Osterode. Die Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt warnt vor den Folgen der Nachlässigkeit im Umgang mit der Corona-Pandemie.

Die Infektionszahlen steigen wieder deutlich, die Sorge vor einer zweiten Coronawelle wächst. Gleichzeitig sinkt offensichtlich die „Corona-Disziplin“ auf dem Bau. „Auf immer mehr Baustellen im Landkreis Göttingen wird gegen Abstands- und Hygieneregeln verstoßen“, kritisiert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU).

„Viele Baufirmen nehmen die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus auf die leichte Schulter. Das ist fatal“, sagt der stellvertretende Bezirksvorsitzende der IG BAU Niedersachsen-Süd, Heinrich Grupe. Immer häufiger werde wieder „im alten Trott“ gearbeitet – wie vor der Corona-Pandemie.

Infektionsgefahr einfach ausgeblendet

Viele Bauunternehmen blendeten die Gefahr einer Infektion mit dem Covid-19-Virus inzwischen einfach aus, so die IG BAU. Bei ihren Baustellen-Visiten stoße die Gewerkschaft dabei auf „grobe Corona-Sünden“: „Oft ist nicht einmal das Händewaschen möglich. Ein Waschbecken mit Seife und fließendem Wasser – Fehlanzeige. Von Desinfektionsmittel-Spendern ganz zu schweigen. Aber auch Sammeltransporte in Bullis sind schon längst wieder an der Tagesordnung. Genauso Frühstücks- und Mittagspausen dicht an dicht im Bauwagen“, sagt Heinrich Grupe.

Corona-Schutz auf dem Bau koste – wie in anderen Bereichen der Wirtschaft auch – Geld. Das seien allerdings notwendige Kosten, die die Bauunternehmen im Landkreis Göttingen nicht scheuen dürften, fordert die IG BAU Niedersachsen-Süd: „In der Corona-Pandemie zeigen Baubeschäftigte im Kreis Göttingen volle Leistung. Dafür haben sie auch vollen Gesundheitsschutz verdient.“

Strikt auf Corona-Schutz achten

Der stellvertretende IG BAU-Bezirksvorsitzende Grupe appelliert an die Baubeschäftigten im Kreis Göttingen, strikt darauf zu achten, sich zu schützen: „Regelmäßiges Händewaschen, Schutzmasken und das Arbeiten mit Abstand gehören zu den To-dos auf dem Bau. Denn Corona-Schutz ist Arbeitsschutz. Und den müssen Beschäftigte notfalls selbstbewusst einfordern“, macht Grupe deutlich.

Dass das Arbeiten unter freiem Himmel das Infektionsrisiko reduziere, sei nur die halbe Wahrheit, so der stellvertretende IG BAU-Bezirksvorsitzende. Spätestens beim Innenausbau und beim Sanieren sehe das dann schon ganz anders aus. Zudem lauere bei gemeinsamen Pausen eine hohe Infektionsgefahr. Ebenso auf dem Weg zur Baustelle im Sammeltransporter: „Hier müssen Arbeitgeber Einzelfahrten möglich machen – und den Bauarbeitern dafür auch etwas bieten“, fordert Heinrich Grupe.

„Wunder Punkt“ Wegezeiten

An- und Abfahrten zwischen Wohnort und Baustelle würden bislang in der Regel nicht entschädigt. „Dabei legen Bauarbeiter oft enorme Strecken zurück. Das ist verlorene Zeit für sie“, so die Kritik der IG BAU. Für diese Wegezeit nichts zu bekommen, sorge für immer mehr Unmut und Ärger unter den Bauarbeitern. Die Wegezeit sei für einen Großteil der Baubeschäftigten im Kreis Göttingen längst zu einem „wunden Punkt“ geworden.mp

Corona in Osterode- Ein Überblick über die Situation vor Ort