Göttingen. Fünf Tage Kontaktbeschränkung: Die Polizeidirektion Göttingen zieht eine erste Bilanz. Viele Bürger sind vernünftig, doch manchmal gibt es Probleme.

Seit vergangenem Sonntag gilt in Niedersachsen die so genannte Kontaktbeschränkung, deren Einhaltung unter anderem von der Polizei kontrolliert und durchgesetzt wird. Der Präsident der Polizeidirektion Göttingen, Uwe Lührig, zieht nach fünf Tagen eine erste Bilanz: „Seit die Kontaktbeschränkung in Kraft getreten ist, konnten wir einen spürbaren Wandel im Verhalten der Bürger erkennen. Die große Mehrheit hält sich erfreulicher Weise an die erlassenen Regeln und bleibt Zuhause. Dafür möchte ich all denjenigen danken, die sich auch ohne unsere Kontrollen verantwortungsbewusst an die Verfügung halten und damit sich selbst und ihre Mitmenschen schützen.“

Die Polizeidirektion Göttingen war personell auf den Beginn der Kontaktbeschränkung eingestellt und hat zusätzliche Streifen zur Kontrolle eingesetzt. Zusätzliches Personal war in Bereitschaft, um nötigenfalls kurzfristig die Kontrollen zu intensivieren. „Davon mussten wir glücklicherweise keinen Gebrauch machen,“ so Lührig. „Es gibt aber nach wie vor Menschen, die sich gleichgültig und verantwortungslos verhalten, indem sie sich weiterhin in Gruppen treffen, Kinder miteinander spielen lassen oder als Geschäftstreibende ihre Läden öffnen.“

Bislang wurden innerhalb der Polizeidirektion Göttingen 48 Ordnungswidrigkeitenverfahren und 13 Strafanzeigen wegen des Verstoßes gegen die Allgemeinverfügung des Niedersächsischen Sozialministeriums eingeleitet. In den überwiegenden Fällen blieb es bei gefahrenabwehrenden Maßnahmen, wie das Hinweisen auf die Kontaktbeschränkungen oder Platzverweise.

Tumultartige Szenen wegen Toilettenpapier

Daneben verzeichnet die Polizei aber auch einige kuriose Situationen. In Hildesheim etwa haben sich in einer Drogerie tumultartige Szenen abgespielt. Nachdem bekannt wurde, dass der Markt eine neue Lieferung Toilettenpapier erhalten hatte, versammelten sich Bürger bereits vor der Öffnung des Marktes vor dem Eingang. Als der Markt seine Türen öffnete sollen sich die Personen auf die Ware gestürzt und dabei das „freundliche Miteinander“ aus den Augen verloren haben. Um einer erneuten Eskalation vorzubeugen wird bei der nächsten Lieferung die Polizei Präsenz zeigen und gegebenenfalls eingreifen.

„Wir alle befinden uns in einer Ausnahmesituation und deswegen verstehe ich auch die Verunsicherung der Menschen. Allerdings braucht niemand einen Versorgungsengpass zu fürchten. Hamsterkäufe nutzen dem Einzelnen nichts, schaden aber der Allgemeinheit. Wortgefechte und sogar Schubsereien wegen einer Packung Toilettenpapier irritieren mich doch sehr. Dass die Polizei vereinzelt Geldtransporte begleiten und schützen muss, ist sicherlich nachvollziehbar. Aber dass wir als Polizei auch die Verteilung von Toilettenpapier schützen müssen, hätte ich mir niemals vorstellen können,“ kommentiert der Polizeipräsident den Sachverhalt.

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Die Kontrollen der Polizei gemeinsam mit den Ordnungsämtern der Städte und Landkreise werden auch in den kommenden Tagen fortgesetzt. „Unser Personalmanagement sah schon zu Beginn der umfangreichen Kontaktbeschränkung einen ressourcenschonenden Einsatz unserer Mitarbeiter vor. Die Kontakte untereinander wurden soweit wie möglich eingeschränkt. Mit Homeoffice und Bereitschaftsdiensten konnten wir eine Entzerrung in den Dienststellen erreichen. Darüber hinaus sind diese Kollegen sehr kurzfristig abrufbar und könnten jeder Zeit in den Dienst versetzt werden. Unsere Interventionsfähigkeit ist aber gesichert. Darauf können sich alle Bürger verlassen,“ so Lührig zum Personalmanagement innerhalb seiner Behörde.

Die Polizeidirektion Göttingen beschäftigt ca. 2.800 Mitarbeiter. Insgesamt wurden bisher fünf davon positiv auf Corona getestet, einer ist bereits wieder genesen. 29 weitere befinden sich in vom Gesundheitsamt angeordneter häuslicher Quarantäne, 36 bleiben als Vorsichtsmaßnahme der Dienststelle zwei Wochen zu Hause.

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