Berlin. Erneut starben mehr Menschen durch den Konsum von Rauschgift. Der Drogenbeauftragte nannte die Zahlen “schockierend und alarmierend“.

Die Zahl der Menschen, die an den Folgen des Missbrauchs illegaler Drogen gestorben sind, ist im vergangenen Jahr erneut angestiegen. Das geht aus einem aktuellen Bericht des Bundesgesundheitsministeriums hervor. Demnach starben 2022 insgesamt 1990 Menschen durch Drogenkonsum. Damit ist die Zahl laut Ministerium im Vergleich zum Vorjahr um fast neun Prozent gestiegen.

Die meisten Todesfälle gab es laut dem Bericht durch den Missbrauch von Opioiden, in den häufigsten Fällen Heroin und Morphin. Insgesamt starben durch Opioid-Konsum im vergangenen Jahr 1194 Personen, 749 davon durch Heroin oder Morphin. Die zweithäufigste Todesursache waren mit 663 Todesfällen Langzeitfolgen des Missbrauchs. Laut Gesundheitsministerium sind die Zahlen der Drogentoten in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen – 2012 war die Zahl mit 944 Menschen noch knapp halb so groß.

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Höchste Zahl Drogentoter 2022 in Nordrhein-Westfalen

Im Vergleich zwischen den einzelnen Bundesländern wurden in Nordrhein-Westfalen erneut die meisten Todesfälle gemeldet. Hier lag die Zahl bei 703 Menschen. Dahinter folgt Bayern mit 277 Toten und Berlin mit 230 Toten. Die niedrigste Zahl wurde mit 11 Todesfällen in Mecklenburg-Vorpommern erfasst. Einen deutlichen Anstieg verzeichnet das Saarland. Hier lag die Zahl 2022 mit 43 Todesfällen mehr als 50 Prozent höher als im Vorjahr.

Insgesamt starben deutlich mehr Männer durch die Folgen von Drogenkonsum als Frauen. Laut dem Bericht handelte es sich bei 1648 Todesfällen um männliche Personen. Das entspricht einem Anteil von 83 Prozent – im Gegensatz zu 342 Frauen. Das Durchschnittsalter lag demnach bei knapp 40 Jahren.

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Drogenbeauftragter der Bundesregierung fordert "Paradigmenwechsel"

Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, bezeichnete die Zahlen in einer entsprechenden Mitteilung des Gesundheitsministeriums als "schockierend und alarmierend". Er forderte deshalb erneut einen "Paradigmenwechsel" in der Drogenpolitik. Sucht sei eine Krankheit und kein Stigma.

"Suchtkranke Menschen dürfen nicht länger ausgegrenzt werden. Deshalb müssen wir über Drogenkonsum, über eine bessere Suchthilfe und mehr Prävention sprechen", so Blienert. Es brauche unter anderem niederschwellige Hilfen, die direkt bei den Menschen ankämen.

Er erwarte daher, dass "endliche alle an einem Strang ziehen und man in den Bundesländern auch der politischen Verantwortung nachkommt", erklärte der Drogenbeauftragte. "Wir brauchen politisch Verantwortliche mit politischem Rückhalt. Das Thema Sucht gehört in den Ministerien und Senaten der Länder auf die Chefebene." (csr)