Ankara. Die türkische Präsidentengattin Emine Erdogan hat eine Vorliebe für extravaganten Luxus. Ein Blick in den prunkvollen Palast in Ankara.

Bei der Stichwahl um das Amt des türkischen Staatspräsidenten ging es am Sonntag nicht nur um die politische Zukunft von Recep Tayyip Erdogan, der das Land seit 20 Jahren führt. Die Wählerinnen und Wähler entschieden auch darüber, ob Emine Erdogan, die First Lady der Türkei, ihren Lebensstil im Präsidentenpalast von Ankara fortsetzen kann.

Über 1150 Zimmer hat der Ak Saray, der prunkvolle Palast, den sich der Erdogan am Stadtrand bauen ließ. Das Gebäude ist viermal größer als das Schloss von Versailles. Hier laufen alle Fäden der Macht zusammen. Nur wenigen Außenstehenden war es bisher vergönnt, die Privatgemächer zu betreten, in denen der Präsident mit seiner Gattin residiert. Von erlesenen Möbeln, teuren Teppichen und Seidentapeten – sogar in den Toiletten – wird berichtet. Ein Heer von Bediensteten umsorgt das Präsidentenpaar.

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Wenige Wochen nach der Fertigstellung des Palastes im Jahr 2014 gab Emine Erdogan dort ein Abendessen für ausgewählte Mitglieder islamischer Frauenverbände. Türkische Medien veröffentlichten Fotos, auf denen das feine Porzellan und die mit breiten Goldrändern verzierten Kristallgläser zu sehen waren, in denen das Personal den Gästen Wasser und Fruchtsäfte servierte. Tezcan Karakus Candan, die damalige Vorsitzende der Architektenkammer Ankara, kennt sich mit Geschirr aus. Sie schätzte den Wert jedes einzelnen Glases auf umgerechnet 360 Euro. „Eine Verschwendung“, wie Canan fand.

Die türkische Präsidentengattin, Emine Erdogan, hat eine Vorliebe für extravagante Luxusartikel.
Die türkische Präsidentengattin, Emine Erdogan, hat eine Vorliebe für extravagante Luxusartikel. © APAImages/Shutterstock | APAImages/Shutterstock

Emine Erdogan liebt Weißen Tee aus Rize – bis zu 1800 Euro pro Kilo

Einer Homestory der islamistischen Zeitung „Yeni Akit“ verdankt die türkische Öffentlichkeit weitere Einblicke in das Palastleben. Etwa die Information, dass Emine Erdogan Weißen Tee aus Rize am Schwarzen Meer bevorzugt, der Heimat ihrer Schwiegereltern. Der Kilopreis dieser Spezialität liegt angeblich bei umgerechnet 400 Euro, anderen Berichten zufolge sogar bei 1800 Euro.

Emine Erdogan stammt, wie ihr Mann, aus frommen, aber einfachen Verhältnissen. Zur Welt kam sie 1955 in Istanbul mit vier älteren Brüdern als fünftes Kind von Cemal und Hayriye Gülbaran. Die Familie stammt aus Siirt in Südostanatolien und ist ursprünglich arabischer Herkunft. Schon als 15-Jährige musste Emine auf Geheiß ihres ältesten Bruders das Kopftuch tragen. Emine habe sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und geweint, berichtete ihr Bruder Hasan Gülbaran später der Zeitung „Milliyet“.

Als sie Kopftuch tragen sollte, dachte Emine Erdogan an Selbstmord

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine Frau Emine winken zu Anhängern in der Parteizentrale in Ankara.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine Frau Emine winken zu Anhängern in der Parteizentrale in Ankara. © dpa | Ali Unal

Sie habe damals sogar an Selbstmord gedacht, sagte Emine Erdogan der türkischen Journalistin Gülay Atasoy. Inzwischen hat sie sich an das Kopftuch gewöhnt. Die türkische First Lady ist bekannt für ihre exquisiten Outfits aus edlen Stoffen. Die Kleider reichen bis zu den Schuhen und bedecken züchtig Hals und Handgelenke. Die farblich abgestimmten Kopftücher sind durchgestylt bis in die letzte Falte.

Bei der Wahl ihrer Accessoires gibt sich Emine Erdogan allerdings gern westlich. Beim G20-Gipfel in Japan wurde sie mit einer Krokodilleder-Handtasche aus dem Haus Hermès gesichtet. Türkische Medien taxierten den Wert der Tasche auf umgerechnet 45.000 Euro. Die regierungsnahe Zeitung „Hürriyet“ versuchte zu beschwichtigen: Die angebliche Hermès-Handtasche sei in Wirklichkeit eine in der Türkei gefertigte Kopie.

Das machte die Sache aber nicht unbedingt besser, denn mit dem Kauf eines Plagiats hätte sich Emine Erdogan strafbar gemacht. Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu, der am Sonntag in der Stichwahl gegen Erdogan antritt, gab der Präsidentengattin öffentlich den Rat, die Handtasche zu verbrennen – so macht es der türkische Zoll mit sichergestellten gefälschten Luxusartikeln.

Trotz der Liebe zu Hermès-Handtaschen: So einfach lebt Emine Erdogan

Emine Erdogan hält sich meist im Hintergrund. Die 68-Jährige gilt aber als einflussreich. Glaubt man den offiziellen Darstellungen, führt die Familie im Palast ein einfaches Leben. Emine Erdogan verarbeite sogar übrig gebliebene Früchte eigenhändig zu Essig, damit nichts weggeworfen werden müsse, berichten regierungsnahe Medien. Wie viele First Ladies widmet sich die Gattin des türkischen Staatschefs wohltätigen Aktivitäten. Themen wie Kindererziehung, der Schulbesuch für sozial benachteiligte Kinder und der Naturschutz liegen ihr nach Angaben des Präsidialamts besonders am Herzen.

Emine Erdogan tröstet die Erdbebenopfer in Malatya.
Emine Erdogan tröstet die Erdbebenopfer in Malatya. © APAImages/Shutterstock | APAImages/Shutterstock

Präsident Erdogan erklärte häufig, für ihn sei eine Frau „in erster Linie eine Mutter“. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau halte er für „widernatürlich“. Vier Kinder hat das Ehepaar Erdogan, zwei Töchter und zwei Söhne. Weil der Nachwuchs längst erwachsen ist, kann sich Mutter Emine ihrer anderen Leidenschaft widmen – dem Einkaufen. Die britische Zeitung „Daily Mail“ bezeichnete sie als „shoppingsüchtig“.

Emine Erdogan: Häme für teures Geschenk eines russischen Juweliers

Während eines Staatsbesuchs, auf dem sie ihren Mann nach Brüssel begleitete, habe sie mehrere Luxusläden eines Einkaufszentrums von ihren Sicherheitsbeamten kurzerhand absperren lassen, um in Ruhe shoppen zu können, schrieb die belgische Zeitung „La Capitale“. Manchmal muss Emine Erdogan nicht einmal die Kreditkarte zücken. Bei der Eröffnung eines Einkaufzentrums in Moskau überreichte ihr 2005 ein ortsansässiger türkischer Juwelier als Geschenk eine Kette im Wert von 27.000 Euro.

Tagelang kannten die türkischen Medien, die damals noch nicht unter Erdogans Kontrolle standen, kein anderes Thema. Nicht für die bedeutsamen politischen Resultate der Russland-Reise interessierten sich die Gazetten, nicht für Gaslieferungen und Textilexporte. Alles wurde überstrahlt von den Brillanten der Emine Erdogan. Aber es war kein gutes Licht, das die glitzernden Edelsteine auf die Erdogans warfen. Die Kommentare schwankten zwischen Häme, Spott und Empörung. Nach langem Hin und Her gab Emine Erdogan das teure Geschenk dem Juwelier zurück.