshalb nicht zu bremsen, weil sie so ausgeglichen alle mutige Aktionen beisteuerten. Dass Topscorer David Krämer von den Skyliners stark verteidigt wurde, nicht oft zum Zug kam und auch noch schlecht traf, spielte gar keine Rolle. Mit einer hervorragenden Trefferquote von 63 Prozent gelangen den Löwen eine 21-Punkte-Führung zum Ende der ersten Hälfte (51:30).

Aber, klar, die Frankfurter kamen zurück. Und zwar mit einer Zonenverteidigung. Erstaunlich, wie leicht sie nun die Löwen-Offensive lahmlegten. Denn unter dem Korb war es nun dicht, und von außen fiel nicht viel. Angeführt von Ex-Löwe Lukas Wank, dem besten Frankfurter, verkürzten die Skyliners mit einem 27:10-Lauf Anfang des vierten Viertels auf 61:57. Nur noch vier Punkte – nun war es doch ein nervenaufreibendes Zitterspiel geworden.

Dustin Slevas Dreier bringen Löwen endgültig auf die Siegerstraße

Doch die Löwen fanden allmählich wieder ihre Lösungen, strahlten mit einer Ganzfeldverteidigung Stärke aus. Vorne machte ihr Bester, Spielmacher RJ Cole, den Anfang mit einem Dreier, Kapitän Robin Amaize legte nach. Und dann kam Dustin Sleva und stellte die Führung wieder auf zweistellig. Einmal zuckten die Skyliners noch, doch nach Slevas zweitem Dreier (75:64) war der Bann gebrochen, die Löwen zogen wieder weg.

„Ich wusste, irgendjemand musste sich noch steigern und einen wichtigen Wurf treffen“, sagte der US-Profi. „Und ich war bereit, denn am Samstag im Spiel in Göttingen hatte ich ja einen entscheidenden Fehler gemacht.“ Ob das Team noch feiern geht? Nein, betonte der 27-Jährige. Wir spielen ja Samstag schon wieder, und wir brauchen noch einen Sieg.“

Spiel kompakt

Löwen Braunschweig – Frankfurt Skyliners 86:71 (51:32)

Viertel: 25:15, 26:17, 10:22, 25:17

Löwen: Cole 19 (42%, 5 Vorlagen, 3 Ballgewinne), Bango 14 (80%, 8 Rebounds), Krämer 12 (25%, 1/8 Dreier, 3 Ballgewinne), Myles 11 (71%, 4 Assists), Amaize (57%, 3/5 Dreier, 3 Ballverluste), Sleva 10 (44%, 10 Rebounds, 2 Blocks, 3 Ballverluste), N. Tischler 5 (67%), Turudic 4 (67%), Van Slooten, B. Tischler.

Skyliners: Wank 18 (54%, 4/10 Dreier), Washington 14 (60%, 3 Ballverluste), Lewis 12 (2 Ballgewinne), Adekunle 9, Cooke Jr. 6 (10 Rebounds), Theodore 6 (10%, 5 Vorlagen, 5 Ballverluste), Tubutis 4 (6 Rebounds), Robertson 2 (2 Ballgewinne).

Trefferquoten: 29/59 (49%) : 29/68 (43%) Feldwürfe, 10/26 (38%) : 9/37 (24%) Dreier, 18/23 : 4/5 Freiwürfe.

Rebounds: 34 (davon 10 offensiv) : 33 (13)

Ballverluste: 11:14

Ballgewinne: 8:6

Assists: 15:16

Fouls: 16:24

Zuschauer: 3533