Northeim/Harz. Die Firma Knauf Gips KG darf bei Dassel im Landkreis Northeim Gips abbauen. Doch Harzer Gips werde „im gewohnten Umfang“ weiter benötigt.

Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hat den Gipsabbau der Firma Knauf Gips KG in den Gemarkungen Lüthorst und Portenhagen der Stadt Dassel im Landkreis Northeim genehmigt.

Kaum Folgen für Gipsabbau im Harz

Für den Gipsabbau im Harz hat das kaum unmittelbare Folgen – lediglich ändern sich vielleicht Transportwege: Der neue Standort könne „auch dazu beitragen, Transporte aus dem Harz nach Stadtoldendorf zu reduzieren“, heißt es von Knauf. Aber: „Der im Harz gewonnene Gips wird im gewohnten Umfang für die Versorgung der Produktionsstandorte in der Region benötigt, da auch hier der Wegfall von REA-Gips kompensiert werden muss.“ REA-Gips wird im Zuge des Ausstiegs aus der Kohleverstromung wegfallen.

Die Abbaufläche des neuen Standorts im Landkreis Northeim habe eine Größe von knapp 12,2 Hektar, teilte ein Behördensprecher mit. Zum Schutz der Anwohner solle die Gipsförderung im nordwestlichen Bereich der Lagerstätte auf einer Teilfläche von 1,8 Hektar unter Tage stattfinden, auf der übrigen rund 10,37 Hektar großen Fläche solle der Gips dagegen im Tagebau gewonnen werden. Der Gipsabbau werde sich über zwei Jahrzehnte erstrecken, insgesamt würden die Vorräte auf 2,1 Millionen Tonnen geschätzt.

Gipsabbau wurde Ende 2014 beantragt

Die Firma Knauf Gips KG hatte den Gipsabbau Ende 2014 beantragt. Sowohl in der Region als auch bei Umweltschutzverbänden stieß das Vorhaben auf heftige Kritik. So lehnten beispielsweise die Ortsräte von Lüthorst und Portenhagen das Projekt ab. Sie machten unter anderem geltend, dass die Sprengungen zu erheblichen Beeinträchtigungen für die Anwohner führen würden.

Das Planfeststellungsverfahren umfasste unter anderem eine Umweltverträglichkeitsprüfung und eine Öffentlichkeitsbeteiligung. Nach Angaben des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie haben zahlreiche Hinweise von Trägern öffentlicher Belange, Gemeinden, Naturschutzorganisationen sowie der beteiligten Öffentlichkeit Eingang in die Nebenbestimmungen zum Umwelt- und Nachbarschaftsschutz gefunden.

Befürchtungen der Projekt-Gegner

Gegner des Projekts hatten unter anderem die Befürchtung geäußert, dass der in direkter Nachbarschaft liegende renaturierte Bachlauf der Bewer beeinträchtigt werden könnte. Nach Angaben des Landesamtes wurde in Gutachten nachgewiesen, dass der Bewer kein Wasser entzogen werde.

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Die Ergebnisse des umfangreichen Grundwassermonitorings würden regelmäßig vom Gewässerkundlichen Landesdienst (GLD) und von der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Northeim geprüft. Das beim Gipsabbau anfallende sulfathaltige Wasser werde in ein Gewässer dritter Ordnung eingeleitet, das westlich von Portenhagen in die Bewer fließe. Dort sorge eine Einleitsteuerung dafür, dass der in der Bewer vorkommende natürliche Sulfatgehalt nicht überschritten werde. Die erforderliche wasserrechtliche Erlaubnis sei im Einvernehmen mit der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Northeim erteilt worden.

Lärmintensive Arbeiten ab 7 Uhr morgens

Der Gipsabbaubetrieb findet werktags in der Zeit zwischen 6 und 16 Uhr statt. Lärmintensive Arbeiten seien erst ab 7 Uhr morgens erlaubt, teilte ein Behördensprecher mit. Etwa alle 14 Tage fänden Sprengungen statt, diese dürften nur zwischen 8 und 13 Uhr und von 15 bis 16 Uhr vorgenommen werden. Die Anwohner würden jeweils im Vorfeld der Sprengungen informiert.

Außerdem sollten Vorsorgemaßnahmen und Kontrollmessungen gewährleisten, dass benachbarte Wohngebäude durch die auftretenden Schwingungen keine Schäden erleiden. Als Lärm- und Sichtschutz würden zudem ein Lärmschutzwall sowie eine temporäre Abraumhalde am Nordrand des Tagebaus errichtet.

Täglich etwa 20 Lastwagen im Einsatz

Zur erwarteten Verkehrsbelastung heißt es von Seiten des Landesamtes, dass täglich etwa 20 Lkw im Einsatz sein werden, um den gewonnenen Gips abzutransportieren. Die Gipstransporte würden vom Tagebau direkt zur Landesstraße 546 geführt. Da damit teilweise Gipstransporte aus dem Harz ersetzt würden, werde sich die Verkehrsbelastung in der Ortschaft Portenhagen verringern.

Während der Untertageabbau nach Angaben des Landesamtes nach etwa vier Jahren abgeschlossen sein soll, werde der Abbau über Tage einschließlich der erforderlichen Rekultivierungsmaßnahmen nach 20 bis 25 Jahren beendet sein. Der durch den Abbau entstehende untertägige Hohlraum solle mit Abraum aus dem Tagebau verfüllt werden.

Renaturierung: Annähernde Wiederherstellung des Ausgangsniveaus

Im übertägigen Abbaubereich sei auf etwa der Hälfte der Fläche eine annähernde Wiederherstellung des Ausgangsniveaus vorgesehen, um den Landschaftscharakter soweit wie möglich wiederherzustellen.

Das geplante Relief orientiere sich dabei am natürlichen Zustand des Geländes. Der übrige Teil des Tagebaus werde nicht verfüllt, sondern solle sich nach Abschluss von Gestaltungsmaßnahmen selbst renaturieren. Insgesamt umfasse das Gipsabbauvorhaben eine Fläche von rund 16,9 Hektar, dies entspreche einer Fläche von annähernd 24 Fußballfeldern.