Göttingen. Das Skelett eines Pottwals zieht ins neue „Forum Wissen“. Allein der Schädel wiegt 500 Kilo und ist fünf Meter lang – da sind starke Nerven gefragt.

Ein Umzug ist immer eine nervenaufreibende Sache. Ein Walskelett umzuziehen, erfordert aber besonders starke Nerven – und einen hohen logistischen Aufwand. Dies zeigte sich am Montagmorgen in Göttingen, als ein fünf Meter langer und 500 Kilo schwerer Schädel eines Pottwals in das neue Wissensmuseum „Forum Wissen“ am Göttinger Bahnhof gehievt wurde.

Um den Koloss in das Gebäude befördern zu können, brauchten die Spezialisten nicht nur einen Kran: Da ein Pottwal ein echter Dickkopf ist und der Schädel nicht durch die Tür passte, musste für den Einzug die Glasfassade des Atriums geöffnet werden.

Panne im Elbtunnel

Der Pottwal war im Januar 1998 vor der Halbinsel Nordstrand verendet. Göttinger Wissenschaftler hatten damals eigenhändig vor Ort den größten der insgesamt drei gestrandeten Pottwal-Bullen zerlegt und ca. 40 Tonnen Fleisch und Speck vom Skelett abgetrennt. Danach wurde das Skelett nach Göttingen gebracht. Auf dem Transport gab es damals eine Panne: Weil die 4,30 Meter breite Fluke – die Schwanzflosse des Wals – zu weit aus dem Container herausragte, wurde im Elbtunnel die Höhenkontrolle ausgelöst, sodass der Verkehr lahmgelegt war.

In Göttingen wurden die Knochen monatelang gewaschen, gekocht, entfettet und in mühsamer Puzzlearbeit zusammengebaut. Das Wal-Skelett wurde dann zur größten Attraktion der zoologischen Sammlungen der Uni Göttingen. Vorher galt es aber eine große logistische Herausforderung zu bewältigen: Da der Schädel nicht durch das Treppenhaus des Institutsgebäudes passte, musste eine 15 Quadratmeter große Öffnung in die Außenmauer gebrochen werden. 2018 stand der nächste Wal-Umzug an: Weil das Institutsgebäude neben dem Göttinger Bahnhof zu einem zentralen Ausstellungsort für die akademischen Sammlungen der Universität umgebaut werden sollte, mussten der Wal und die mehr als 100.000 weiteren präparierten Tiere ausgelagert werden.

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Kaffee unterm Wal

Jetzt kann das Skelett in das im Mai 2022 eröffnete „Forum Wissen“ einziehen. Als erstes war am Montag der Schädel dran. Für den Ausstellungstechniker des „Forum Wissen“, Christof Degenhardt, war der spannendste Moment als der Riesenknochen mit dem Kran hochgehievt wurde: „Ich hatte ganz große Sorge, dass er auseinanderbricht.“ In den nächsten Wochen wird das komplette Skelett zusammengebaut und an der Decke des Atriums aufgehängt. Daher ist das darin befindliche Museumscafé derzeit geschlossen.

Ab etwa Ende März sollen dann die Besucher des „Forum Wissen“ in Göttingen unter einem Wal Kaffee trinken können.