Göttingen. Der 21-jährige Student Maro Franke spielt mit seinem Team bei der Blizzcon in Los Angeles um die Weltmeisterschaft.

World of Warcraft (WoW) zählt weltweit zu den erfolgreichsten Computerspielen. „Etwa fünfeinhalb Millionen Menschen spielten es noch vor ein paar Jahren weltweit”, sagt Maro Simon Franke. Der 21-jährige Göttinger hat sich für die Weltmeisterschaft bei der Blizzcon in Los Angeles qualifiziert. Nächste Woche geht es los.

Der Göttinger studiert Mediziningenieurswesen an der HAWK. Obwohl das Studium jetzt, in der Vorbereitungsphase für den weltweit wichtigsten Wettkampf der Branche, etwas zu kurz komme, wie er einräumt. Täglich sechs bis acht Stunden Training, verbunden mit der Analyse der Streams der eigenen Spiele und der der Konkurrenten investiert der Göttinger derzeit. Ein Studium nebenbei: „Das machen nur Wenige“, sagt er.

Seit etwa zehn Monaten bereiten Franke und sein Team sich intensiv auf die Convention vor. „Wenn man vor 5.000 Leuten auf der Bühne spielt, dann will man keinen Fehler machen“, sagt er. „Making a Movie“ heißt sein Team. Und: Obwohl der Student bereits gut vom WoW-Spielen leben kann, will er eine Ausbildung für einen klassischen Beruf absolvieren. Wie kann man denn vom Spielen leben? „Zum einen gibt es Sponsoren und Verträge mit den Firmen der Spielebranche“, sagt er. Zum anderen seien die Youtube-Kanäle der besten Spieler lukrative Einnahmequellen. Nicht zuletzt stehen allein für das Siegerteam auf der Blizzcon 140.000 Euro Preisgeld bereit.

Franke ist sich bewusst, welche Chance im Leben er sich erspielt hat. Zum zweiten Mal in diesem Jahr reist er auf Kosten des Entwicklers Blizzard Entertainment in die Staaten – mit Gleichgesinnten und zu Gleichgesinnten. „Die Firma kümmert sich um alles, Flüge, Hotels, Transfers”, erzählt Franke. Mit einigen Freunden will er sich nach dem Wettbewerb noch auf eigene Faust Kalifornien anschauen.

Und: „Nach dem Wettkampf mache ich erst einmal mindestens eine Woche Pause beim Spielen, dann reicht es erst mal”, sagt er und lacht. Von einem klassischen Nerd, der keine analogen Freunde und nur den Rechner im Kopf hat, ist er weit entfernt. Sport – Tischtennis ist sein zweites Hobby.

Franke spielt seit einem Jahr mit seinem jetzigen Europa-Team. Gemeinsam mit einem weiteren Deutschen, einem Niederländer und einem Russen aus St. Petersburg will er um den Titel kämpfen. Gesprochen wird englisch. Außer den Europäern und US-Amerikanern treten in Los Angeles auch ein Team aus Südamerika, eines aus Australien und je eines aus China und Korea an. „Die Europäer werden als Favoriten gehandelt“, so Franke. Gespielt werde in einem doppelten KO-System. Im vergangenen Jahr holte sich das US-Team im Finale den Titel knapp vor einem Team aus Europa.

Aus Europa gehen jetzt insgesamt fünf Teams an den Start. Mit 21 Jahren ist Franke der jüngste in seinem vierköpfigen Europa-Team, das gegen den Rest der Welt spielt. „Vor allem die Amerikaner sind stark”, sagt Franke. Und weiter: „Die Top-Szene ist relativ klein“, sagt er. „Es ist schon seltsam, wenn man plötzlich nach Autogrammen gefragt wird“, so der Göttinger.

Franke ist sich bewusst, dass das Leben an der Weltspitze ein eher kurzer Abschnitt seines Lebens ist: Nicht nur Können, auch Schnelligkeit ist extrem wichtig: „Kein Spieler in der weltweiten Spitze ist älter als 28, 29 Jahre“, sagt er „Dann ist Schluss“. Danach werde man zu langsam. „Einen unglaublichen Abend lang werden wir die Spieler feiern, die durch ihre beispiellose Leidenschaft, ihre brillanten Talente und umwerfenden handwerklichen Fähigkeiten diese Gaming-Community zur großartigsten aller Zeiten machen“, schreibt Blizzard auf der Webseite zur Convention. Der Göttinger will sie gewinnen.

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