Berlin. Sahra Wagenknecht stellt der Linken Bedingungen für ein Ende ihrer Pläne zur Partei-Neugründung. Die Parteichefin reagiert empört.

Linken-Chefin Janine Wissler hat empört auf Äußerungen der Linken-Abgeordneten Sahra Wagenknecht reagiert, sie werde bei einer grundlegenden Erneuerung der Linkspartei ihre Überlegungen zu einer neuen Partei stoppen. „Eine einzelne Person kann sich nicht das Recht herausnehmen, den Kurs einer demokratischen Partei diktieren zu wollen. Ich bin erschrocken über dieses Politikverständnis“, sagte Wissler dieser Redaktion.

Es sei „selbstverständlich, dass eine demokratisch verfasste Partei auf solche Erpressungsversuche nicht eingehen wird“, betonte Wissler. Der Kurs und das Programm der Linken seien demokratisch auf Parteitagen beschlossen worden. „Der Parteivorstand ist ein demokratisch gewähltes Gremium.“

Sahra Wagenknecht spielt schon länger mit Plänen zu einer möglichen Parteigründung und sorgte immer wieder mit entsprechenden Aussagen für Spekulationen. Am Montag hatte die Bundestagsabgeordnete angekündigt, ihre Überlegungen zu beenden, falls sich die Linke grundsätzlich erneuern würde.

Wagenknecht: Bei Neuaufstellung der Linken keine neue Partei

„Wenn die Linke sich völlig neu aufstellen würde, mit attraktiven Köpfen an der Parteispitze und einem vernünftigen Kurs, würde ich alle Überlegungen zu einer Neugründung sofort einstellen“, sagte Wagenknecht der „Welt“. Das sehe sie allerdings nicht, so Wagenknecht weiter. Die Mitgliedschaft der Linken hätte sich in den vergangenen Jahren stark verändert.

Janine Wissler hat die Aussage von Sahra Wagenknecht kritisiert, bei einer Neuausrichtung der Linken ihre Pläne zur Partei-Gründung stoppen zu wollen.
Janine Wissler hat die Aussage von Sahra Wagenknecht kritisiert, bei einer Neuausrichtung der Linken ihre Pläne zur Partei-Gründung stoppen zu wollen. © Getty Images News/Getty Images | Sean Gallup, Collection: Getty Images News Getty Images

Das größte Problem sei dabei, „dass eine Linke, die grüner als die Grünen sein will und sich mit woken Lifestylethemen beschäftigt, einfach keine ausreichende Wählerbasis hat“, so Wagenknecht. Die Politikerin hatte zuvor angekündigt, bis Ende des Jahres über eine mögliche Parteigründung entscheiden zu wollen.

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Das Vorgehen von Wagenknecht passe leider ins Bild, kritisierte Wissler nun. Schon seit Jahren bringe die frühere Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidatin ihre Thesen nicht in die Gremien der Partei ein, sondern verkünde sie in Interviews. „Ich sehe keine Bereitschaft, sich dem Austausch von Argumenten in einem demokratischen Meinungsbildungsprozess zu stellen.“

Zwischen Wagenknecht und der Linkspartei gibt es bereits seit einiger Zeit Differenzen. Die Parteispitze wirft ihr unter anderem eine zu geringe Distanzierung von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine vor.(csr/gau)